(05-07-2022, 01:16)Samana Johann schrieb:Zitat:Der "freie Wille" ist also mehr eine politische Forderung als eine individuelle Entscheidungsfähigkeit.
Wer da keine Freie Wahl anerkennt würde weder je Dankbarkeit und Güte erkennen, noch Anstrengungen tun, sondern in Untätigkeit verfallen.
Das waere dann aber ein Akt der freien Wahl. Da es die in dem hypothetischen Fall nicht gibt, ist auch Deine Aussage in sich nicht schluessig.
Die Idee, es gaebe keien freie Wahl, hat andere Auswirkungen. Dahinter steckt ja die Annahme, dass wir durch unsere tiefen inneren Ueberzeugungen und koerperlichen "Stellelemente" (Neurotransmitter-Spektrum etc.) zu gewissen Handlungsweisen und Entscheidungen neigen, also Geleise, in denen unser Handeln sich abspielt. Da auch Dankbarkeit und Guete im allgemeinen positive Rueckkopplungseffekte ausloesen, wird auch jemand, der nicht an freien Willen glaubt, solche Elemente gerne annehmen und austeilen, denn auch Dankbarkeit und Guete fallen unter die genannten "Stellelemente". Insofern wird jemand mit einer Disposition, Dinge zu beeinflussen, auch ohne freien Willen dieser Disposition folgen und selbstverstaendlich auch mit Dankbarkeit, Guete und Aktivitaet auffallen.
Wenn die Sache mit dem freien Willen so einfach waere, waeren die Philosophen schon lange zu einem Ergebnis gekommen. Was natuerlich immer bleibt, ist der "freie Wille" als ein Konzept, mit dem man andere Menschen motivieren kann. Als soziales Wesen ist der Mensch fuer Motivation verschiedenster Art durchaus anfaellig, und wenn eine entsprechende Disposition vorhanden ist, mag das im Einzelfall durchaus wirken, auch wenn es keinen freien Willen gaebe.