20-09-2022, 23:45
(20-09-2022, 21:14)Reklov schrieb: Wer Anselm v. Canterbury richtig versteht, erkennt, dass er mit seinem Gottesbegriff: Gott sei „das, worüber hinaus nichts Größeres gedacht werden kann“ (id, quo nihil maius cogitari potest) im Grunde jedem Menschen den Boden zu dessen rein persönlicher Denkarbeit vorbereitet.Eine Ansicht oder Vorstellung wird nicht dadurch plausibel, dass sie als "klug" und "klar" hingestellt wird. Es ist auch völlig unklar, wieso Anselms Aussage "im Grunde jedem Menschen den Boden zu dessen rein persönlicher Denkarbeit vorbereitet". Auch ist deine Anmerkung, dass jeder Mensch seinen Begrenzungen unterliegt, keine Folge von Anselms Gottesbeschreibung, sondern ist schlicht unsere menschliche Situation. Und damit hätten wir so viele Kleingötter, wie es Menschen auf Erden gibt - keine sehr stimmige Vorstellung!
Schon seltsam, dass Du, als "moderner Mensch", Anselms kluge Ausrichtung nicht kapiert hast.
Im Übrigen ist die Ansicht überholt, dass Gott diejenige Gewalt (im Himmel und auf der Erde) ist, über die hinaus man sich nichts vorstellen kann. Es gibt keine solche Grenze. Anderenfalls würde Gott durch einen Zirkelschluss (Höchstes = Gott = Höchstes) oder unendlichen Regress ("Größer ... größer ... größer ..." oder Wettbewerb der Superlative) definiert.
Ich halte Anselms entgegen, dass (auch) er nicht erkannt hat, dass Gottesvorstellungen jenseits der Sachebene agieren also im gesellschaftlich induzierten Deutungsdschungel.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

