(03-07-2022, 22:13)Sinai schrieb:(03-07-2022, 13:43)Ulan schrieb: Jahwe wurde wohl von dieser urspruenglich kleinen Volksgruppe genau deshalb als Gott ausgewaehlt, weil er gewalttaetig war.
Bitte sei mir nicht bös, aber ist das nicht NS-Gedankengut ?
Nein, das hat mit NS nichts zu tun. Jahwe/Elohim hat sich, wie ich jetzt schon oefter angemerkt habe, doch spaeter grundlegend gewandelt, und das waren alles Prozesse unter der israelitischen und spaeter juedischen Priesterschaft.
Es geht mir darum zu erklaeren, wie solche alten Gottesvorstellungen in der Gegend funktionierten. Zwar waren die Voelker, inklusive der Israeliten, grundsaetzlich erst einmal Polytheisten - sie erkannten die Existenz und die Macht anderer Goetter durchaus an, was uebrigens auch die Bibel an mehreren Stellen macht - aber trotzdem hatte jedes Volk einen Hauptgott. Goetter waren so machtvoll wie ihre Voelker. Als die Assyrer den Vorderen Orient beherrschten, war ihr Gott Assur in den Augen der meisten Voelker der Gegen halt der maechtigste Gott. Wenn ein Volk "seinen" Gott suchte, konnte es sich aber nicht einfach jetzt Assur aussuchen, weil der besonders maechtig war. Assur war schliessliche der Gott der Assyrer, und das war der Gott, der im Vasallenvertrag mit der Bestrafung abtruenniger Vasallen beauftragt war.
Wie die Israeliten und ihr Gott sich fanden, beschreibt ja die Tora in mehreren verschiedenen Geschichten. Jahwe war ein Wettergott, und die Himmelsgoetter standen im allgemeinen relativ hoch in der "Goetterhierarchie". Sie waren halt maechtig und gewalttaetig, wenn auch nicht immer die hellsten. Im Krieg war das durchaus eine wuenschenswerte Eigenschaft. Einen faehigen General oder Koenig hatte das Heer vielleicht selbst; da musste der Gott jetzt auch nicht besonders schlau sein, Hauptsache er setzte seine Macht ein. Dieser Gott war so etwas wie ein maechtiges Biest, dessen Aggression man halt zu den eigenen Gunsten in eine bestimmte Richtung lenken wollte. Die Priester waren dann so etwas wie die Dompteure. Hier in dieser Geschichte ist das Moses. Er ist der einzige Mensch, der den rasenden Gott zum Einlenken bringen kann, weil sich dieser Gott halt von Moses sagen laesst, wenn er (der Gott) gerade dabei ist, Mist zu bauen.
Ein solches Gottesbild war urspruenglich die Lebensversicherung der Priesterkaste. Ein Gott, der als unberechenbarer Wueterich galt, kam ihnen gerade recht, weil sie dann den Glaeubigen erzaehlen konnten, dass nur sie, die Priester, in der Lage waren, das "Biest" zu zaehmen. Macht drei Schafe und einen Krug Olivenoel.