15-07-2022, 16:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 16-07-2022, 21:41 von Ekkard.
Bearbeitungsgrund: Ueberfluessiges Vollzitat entfernt
)
Hallo Rosenzweig,
... mein Thread über die Sprache soll das Wesen unserer "Bildsprache" hervorheben. Es ist aber nur ein Anfang, den ich hiermit fortsetzen will, um aufzuzeigen, dass unsere Sprache eben so begrenzt ist, wie unsere Erkenntnis und die hier im Forum aufgeführten Wortgefechte oft nur "Schatten-Duellen" gleichen. Unter diesem Aspekt sind nicht nur religiöse, sondern auch andere "Wortkombinationen" zu betrachten/verstehen...
Wieder führe ich also (als Fortsetzung) Auszüge von Karl Jaspers zur Sprache an:
>> Es ist das wunderbare Glück der wie von selbst entstehenden Sprachkraft, wenn wir durch die Wucht der Gehalte, nur von ihnen bewegt und auf sie gerichtet, diese mitteilen können, wenn die Gehalte uns klar werden und ineins damit auch die Sprache da ist.
Die Sprache schenkt sich aber nur dem Sachlichen; sie betäubt, täuscht, verflüchtigt den, der sich ihrer geradezu als Sprache und durch sie erst der Sache bemächtigen möchte.
DIE UNIVERSALITÄT DER METAPHER
Man unterscheidet die Worte ih ihrer eigentlichen Bedeutung von den Worten als Metapher. So hat das Wort Himmel seine eigentliche Bedeutung neben seiner gleichnisweisen, etwa wenn mit dem Wort Gott gemeint wird. Dies Unterscheidung ist aber nur eine realtive. Worte mit eigentlicher Bedeutung sind solche, bei deren Gebrauch das Bewusstsein ihres metaphorischen Charakters verloren gegangen ist.
"Alle Wörter sind Lautbilder und sind in bezug auf ihre Bedeutung an sich und von Anfang an Tropen ..., eigentliche Worte gibt es in der Sprache nicht" (Gerber I, 309).
Nietzsche nennt die Sprache daher ein bewegliches Heer von Metaphern. In ursprünglichen Metaphern erwächst ein bedeutungtragendes Wortmaterial, das dann weiter verwendet wird zu neuen Metaphern. So steckt in den Worten jeweils eine eigentümliche oder direkte Bedeutung nur durch Vergessen des Ursprungs. Diese eigentliche Bedeutung wird bewusst als Metapher verwendet.
In der Geschichte der Worte "sehen wir sich allmählich Bild an Bild fügen, eines das andere fortführend, korrigierend, verwischend" (Gerber I, 266).
Die Einsicht in den Grundcharakter der Sprache ist folgenreich:
1. Die Bedeutungen der Worte sind unsere Vorstellungen und Begriffe, die ihrerseits das Sein der Dinge in der Welt treffen. Aber unsere Vorstellungen und Begriffe und damit das Sein werden für uns erst zugleich mit der Wortbildung klar, unterscheidbar und zum festen Besitz.
Wenn aber die Klarheit des Seinswissens unlösbar ist von der entwicklung der Sprache, so kann man zweifelnd fragen, ob denn das "Bedeuten" der Sprache je die Sache selbst zu erfassen gestatte.
Die Arbeit des Klarwerdens schafft doch nur eine klare Bilderwelt. Wie in der Sprache immer nur jedes Gleichnis wieder nur Gleichnis eines anderen sei und nur durch Vergessen des metaphorischen Charakters der Boden vermeintlicher Eigentlichkeit entstehe, so sei das Sein für uns - unlösbar von der Sprache, in der wir denken - immer eines das Gleichnis des andern, nirgends ist das eigentliche Sein, das gleichnislos es selbst wäre.
Diese Auffassung identifiziert den charakter der Sprache mit dem charakter des Seins für uns. Das Vergessen des metaphorischen Charakters is im Sprechen zwar der psychologische Grund für die Möglichkeit, mit Worten durch den Gedanken Eigentliches auch abstrakt meinen zu können. Aber schon im Metaphorischen ist der Mensch doch auf eigentliches gerichtet. Zu jedem gleichnis gehört auch ein Wesen. In der Wechselbewegung gleichnishaften Spiegelns aller Dinge ineinander durch die Sprache ist nicht die Nichtigkeit des Spiegelns von nichts, sondern in der Tat eine Stufenfolge von Wesen für uns gegenwärtig.
2. Verstehe ich das Bildsein in aller Sprache, so hebe ich die Bilderwelt, in der wir sprechend leben, nicht auf. die Bilder sind nicht beseitigt, wenn wir eingesehen haben, es seien Bilder. Im Bilde sind Wahrheit und Wirklichkeit erfasst. Der Verstand, der kein Bild mehr will, behält nur das Nichts... <<
Hier breche ich ab. Das soll heute als weiterführender Denkansatz zur Sprache genügen. Bei Interesse folgt mehr!
Gruß von Reklov
Vollquoting des unmittelbar voraus gehenden Beitrags entfernt./Ekkard
... mein Thread über die Sprache soll das Wesen unserer "Bildsprache" hervorheben. Es ist aber nur ein Anfang, den ich hiermit fortsetzen will, um aufzuzeigen, dass unsere Sprache eben so begrenzt ist, wie unsere Erkenntnis und die hier im Forum aufgeführten Wortgefechte oft nur "Schatten-Duellen" gleichen. Unter diesem Aspekt sind nicht nur religiöse, sondern auch andere "Wortkombinationen" zu betrachten/verstehen...
Wieder führe ich also (als Fortsetzung) Auszüge von Karl Jaspers zur Sprache an:
>> Es ist das wunderbare Glück der wie von selbst entstehenden Sprachkraft, wenn wir durch die Wucht der Gehalte, nur von ihnen bewegt und auf sie gerichtet, diese mitteilen können, wenn die Gehalte uns klar werden und ineins damit auch die Sprache da ist.
Die Sprache schenkt sich aber nur dem Sachlichen; sie betäubt, täuscht, verflüchtigt den, der sich ihrer geradezu als Sprache und durch sie erst der Sache bemächtigen möchte.
DIE UNIVERSALITÄT DER METAPHER
Man unterscheidet die Worte ih ihrer eigentlichen Bedeutung von den Worten als Metapher. So hat das Wort Himmel seine eigentliche Bedeutung neben seiner gleichnisweisen, etwa wenn mit dem Wort Gott gemeint wird. Dies Unterscheidung ist aber nur eine realtive. Worte mit eigentlicher Bedeutung sind solche, bei deren Gebrauch das Bewusstsein ihres metaphorischen Charakters verloren gegangen ist.
"Alle Wörter sind Lautbilder und sind in bezug auf ihre Bedeutung an sich und von Anfang an Tropen ..., eigentliche Worte gibt es in der Sprache nicht" (Gerber I, 309).
Nietzsche nennt die Sprache daher ein bewegliches Heer von Metaphern. In ursprünglichen Metaphern erwächst ein bedeutungtragendes Wortmaterial, das dann weiter verwendet wird zu neuen Metaphern. So steckt in den Worten jeweils eine eigentümliche oder direkte Bedeutung nur durch Vergessen des Ursprungs. Diese eigentliche Bedeutung wird bewusst als Metapher verwendet.
In der Geschichte der Worte "sehen wir sich allmählich Bild an Bild fügen, eines das andere fortführend, korrigierend, verwischend" (Gerber I, 266).
Die Einsicht in den Grundcharakter der Sprache ist folgenreich:
1. Die Bedeutungen der Worte sind unsere Vorstellungen und Begriffe, die ihrerseits das Sein der Dinge in der Welt treffen. Aber unsere Vorstellungen und Begriffe und damit das Sein werden für uns erst zugleich mit der Wortbildung klar, unterscheidbar und zum festen Besitz.
Wenn aber die Klarheit des Seinswissens unlösbar ist von der entwicklung der Sprache, so kann man zweifelnd fragen, ob denn das "Bedeuten" der Sprache je die Sache selbst zu erfassen gestatte.
Die Arbeit des Klarwerdens schafft doch nur eine klare Bilderwelt. Wie in der Sprache immer nur jedes Gleichnis wieder nur Gleichnis eines anderen sei und nur durch Vergessen des metaphorischen Charakters der Boden vermeintlicher Eigentlichkeit entstehe, so sei das Sein für uns - unlösbar von der Sprache, in der wir denken - immer eines das Gleichnis des andern, nirgends ist das eigentliche Sein, das gleichnislos es selbst wäre.
Diese Auffassung identifiziert den charakter der Sprache mit dem charakter des Seins für uns. Das Vergessen des metaphorischen Charakters is im Sprechen zwar der psychologische Grund für die Möglichkeit, mit Worten durch den Gedanken Eigentliches auch abstrakt meinen zu können. Aber schon im Metaphorischen ist der Mensch doch auf eigentliches gerichtet. Zu jedem gleichnis gehört auch ein Wesen. In der Wechselbewegung gleichnishaften Spiegelns aller Dinge ineinander durch die Sprache ist nicht die Nichtigkeit des Spiegelns von nichts, sondern in der Tat eine Stufenfolge von Wesen für uns gegenwärtig.
2. Verstehe ich das Bildsein in aller Sprache, so hebe ich die Bilderwelt, in der wir sprechend leben, nicht auf. die Bilder sind nicht beseitigt, wenn wir eingesehen haben, es seien Bilder. Im Bilde sind Wahrheit und Wirklichkeit erfasst. Der Verstand, der kein Bild mehr will, behält nur das Nichts... <<
Hier breche ich ab. Das soll heute als weiterführender Denkansatz zur Sprache genügen. Bei Interesse folgt mehr!
Gruß von Reklov
Vollquoting des unmittelbar voraus gehenden Beitrags entfernt./Ekkard