Hmm, ja, Robert Graves hat doch recht fantasievolle Ansaetze vertreten. Ansonsten bin ich da bei Etymologien sicherlich nicht dogmatisch, da ich da nicht behaupte, Fachmann zu sein.
Ich denke, dass die Einschaetzung des Buddhismus als Nichtreligion mittlerweile von der Religionswissenschaft endgueltig entsorgt wurde. Die Beurteilung als Philosophie war im Prinzip durch jesuitische Missionare erfolgt, damit es nicht als haeretisch galt, sich mit Buddhismus zu beschaeftigen, und das war nuetzlich. Ansonsten hat der Buddhismus halt alles, was eine Religion ausmacht, also Ritus, Tempel, Moenche und die Einbindung in das taegliche Leben der Glaeubigen, wie Begraebniskult, etc. Dass es dabei im Einzelfall durchaus auch zur Vergoettlichung von Buddha oder Boddhisattvas kommt, ist zwar auch ein Teilaspekt spaeterer Entwicklungen, aber nicht entscheidend fuer dieses Urteil. Ob das irgendwann mal als reine Philosophie gedacht war (was bei der Quellenlage eh nicht entscheidbar ist), ist sowieso unerheblich. Wir urteilen nicht ueber eine hypothetische Rekonstruktion der Anfaenge, sondern das, was ist. Und Philosophie ist eh Teil jeder Religion.
Edit: Wobei uebrigens anzumerken ist, dass auch der Buddhismus in seiner urspruenglichen Form (soweit bekannt) die Existenz von Goettern anerkennt, im Gegensatz zum Jainismus also nicht atheistisch ist; die Goetter werden nur nicht verehrt.
Fuer den Thread spielt das aber wohl keine Rolle. Die Legitimation, um die es hier geht, passiert im Buddhismus vollkommen anders.
(21-01-2022, 02:14)Apollonios schrieb: Was den Religionscharakter des Buddhismus betrifft, darüber kann man verschiedener Meinung sein. Auch wenn man Theismus nicht als Definitionsmerkmal von Religion betrachtet, lässt sich die Einordnung als Philosophie (Nichtreligion) gut begründen. Wobei natürlich zu beachten ist, dass beide Begriffe westlichem Denken entsprungen sind und daher auf diese Lehre nur bedingt anwendbar sind. Immerhin lässt sich argumentieren, dass die Bezeichnung Philosophie dem Inhalt der Lehre besser gerecht werde, zumindest was deren älteste rekonstruierbare Gestalt betrifft; später hinzugetretene ausgeprägt religiöse Elemente sind dem ursprünglichen Ansatz fremd.
Ich denke, dass die Einschaetzung des Buddhismus als Nichtreligion mittlerweile von der Religionswissenschaft endgueltig entsorgt wurde. Die Beurteilung als Philosophie war im Prinzip durch jesuitische Missionare erfolgt, damit es nicht als haeretisch galt, sich mit Buddhismus zu beschaeftigen, und das war nuetzlich. Ansonsten hat der Buddhismus halt alles, was eine Religion ausmacht, also Ritus, Tempel, Moenche und die Einbindung in das taegliche Leben der Glaeubigen, wie Begraebniskult, etc. Dass es dabei im Einzelfall durchaus auch zur Vergoettlichung von Buddha oder Boddhisattvas kommt, ist zwar auch ein Teilaspekt spaeterer Entwicklungen, aber nicht entscheidend fuer dieses Urteil. Ob das irgendwann mal als reine Philosophie gedacht war (was bei der Quellenlage eh nicht entscheidbar ist), ist sowieso unerheblich. Wir urteilen nicht ueber eine hypothetische Rekonstruktion der Anfaenge, sondern das, was ist. Und Philosophie ist eh Teil jeder Religion.
Edit: Wobei uebrigens anzumerken ist, dass auch der Buddhismus in seiner urspruenglichen Form (soweit bekannt) die Existenz von Goettern anerkennt, im Gegensatz zum Jainismus also nicht atheistisch ist; die Goetter werden nur nicht verehrt.
Fuer den Thread spielt das aber wohl keine Rolle. Die Legitimation, um die es hier geht, passiert im Buddhismus vollkommen anders.


