@Balsam: Um das noch mal zu wiederholen, weil, so scheint es mir, das nicht ganz klar geworden ist: Ich sehe jetzt erst einmal prinzipiell keinen Widerspruch von dem, was ich in diesem Thread thematisiert habe, und Deiner Interpretation des Inhalts der Geschichte. Mit diesem Thread habe ich gar nicht versucht, die Sintflutgeschichte zu interpretieren; hier geht es nur um den Zusammenhang der biblischen Erzaehlung mit dem zugrundeliegenden mesopotamischen Mythos. Ich haette hier auch noch mehr auf die Unterschiede der jahwistischen und der priesterschriftlichen Anteile der biblischen Erzaehlung eingehen koennen, um das klarer zu machen; vor allem die jahwistischen Textteile kleben am mesopotamischen Original. Die priesterschriftliche Ueberarbeitung ist sich der aus dieser Uebernahme entstehenden Probleme zumindest teilweise bewusst und versucht sie dementsprechend an juedische theologische Vorstellungen zu adaptieren, was zumindest teilweise gelingt. Das von Dir angesprochene Problem der unbedingten Gerechtigkeit Gottes ist dabei halt ein Problem, das die Ueberarbeitung in der Bibel eben gerade nicht loest.
Eine Unterscheidung zwischen Mythos und Geschichte ist zur damaligen Zeit nicht wirklich gegeben, so dass wir hier auf moderne Sichtweisen reflektieren. Der Sintflut-Mythos gehoerte sicherlich zum bekannten Mythenschatz in Kanaan oder dem spaeteren Juda. Der Mythos wurde also nicht historisiert, sondern, durch den "Sitz im Leben" des Autors motiviert, aus einem aktuellen Anlass adaptiert. Dass die Umlenkung der Verantwortung fuer das Missgeschick des juedischen Volkes von der Gottheit auf die Verfehlungen des Volkes selbst im Anschluss an erlittene militaerische Niederlagen dabei die Hauptmotivation des Autors darstellt, wird so in der heutigen Alttestmentik weitgehend anerkannt.
Und ja, mit unterschiedlichen Ansichten haben wir hier keine Probleme, solange Du sie begruenden kannst. Wenn jemand Deine Ansichten nicht teilt, heisst das erst einmal nicht viel, solange es nicht um sachlich falsche Voraussetzungen geht, was ich hier jetzt nicht sehe. Dass die Sintflutgeschichte mit der Vernichtung aller Menschen, allen Viehs, aller Kriechtiere und aller Voegel des Himmels wirklich nur Israel meinte, halte ich zwar sowohl von der Herkunft der Geschichte als auch von der Formulierung der Verse her fuer falsch, aber was soll's. Eine Vorstellung von "der ganzen Welt" hatten die Menschen damals wohl sowieso nicht.
(26-02-2022, 16:13)Balsam schrieb: So verstanden ist die Urgeschichte kein Mythos der historisiert wurde, sondern umgekehrt historische Geschichte, die mythologisiert wurde um die eigene Situation verstehen und zu erklären, so gut es eben gerade mit den zur Verfügung stehenden Mitteln der Zeit geht. Jeder Mythos hat insofern einen Wahrheitsgehalt in Bezug zur erlebten Realität der jeweiligen Kultur, die er trägt.
Eine Unterscheidung zwischen Mythos und Geschichte ist zur damaligen Zeit nicht wirklich gegeben, so dass wir hier auf moderne Sichtweisen reflektieren. Der Sintflut-Mythos gehoerte sicherlich zum bekannten Mythenschatz in Kanaan oder dem spaeteren Juda. Der Mythos wurde also nicht historisiert, sondern, durch den "Sitz im Leben" des Autors motiviert, aus einem aktuellen Anlass adaptiert. Dass die Umlenkung der Verantwortung fuer das Missgeschick des juedischen Volkes von der Gottheit auf die Verfehlungen des Volkes selbst im Anschluss an erlittene militaerische Niederlagen dabei die Hauptmotivation des Autors darstellt, wird so in der heutigen Alttestmentik weitgehend anerkannt.
Und ja, mit unterschiedlichen Ansichten haben wir hier keine Probleme, solange Du sie begruenden kannst. Wenn jemand Deine Ansichten nicht teilt, heisst das erst einmal nicht viel, solange es nicht um sachlich falsche Voraussetzungen geht, was ich hier jetzt nicht sehe. Dass die Sintflutgeschichte mit der Vernichtung aller Menschen, allen Viehs, aller Kriechtiere und aller Voegel des Himmels wirklich nur Israel meinte, halte ich zwar sowohl von der Herkunft der Geschichte als auch von der Formulierung der Verse her fuer falsch, aber was soll's. Eine Vorstellung von "der ganzen Welt" hatten die Menschen damals wohl sowieso nicht.