16-06-2022, 12:59
(15-06-2022, 14:16)Ulan schrieb:(15-06-2022, 12:51)Rosenzweig schrieb: Witz, Wortspielereien und Polemik? Aber darauf kommt's doch gar nicht an, denn die Bibel kann ja nicht den Wert zur belustigenden Unterhaltung haben, sondern um den Ernst ihres religiösen Inhalts.
Das ist aber eine sehr bedauerliche Einstellung, auch wenn in Glaubensfragen natuerlich der "religioese Inhalt" ausschlaggebend ist. Das fuehrt dann leider auch dazu, dass manchmal die Polemik dann doch nicht gesehen und nach Phantomen gejagt wird, wie die Namen, die die hebraeische Bibel den Goettern anderer Voelker gibt. Auch das Neue Testment ist voller Wortspiele, dann halt auf Griechisch. Selbst die Namen der Figuren in den Geschichten sind oft schlicht Wortspiele, was wohl etwas ueber die Natur des Textes aussagt.
Wie gesagt, an Wortspielereien bin ich nicht interessiert und kann darin keinen religiösen Inhalt sehen. Wortspielereien gehören nicht in ein Religionswerk. Wenn ich Wortspielereien lesen will, dann in einem Witzblatt oder dergleichen.
Bisher hast du nur deine Meinung wiederholt, aber demonstrierst nichts an nachvollziehbaren Beispielen.
Oft ist es so, dass die Inhalte der Bibel gar nicht wirklich verstanden werden. Es lastet ein gewisser Druck, trotzdem zu nicken und sich dann eine biblische Welt zu konstruieren, um wegen des Drucks ja nicht zuzugeben, doch gar nichts verstanden zu haben.
Der Vortrag Rudolf Steiners, aus dem ich zitiert hatte, setzt sich weiter fort, indem er auf die Grundlage des Lichts der Geheimnisse der hebräischen Sprache im Verhältnis zwischen Vokalen und Konsonanten kurz eingeht. Das lasse ich hier weg und komme auf das zu sprechen, was er anschließend über den philiströsen Schatten unserer heutigen Sprache sagt. Es handelt sich um den Auszug eines Vortrags, der lebendig und anschaulich gehalten ist, weshalb solche Zitate häufig etwas länger sind, um gedanklich in den Zusammenhang eintauchen zu können:
Zitat:Das ist das Licht, das ich Ihnen hinmalen möchte. Und den Schatten möchte ich dagegenstellen: da wir in unserer Zeit in dieser Beziehung in hohem Grade Philister geworden sind. Unsere Sprache drückt nur noch Abstrakta, Allgemeinheiten aus. Das fühlen die Menschen gar nicht mehr. Sie drückt wirklich im Grunde genommen nur mehr Philiströses aus. Wie sollte es auch anders sein in einer Zeit, wo die Menschen anfangen, die Sprache sogar schriftstellerisch zu handhaben; in einer Zeit, wo so unendlich viel als Druckerware in die breite Masse hineingeht, wo jeder glaubt, etwas schreiben zu müssen, wo alles zum Gegenstand des Schreibens genommen wird. Ich habe erleben müssen, daß sich bei Gründung unserer Gesellschaft Schriftsteller aus Neugierde einfanden, die die Absicht gehabt haben, vielleicht nur einen Roman herausziehen zu können aus dieser Sache. Warum sollte es da nicht Gestalten geben, die man verzapfen kann in öffentlicher Schriftstellerei? Also wir müssen uns klar sein, daß wir im Gegensatz zu der Art und Weise, wie man über Sprache dachte als über etwas Heiliges, demgegenüber man die Verantwortung hat, daß ein Gott daraus sprechen soll -, daß wir eine Sprache haben, die abstrakt, leer, philiströs geworden ist. Daher ist es so unendlich schwierig, jene großen, gewaltigen Tatsachen, die uns mitgeteilt werden und anklingen zum Beispiel in den Evangelien, in heutige Worte hineinzupressen.
Zitat: Rudolf Steiner, Exkurse in das Gebiet des Markus-Evangeliums, Kyrios - der Herr der Seele, S.213 f

