(28-06-2022, 17:14)Ulan schrieb:(28-06-2022, 15:27)Rosenzweig schrieb: Bei Hesekiel 20:25 heißt es, so habe Gott auch Gesetze und Rechte gegeben, die nicht gut waren, durch die nicht gelebt werden konnte. - Aber ist deshalb Gott auch nicht gut, gibt er nicht gute Gesetze und Rechte? Klagt er sich etwa selbst an? Oder hat das alles einen Hintersinn?
Natuerlich hat das einen Hintersinn. Gott erzaehlt uns doch im Detail, wie es zu der Situation kam. Gott war beleidigt, weil ein Gutteil der Israeliten forderte, dass er endlich seinen Teil des Vertrags erfuellen sollte (das mit dem Land, wo Milch und Honig fliessen), und er wurde darueber sehr wuetend, weil wohl nirgendwo im Kleingedruckten stand, wann er seine Versprechen erfuellen wuerde. Da er mal wieder einen Tobsuchtsanfall hatte, beschloss er, alle Israeliten ausser Moses und seiner Familie um die Ecke zu bringen. Moses gab zu bedenken, dass Gott sich mit der Tat bei den anderen Voelkern bis auf die Knochen blamieren wuerde und jeder meinen wuerde, Jahwe sei unfaehig und gewalttaetig, und dass kein Mensch auf Erden ihn je wieder verehren wuerde. Gott musste einsehen, dass Moses recht hatte, und zog seinen Beschluss zurueck. Dieselbe Abfolge von Ereignissen passiert dann noch ein zweites Mal, da Gott anscheinend Anger Management Issues hat, aber Moses erinnnert ihn wieder, dass Jahwe das mit der Karriere als Gott dann vergessen kann. Die Passage mit den "schlechten Gesetzen" war dann Jahwes passiv-agressive Art, doch sein Muetchen zu kuehlen.
In der Folge geht's dann in dem Kapitel um einen Neuanfang, also ein "Schwamm drueber". Allerdings kommt er schon wieder mit einer langen Liste von Beschwerden, so dass die Zeichen nicht gut stehen.
Hallo zusammen,
... was sich ein Prophet (ob im alten Israel od. im Babylonischen Exil) so alles als "Strafe Gottes" ausmalte, war nun lediglich seiner persönlichen Ansicht und Deutung unterworfen.
Ich dagegen denke, dass ein allmächtiger "Gott" weder beleidigt ist, noch Blamage fürchtet, noch an irgendeinem Menschen sein Mütchen kühlt - oder gar irgendwelche bindende Verträge mit einzelnen Volksstämmen abschließt!

Das "Gottesthema" wurde seinerzeit verständlicherweise viel zu "menschenbezogen" gedacht. Immerhin verwendeten viele in späteren Jahrhunderten dann aber doch eine weit neutralere Sprache, wie z.B. mancher Philosoph, wenn er sich denn dieses Thema vornahm.
Ich meine: "Gott" lässt sich nicht "einspannen"! Dort, wo Mächtige dies für ihre weltlichen Ziele/Zwecke tun, entstehen nur sprachliche Unwahrheiten, stümperhaft kombiniert mit bildhaften Verzerrungen, welche aber, wenn sie auffliegen, sehr geschickt vertuscht od. mit entsprechenden Worthülsen und eisern vorgetragenem Autoritätswillen verteidigt und gerechtfertigt werden.
Da aber immer neue, unwissende "Schäfchen" nachwachsen, erlebte/erlebt dieses Schauspiel stets weitere neue Aufführungen.
Läge Jesus noch in seinem Grab, hätte er sich vor Gram darin schon oft umgedreht!

Gruß von Reklov