(01-02-2022, 13:00)Bion schrieb: Zu erklären, was Gott denn in dieser zeitlosen Ewigkeit vor der Schöpfung gemacht habe (Conf. XI 13ff.), damit hatte er seine liebe Mühe.
(02-02-2022, 00:31)Ekkard schrieb: Das Problem der Zeit ist erst mit der Einführung der Thermodynamik klar geworden, Stichwort "Entropie". Die Entropie beschreibt die Zunahme des Informationsgehaltes eines Vielteilchen-Systems (= unsere Welt) durch Veränderungen. Dies betrifft sowohl die äußere Welt also auch unsere innere Welt. Auf der Skala einzelner Beobachtungen vergeht die Zeit (die Entropiezunahme) auch völlig ungleichmäßig. Dass die Zeit als so gleichmäßig vergehend empfunden wird, liegt an der enormen Menge von Veränderungen praktisch an allen Orten.
Religionsphilosophisch gesehen hebelt die Entropiezunahme jede Prädestination aus. Denn mit einem vorgezeichneten Verhalten wäre die Entropie kleiner als sie es tatsächlich ist.
Interessanter Faden. Unsere Ratio und auch die Logik selbst ist untrennbar mit einem "wenn => dann" verknüpft. Untrennbar mit der Zeit verknüpft. Ohne Zeit gibt es auch keine logischen Aussagen. Fragestellung, was Gott "vor" der Zeit gemacht hat, ist unsinnig, da dieses "vor" zeitlich vor dem Anfang der Zeit "hüpft", wo es sie noch gar nicht gab. Und auch das "was Gott gemacht hat" ist ein Vorgang, den wir uns ohne Zeit nicht vorstellen können, das Machen ist ein Vorgang, der nur in der Zeit sinnvoll ist.
Der zweite Hauptsatz der Thermodynamik ist für den Physiker inhärent mit der Zeit verknüpft. Dass die Entropie S (Definition: S = k ln(Ohm), mit k Boltzmann Kontante, Ohm Anzahl der Zustände)) mit der Zeit zunimmt, ist zwar nur eine Frage der Wahrscheinlichkeit. Aber das Gegenereignis ist so extrem unwahrscheinlich, das es unmöglich ist. Wenn bei dem Apfel, der mit Raumtemperatur bei mir auf dem Tisch liegt, alle seine 10 hoch 24 Moleküle zufällig nach oben schwingen würden, würde er in die Luft schießen wie eine Rakete, und die Entropie würde abnehmen. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist unvorstellbar nahe bei Null, nämlich 1 durch (2 hoch 10 hoch 24). Deswegen gibt es kein "Apfel-Raketen-Wunder" obwohl es rein theoretisch möglich wäre.
Und interessant sind auch Überlegungen, was der "Wärmetod größtmöglicher Unordung" ist. Ist das eine völlig homogene Ursuppe (oder "Endsuppe") aus Neutrinos, wenn das letzte Proton zerfallen ist, in "10 hoch 500 Jahren"? (Zeit wäre genug da, ich spendiere im Zweifelsfalle 10 hoch 10000 Jahre, um das Süppchen durch kräftiges Rühren schön homogen zu machen) Bei einer völlig homogenen Endsuppe wäre ja auch das gesamte Universum ein Zustrand, der von unendlicher Entropie (S = unendlich) zu einem Sustand S = 1 einen "Phasenwechsel" macht, also einen neuen Urknall?! Und dann geht die Gaudi von vorne los? Das nur als Gedankenexperiment.

