17-12-2022, 00:38
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17-12-2022, 00:48 von Ekkard.
Bearbeitungsgrund: Interpunktion korrigiert
)
Hartmut Rosa, "Resonanz"
Das hat sich auch durch meinen Beitrag in Anlehnung an das Interview mit H. Rosa nicht geändert. Aber ich denke, wir verstehen deine Beweggründe, das große Ganze zu bemühen, auch ohne es definieren zu können.
Ich möchte aber davor warnen, das große Ganze mit dem Begriff "Wahrheit" gleich zu setzen.
Zurück zum Thema "Wahrheit":
Man könnte beispielsweise fragen, ob die soeben zitierten Sätze wahr sind bzw. ein Wahrheit ausdrücken.
Ich denke, das ist nicht der Fall. Solche Thesen sind dem Grunde nach Postulate, auf die man sich nach Vorstellung des (jeweiligen) Autors einigen sollte. Sie bringen zumindest wesentliche Teile menschlicher Sozietät "unter einen Hut".
Deshalb wäre es an der Zeit, die Ansprüche in unserem Fall an den Begriff "Wahrheit" auf ein vernünftiges, handhabbares Maß zu reduzieren.
Also: Nur Aussagen können wahr sein, wenn es dazu eine Prüfvorschrift gibt, die zu entscheiden gestattet, ob eine Aussage zutrifft.
Für alles andere müssen wir eben präziser sagen, was wir meinen: Forderungen, Definitionen, Axiome, Vereinbarungen, Glaubenssätze etc.
Und ich betone nochmals, das liegt nicht, wie du behauptest, an menschlichen Unzulänglichkeiten, sondern am innerbegrifflichen Widerspruch zum äußerlichen Anspruch, gar Pathos, jener Begriffe.
Beispiel: Der Begriff "Sein" umfasst alles, was zum Menschsein in seiner Welt gehört. Vorstellungsmäßig wird da nichts eingeschränkt. Im Begriff "Sein" steckt aber auch jeder partielle Aspekt von Sein, also auch Stückwerk und Scheitern. Der Begriff kann also gar nicht leisten, was er soll, nämlich das Ganze menschliche Dasein geradezu pathetisch zu überhöhen.
Man nehme die hehren Ansprüche durch ein paar praktische Einschränkungen zurück, und man bekommt durch "Dasein", "Leben" oder andere eingeschränkten Begriffe Brauchbares, um damit Philosophie zu treiben.
(16-12-2022, 19:20)Reklov schrieb: das Wort "Resonanz" würde ich in den Bereich der Kommunikation stellen. Es ist im Grunde das, was den Menschen ausmacht.Es geht in diesem Thread um die Frage nach der Wahrheit, wobei allen bisher unklar blieb, was unter dieser Bezeichnung zu verstehen ist.
2 passende Zitate von Karl Jaspers: >> Daß wir miteinander reden können, macht uns zu Menschen. <<
>> Die Menschheit zur Freiheit bringen, das heißt, sie zum Miteinander reden bringen. <<
(To bring freedom to mankind means to get them to talk to each other.)
Das hat sich auch durch meinen Beitrag in Anlehnung an das Interview mit H. Rosa nicht geändert. Aber ich denke, wir verstehen deine Beweggründe, das große Ganze zu bemühen, auch ohne es definieren zu können.
Ich möchte aber davor warnen, das große Ganze mit dem Begriff "Wahrheit" gleich zu setzen.
Zurück zum Thema "Wahrheit":
Man könnte beispielsweise fragen, ob die soeben zitierten Sätze wahr sind bzw. ein Wahrheit ausdrücken.
Ich denke, das ist nicht der Fall. Solche Thesen sind dem Grunde nach Postulate, auf die man sich nach Vorstellung des (jeweiligen) Autors einigen sollte. Sie bringen zumindest wesentliche Teile menschlicher Sozietät "unter einen Hut".
(16-12-2022, 19:20)Reklov schrieb: Dass die Resonanz nicht immer einen Gleichklang erzeugen kann oder muss, liegt an der Beschränktheit menschlichen Wissens und zum größeren Teil auch an der völlig unterschiedlichen psychologischen Ausstattung der so verschiedenartig denkenden Menschen, welche eine unterschiedliche "Auslegung der Welt" während ihres "Daseins" in sich herausbilden und diese mit ihrem Sprachvermögen auskleiden.Schon! Aber das Wichtige nach H. Rosa ist die Reaktion der jeweiligen Umgebung. Und der Mensch ist halt so gestrickt, dass er von seiner Umgebung anerkannt werden möchte. Die Inhalte stehen dadurch nicht so stark im Vordergrund, wie das bei wissenschaftlichen Berichten der Fall ist.
(16-12-2022, 19:20)Reklov schrieb: Der menschliche Wahrheitsbegriff wird solange "nebulös" bleiben, bis unsere Spezies das GANZE erfassen kann. Dies ist aber aus heutiger Sicht wohl schlecht möglich, - schon allein wegen dem unermesslichen Raum, der unseren kleinen Planeten umgibt!Das liegt bei dir daran, dass du von "Wahrheit" mehr verlangst, als der Begriff hergeben kann - so, wie das auch für "das Ganze", das "Sein", "das Heilige", gar "Gott" gilt. Das sind samt und sonders All-Vorstellungen, die per se, also auch ohne die Unterstellung menschlicher Unfähigkeit (Beschränktheit), ihre eigenen Widersprüche, Einschränkungen gar Fehler enthalten.
Deshalb wäre es an der Zeit, die Ansprüche in unserem Fall an den Begriff "Wahrheit" auf ein vernünftiges, handhabbares Maß zu reduzieren.
Also: Nur Aussagen können wahr sein, wenn es dazu eine Prüfvorschrift gibt, die zu entscheiden gestattet, ob eine Aussage zutrifft.
Für alles andere müssen wir eben präziser sagen, was wir meinen: Forderungen, Definitionen, Axiome, Vereinbarungen, Glaubenssätze etc.
(16-12-2022, 19:20)Reklov schrieb: So können wir zwar die hier vorkommenden materiellen/gegenständlichen "Erscheinungen" ergreifen/begreifen, aber nicht das SEIN selbst, das sie "hervorgebracht" hat. Allenfalls bleibt uns ein beschränkter "wissenschaftlicher" Blick auf die Entwicklungen der lebendigen und leblosen Erscheinungen, welche wir als EVOLUTION bezeichnen und verstehen.So wie du das formulierst, merkst du doch selbst, dass "das SEIN selbst" (also das Ganze, vielleicht Wahre) vollkommen "in der Luft hängt".
Und ich betone nochmals, das liegt nicht, wie du behauptest, an menschlichen Unzulänglichkeiten, sondern am innerbegrifflichen Widerspruch zum äußerlichen Anspruch, gar Pathos, jener Begriffe.
Beispiel: Der Begriff "Sein" umfasst alles, was zum Menschsein in seiner Welt gehört. Vorstellungsmäßig wird da nichts eingeschränkt. Im Begriff "Sein" steckt aber auch jeder partielle Aspekt von Sein, also auch Stückwerk und Scheitern. Der Begriff kann also gar nicht leisten, was er soll, nämlich das Ganze menschliche Dasein geradezu pathetisch zu überhöhen.
Man nehme die hehren Ansprüche durch ein paar praktische Einschränkungen zurück, und man bekommt durch "Dasein", "Leben" oder andere eingeschränkten Begriffe Brauchbares, um damit Philosophie zu treiben.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard