(07-12-2023, 16:01)Reklov schrieb: ... auch Bibelkritiker finden immer das, was sie finden wollen! Auch wenn es gar nicht da ist.
Das ist sehr selten, da es dafuer bei Bibelkritikern keinen Anlass gibt. Die meisten Bibelkritiker sind ja glaeubige Menschen; sie stellen sich aber der Aufgabe anzuerkennen, was die Bibel tatsaechlich sagt.
Das Problem mit der "Archaeologie mit der Bibel in der Hand" besteht darin, dass das, was gefunden werden soll, von der Bibel bestimmt wird. Wer die Bibel in ihren individuellen Aussagen als wahr ansieht und demgemaess auch die Aussagen zu Sodom und Gomorra als historisch wahr betrachtet, der findet dann halt auch Sodom und Gomorra, sobald irgendein Fund mit irgendeinem Detail im Bibeltext uebereinstimmt, auch wenn es sonst null Evidenz in die Richtung gibt. Andere Erklaerungen werden gar nicht erst untersucht, weshalb die Schlussfolgerungen wertlos sind. Der ganze Bibeltourismus in Israel ist bestimmt durch so etwas, wie, dass man das Haus von Petrus oder Maria besuchen kann, obwohl nicht mal die Identifikation des Ortes hundertprozentig klar ist, und noch viel weniger die einzelner Gebaeude.
Solche amerikanischen Bibel-Colleges, die einen Grossteil der Archaeologie in Palaestina und Jordanien finanziell und personell durchfuehren, sind immer in ihren Schlussfolgerungen mit Vorsicht zu geniessen. Sie finden halt dauernd Sachen, die nicht existieren, aber das weiss die serioese Archaeologie eben auch. Der Archaeologe, um den es hier geht, ist Professor an einer nicht-akkreditierten evangelikalen Einrichtung (also keine Hochschule, an der Studenten irgendwelche staatliche Foerderung beantragen koennten). Professoren an solchen Schulen muessen normalerweise jedes Jahr unterschreiben, dass sie die Bibel fuer woertlich wahr halten. So sieht dann normalerweise auch aus, was sie produzieren. Das nimmt in der Fachwelt keiner besonders ernst.
Im konkreten Fall des angeblichen "Sodom" wird in archaeologischen Kreisen die These favorisiert, dass es sich um das administrative Zentrum der roemischen Stadt Livias handelt und davor um Abel-Schittim.