22-07-2022, 15:54
(21-07-2022, 21:05)Rosenzweig schrieb:(19-07-2022, 20:24)Rosenzweig schrieb: Ist etwas, das manchem als Ungerechtigkeit gilt, bei näherer Betrachtung vielleicht gar nicht ungerecht?
Wenn Jehova den Menschen davor warnt, er solle oder dürfe nicht vom Baum der Erkenntnis nehmen - den Jehova ja selbst gesetzt hat, so dürfen wir annehmen -, muss das dann als eine Ungerechtigkeit gesehen werden, etwas Begehrenswertes, wie es die Schlange dem Menschen schließlich verrät, vor die Nase zu setzen, aber vor dem Nehmen oder Genuss warnen, sonst er sterben würde?
Wird einem Kind eine Schokolade in seinen Einfluss- und Wirkungsbereich mit warnenden Worten gesetzt, davon nicht nehmen zu sollen, weil es unabsehbare Folgen hätte, aber jemand kommt, die Folgen beschwichtigt und die Vorzüge des Naschens hervorhebt - wäre hier eine Ungerechtigkeit zu sehen?
Ich habe zwei Beispiele gegeben, sind beide überhaupt vergleichbar? Hat es dieselbe Bedeutung, wenn dem Kind eine Schokolade in die Reichweite seiner Möglichkeiten gebracht wird und dem Paradiesesmenschen der Baum der Erkenntnis?
Hallo Rosenzweig,
... Deine 2 Beispiele sind nicht vergleichbar - denn - jedes Kind sollte von der Aufsichtspflicht der Eltern unbedingt beschützt werden. Diese sollten also erst gar nicht eine "Schokolade mit unabsehbaren Folgen" in die Nähe des Kindes bringen oder sie dort dulden!

Man könnte also, wollte man denn die "Sündenfall-Story" als so geschehen annehmen, dem "Schöpfer" eine vernachlässigte Aufsichtspflicht vorwerfen, - vor allem deswegen, weil er ja seinem "Erzfeind" eine Sprecherlaubnis in seinem ureigenen Garten Eden erlaubt hat - ohne einzugreifen!
Aber - wie immer, wenn eine "Welterklärung herhalten soll" verrät sie sich über "Schwachpunkte" lediglich als ein Produkt menschlicher Vorstellungs- und einer damit verbundenen Erzählkunst.

So wenig, wie die moderne Anthropologie ein gültiges Menschenbild aufstellen kann, so wenig vermochten es auch seinerzeit die unbekannten Autoren der Genesis!

Woher wir kommen und wohin unsere Reise uns alle noch führen wird, lässt sich nicht so einfach entschlüsseln. Also bleiben uns nur Schritte in der Gegenwart und die Betrachtung unserer Historie.
Das Wissen um gut und böse zeichnet den Menschen eben aus, auch wenn damit verheerende Missetaten einhergehen.
Einem Tier ist dies so nicht möglich. Es lebt lediglich sein biologisches Programm - eingebunden in den Daseinskampf als Raub- oder als Beutetier.
Es gibt Ansichten, die vertreten die Meinung, "Gott" habe in seiner Allwissenheit den Ausgang der Prüfung unter dem Baum von vornherein gewusst, weil der freie Wille seiner "Menschengeschöpfe" nun mal auch neugierig und auf Erfahrungen aus ist, selbst wenn diese Leid einbringen.
Es musste und muss sich also zu allen Zeiten zeigen, inwieweit denn der Mensch durch Schaden klug werden kann. (?)
Gruß von Reklov