22-07-2022, 17:55
(22-07-2022, 16:33)Reklov schrieb: ... stelle das I aufrecht und Du bekommst (D)eine schmale Form. Schmal aber bleibt die Mundstellung ja in jedem Fall...
Heh, da wundert mich glatt, wer sich das ausgedacht hat. Das I (griechisch "iota") ist das phoenizische "yod", dort gesprochen wie "j" (und wir benennen den Buchstaben im Prinzip ja immer noch so). Das wiederum stammt von der Hieroglyphe fuer "Hand" ("yad"). Dass das Zeichen im Griechischen simplifiziert wurde, ist klar, aber das passierte mit vielen phoenizischen Buchstaben. Auch im Hebraeischen wurde das Zeichen stark reduziert, auch wenn es dort immer noch ein Konsonant ist (oder halt doch i, wenn als Mater lectionis benutzt).
(22-07-2022, 16:33)Reklov schrieb: Schau bei Wiki nach. Da findest Du Abbildungen von in Stein geritzten phönizischen Buchstaben.
Ich weiss, wie phoenizische Buchstaben aussehen.
(22-07-2022, 16:33)Reklov schrieb: Dieses Ritzen war ja der Grund für die typische Form dieser Schrift. - Erst mit einem Schreibwerkzeug wie z.B. dem Pinsel oder einer geschärften Gänsekiel-Feder (ca. ab dem 4 Jahrh. n. Chr.) vermochte man dann feinere Schriftbilder zu gestalten.
Phoenizisch wurde auch auf Papyrus geschrieben, aber Du meinst wahrscheinlich die Urspruenge in den proto-sinaitischen Graffiti. Nur, es geht hier halt um simplifizierte, aegyptische Hieroglyphen. Papyrus haelt leider nicht immer. Carthago z.B. hatte eine riesige Bibliothek, die von den Roemern restlos verbrannt wurde. Es ist einer der grossen Verluste der Menschheit, dass uns keinerlei laengere Texte der Phoenizier erhalten sind, wenn man bedenkt, dass sie lange Zeit im Austausch ueber das Mittelmeer fuehrend waren. Was blieb, sind die wenigen Beispiele auf nichtvergaenglichem Material. Ansonsten gehen halt die Buchstaben auf Bilder zurueck. Und unsere Vokale, wie sie zuerst in Griechenland eingefuehrt wurden, sind abgewandelte Konsonanten.
Kalligraphie wiederum interessiert mich nicht besonders, auch wenn mir einige Grundlagen von Schriftgestaltung bewusst sind. Z.B., selbst die roemische Antiqua in Grossbuchstaben, wie man sie auf Tempeln findet, folgte schon Regeln wie, dass bestimmte Buchstaben kleiner geschrieben werden muessen als andere, weil uns das Gehirn ansonsten eine ungleiche Groesse vorgaukelt, wenn alle Buchstaben gleich hoch geschrieben werden.