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Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte
#59
(01-03-2022, 19:55)Ulan schrieb: Und wenn Du meinst, meine Argumentation waere jetzt nur noch ad hominem, koennen wir diesen Austausch auch lassen. Nach Wahrheit auf welcher Ebene suchst Du denn eigentlich?
Ich habe nirgends behauptet, dass deine Argumentation ab jetzt nur noch ad hominem sein würde. Das war auf dieses eine Argument von dir bezogen. Ich bin kein Hellseher der in die Zukunft blicken kann. Allerdings erwartest du mittlerweile von mir, dass mir endlich klar wird, warum du mich hier als Inerrantisten siehst. Wenn du mich weiterhin so siehst, nachdem ich dir sagte, dass ich mit der Fehlerlosigkeit der Bibel nichts am Hut habe, ist das nicht mehr mein Problem. Dein Problem ist, dass du versuchst mir aus den logischen Inkonsistenzen von denen ich spreche, solche Fehler zu konstruieren die Inerrantisten nicht ertragen können, statt über die Sache zu sprechen um die es hier eigentlich geht. Nicht ich bin hier das Thema sondern der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte.

(01-03-2022, 19:55)Ulan schrieb: Nein. Wenn Du die Geschichte allegorisch verstehst, ist sie immer noch nicht historisch. Es handelt es sich dann um eine fiktive Geschichte, die sich mit historischen Gegebenheiten auseinandersetzt. Das ist ein wichtiger Unterschied. Bei Texten wie diesen wuerde ich sogar sagen, dass sie bestenfalls ein wenig angepasst wurden, um weiterfuehrende Deutungen zu erlauben. "Wahr" wird sie bestenfalls in ihren religioesen Aussagen, wenn man das will. Religioese Texte wie die Tora sind sinnstiftend; historische Erzaehlungen sind da nur ein Mittel zum Zweck.
Flutkatastrophen sind historisch. Flutkatastropen die die ganze Menschheit betreffen sind fiktiv. Da du "Wahr" in Anführungsstrichen schreibst und noch dazu vom Wollen abhängig machst, sind religiöse Aussagen also überhaupt nicht wahr. Sehe ich auch so. Religiöse Texte wie die Tora dienen der Sinnstiftung. Da gehen die Meinung auseinander, weil nicht alle religiösen Texte theologische Geschichtsdeutungen sind. In diesem Punkt unterscheidet sich die Tora von allen religiösen Texten die ich sonst so kenne, und das sind nicht wenige, wenn auch bei weitem nicht alle. Vermutlich war die Tora bzw. das AT insofern der erste Text, der sich auf tatsächliche (Kriege, Exil) und nicht auf fiktive Ereignisse (Flutkatastrophen die die ganze Menschheit betreffen) bezieht und wie du selbst sagst, sind die darin enthaltenen historischen Erzählungen mittel zum Zweck. Es gibt demnach historische Erzählungen im AT. 

Stellt sich nur noch die Frage, ob die Verpackung historischer Ereignisse in eine Allegorie etwas schlechtes ist. Das alle Allegorien fiktiv sind, dürfte klar sein. Du versuchst der Wahrheit die Fiktion entgegenzusetzen und das halte ich nicht für korrekt, weil durch Fiktionen Wahrheiten vermittelt werden können.

Iser, W., 2. Aufl. 2007, Akte des Fingierens oder. Was ist das Fiktive im fiktionalen Text?, in: D. Henrich / W. Iser (Hgg.), Funktionen des Fiktiven (Poetik und Hermeneutik 10), München, S. 121 schrieb:Die gängige Dichotomisierung von Fiktion und Realität ist nicht hilfreich. Sie übersieht das komplexe Wechselverhältnis zwischen fiktionalem Text und lebensweltlicher Wirklichkeit. In jedem fiktionalen Text gibt es Realität identifizierbarer sozialer Wirklichkeit ebenso wie Realität von Gefühlen und Vorstellungen. „Wenn fiktionale Texte nicht bar jeder Realität sind, dann erscheint es angezeigt, ein solches Oppositionsverhältnis als Orientierung für die Beschreibung fiktionaler Texte aufzugeben, denn die in ihnen erkennbaren Mischungsverhältnisse von Realem und Fiktivem bringen offensichtlich Gegebenes und Hinzugedachtes in eine Beziehung.“

Die beiden Kriege und das Exil sind unbezweifelbar soziale Wirklichkeitserfahrungen des jüdischen Volkes und natürlich ebenso historische Tatsachen, die in der mesopotamischen Vorlage nicht vorkommen.

(01-03-2022, 19:55)Ulan schrieb: Ich habe vorher schon erwaehnt, dass Du hier verschiedene Betrachtungsebenen vermischst, was dazu fuehrt, dass meine Einwaende anscheinend an Dir vorbeigehen. Die offensichtliche Doppelung, aus der Du bedeutungsschwangere Schluesse ziehst, ist doch fuer alle moeglichen Geschichten aus den J und P Strata bezeugt (wieviele waren das? 33? Eine gibt's sogar dreimal).
Das ist ein genau so pauschalisierendes Argument, wie das mit der Antike in der angeblich alle die Sintflutgeschichten als historisches Faktum betrachteten, wobei eigentlich klar sein müsste, dass ein Jude oder Christ die mesopotamischen Erzählungen natürlich nicht als historisches Faktum betrachtet hat. Ich muss doch jetzt nicht auf 33 Doppelungen eingehen, es reicht doch diese eine Doppelung von den Einzelautoren weg und auf einen Redaktor und seine Allegorie auf die Geschichte hin zu erklären, wie der eine Platon reicht, um dein pauschales Argument über die Antike zu entkräften.


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RE: Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte - von Balsam - 02-03-2022, 17:44

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