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Die neuartige Idee von einer "Erdung" religiöser Ideen
#9
Im (protestantischen) Theologendeutsch ...
(12-12-2022, 12:18)Sinai schrieb: ... mir fällt auf, daß Du immer wieder was von "erden" der Religion schreibst:
Könntest Du das näher erläutern, was Du da überhaupt meinst?
Meine Antwort ist bereits im Beitrag von Ulan enthalten:
(13-12-2022, 00:47)Ulan schrieb: Es geht darum, Gedanken und Konzepte in praktische Anwendungen zu ueberfuehren, damit sie nicht einfach nur im Ideenraum schweben bleiben. Die Geschichten in der Bibel stehen nicht zur Unterhaltung in dem Buch. Die Frage war: was koennen wir heute noch fuer unser menschliches Zusammenleben aus diesen alten Geschichten lernen, und zwar in einer Weise, die fuer uns immer noch relevant ist?

(12-12-2022, 12:18)Sinai schrieb: Das Christentum funktioniert ja nur, wenn die Leute religiös fanatisiert sind. Nur dann sind sie zu Unnatürlichem bereit.

Hierzu hat sich 'petronius' zutreffend geäußert:
(12-12-2022, 16:27)petronius schrieb: und um das zu unterdrücken, sollen die gläubigen ja (im übertragenen, nicht elektrotechnischen sinn) "geerdet" werden. sie sollen sich mit dem, was uns (als gesellschaft, gemeinschaft) auf erden umgibt, befassen - nicht mit fanatisierter spinnerei über "Unnatürliches"

bist du dir sicher, daß du verstanden hast, wann und wie "Christentum funktioniert", bzw. hast du überhaupt ahnung von zeitgemäßer theologie?
Diese Rückfrage ist zwar rhetorischer Natur, widerspricht aber auch in meinem Sinne einer allzu eng gefassten "Funktionsweise DES Christentums".
Wenn dir christliche Gemeindearbeit geläufig wäre, dann wüsstest du, dass es weniger um die christliche Mythologie als um Jugend- und Altenarbeit, um Betreuung von sozialen Einrichtungen, um nationale und internationale Armutsbekämpfung, Gesundheitsschutz, Rettungsdienste, also kurz um "tätige Nächstenliebe" geht. Wären die Gemeindeglieder fanatisiert, würde all das nicht, jedenfalls schlechter funktionieren.


(12-12-2022, 12:18)Sinai schrieb: "Feindesliebe" zum Beispiel!
Total unnatürlich - kein Tier kennt das.
Oh, es gibt durchaus artübergreifende Kooperation! Das Gebot der Nächsten- und Feindesliebe ist in seiner menschlichen Ausprägung Kulturgut (siehe meine Vorredner).

(12-12-2022, 12:18)Sinai schrieb: Da muß einer schon ganz schön religiös aufgeheizt und verängstigt sein (Höllendrohung), um sich zur Feindesliebe herbeizulassen.
Oh nein! Es ist in vielen - nicht allen - Fällen vernünftig (ökonomischer), unsinnige Konfrontation zugunsten eines modus vivendi zu meiden.
 
(Feindesliebe)
(12-12-2022, 12:18)Sinai schrieb: Geerdete, normale Menschen haben keine Kraft dazu - wollen es gar nicht, finden das lächerlich.
Öhm, umgekehrt. Wer keine Kraft mehr hat, ist auf Kooperation unbedingt angewiesen. Feindesliebe ist ja nicht vorgeschrieben, sondern eine Frage eines vernunftgeleiteten Einsatzes.

(12-12-2022, 12:18)Sinai schrieb: Wenn Du das Christentum atheistisch machen willst, sozusagen eine Vereinigung von Gemeindemitgliedern zu ehrenamtlicher Frönung von unverständlicher weil unsinniger "Feindesliebe", dann wird daraus nichts
Das Frönen der Feindesliebe ist spieltheoretisch untersucht worden. Zumindest gibt es Fälle quer durch die menschlichen und tierischen Gesellschaften, die um jener Ökonomie willen zur Kooperation greifen an Stelle einer Konfrontation.

(12-12-2022, 12:18)Sinai schrieb: Und noch was: Glaubst Du im Ernst, daß sich "geerdete" Menschen für einen Jesus-Fan-Club von den Löwen fressen hätten lassen? Glaubst Du im Ernst, daß sich ein "geerdeter" Pater Kolbe für einen politischen Häftling umbringen hätte lassen? Glaubst Du im Ernst, daß sich "geerdete" Russisch-Orthodoxe Christen für ihre schönen Lieder von Lenin nach Sibirien schicken hätten lassen? Widerstand gegen eine Diktatur tut sich kein vernünftiger Mensch an. Der tritt aus der Kirche aus und distanziert sich öffentlich von ihr und holt sich das Mitgliedsbuch der Partei. Und wenn dann 1989 die Partei zusammenkracht, wirft er das olle Mitgliedsbüchl in den Mist. So denkt die Mehrheit der Menschen.
Mag sein. Aber wir wollen doch religiöse Motivation nicht absolut setzen. Es gibt Menschen, die sich für ihre Überzeugung opfern, und genauso gibt es das Heer der Opportunisten. Man muss halt die Situation im Auge behalten und sehr genau abwägen, was das Opfer wert ist.

Zudem ist es einfach auch wahr, dass sich "vernünftige Menschen" gegen ihre Diktatoren (Regime) aufgelehnt haben. Manchmal mit Erfolg für alle anderen. Regime sind halt auch nur Menschen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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RE: Die neuartige Idee von einer "Erdung" religiöser Ideen - von Ekkard - 14-12-2022, 00:43

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