(12-12-2023, 19:54)Rex schrieb: Die Evolutionstheorie und speziell die Züchtung sind meines Erachtens eher Belege für Gottes Existenz. Bislang ist es meines Kenntnisstandes nach nur gelungen Evolution als die Anpassung an die Umwelt und anderer Veränderungen nachzuweisen.
Nein, die meiste Evolution funktioniert vollkommen richtungslos. Fuer oder gegen viele Merkmale wird doch gar nicht selektiert, wie z.B. das Aussehen. Solange dieses andere Aussehen keine andere Funktion beruehrt - also, z.B., auffaelliger fuer Fressfeinde ist (negativ) oder attraktiver fuer die Artgenossen (positiv) - aendert sich halt nur das Aussehen einer Population. Kinder sehen anders aus als ihre Eltern, deren Kinder auch wieder, und das Aussehen ganzer Gruppen von Menschen oder Tieren aendert sich also laufend, bis getrennte Populationen halt im Mittel voneinander unterschiedlich aussehen.
Nur wenn sich durch die Aenderung auch eine funktionale Aenderung ergibt, kommt die "Anpassung" zum Tragen. Wobei "Anpassung" hier nur bedeutet: wer diesen Filter nicht passieren kann, kann keine Nachkommen hochziehen oder halt weniger als die Konkurrenz, und er oder seine Nachfahren scheiden aus.
(12-12-2023, 19:54)Rex schrieb: Die Züchtung, etwa bei Hunden, liefert da aber den schönen Beweis, dass dieser Evolution je nach Art verschiedene Grenzen gesetzt sind. So mag man aus einem Wolf eine Bulldogge, einen Terrier oder einen Bernhardiner züchten können, aber ein Delphin wird aus dem Wolf dann doch nicht.
Hat irgendjemand versucht, aus einem Wolf einen Delfin zu zuechten? Und wie lange zuechten die Menschen jetzt den Wolf, 30.000 Jahre, die meisten davon wohl ohne grosse Eingriffe? Mal sehen, bei *timetree.org nachgeschaut, und unser Wolf und der Delfin, den wir normalerweise so bezeichnen, hatten ihren letzten gemeinsamen Vorfahren vor 72,8 - 78,3 Millionen Jahren. Und das startete bei einer Art, die etwa mitten zwischen den beiden stand, also muesste man den Zeitraum verdoppeln. Wenn Gott also etwa 76 Millionen Jahre gebraucht hat, um aus einem gemeinsamen Vorfahren Wolf und Delphin zu schaffen, dann gib uns, bitteschoen, die 152 Millionen Jahre, die er gebraucht haette, und frage mich noch mal. Ja, Grenzen sind uns gesetzt: zeitlicher Art. Es sei denn, unsere Biotechnologie wird noch erheblich besser. Im Prinzip koennen wir heute Organismen designen. Mit Menschen wurde das ja schon gemacht, wenn auch in kleinem Rahmen.
(12-12-2023, 19:54)Rex schrieb: Dennoch gab es auch so etwas wie die kambrische Explosion.
Ja, vor mehr als einer halben Milliarde Jahren. Und ich glaube kaum, dass Du die Tiere von damals wiedererkannt haettest.
(12-12-2023, 19:54)Rex schrieb: Oder betrachten wir die Annahme der Evolutionstheorie, dass alles Leben aus einer Urzelle entspringt, die sich in einer Ursuppe gebildet hat. Da weiß man heute, dass auch im All Leben möglich ist.
Ich weiss jetzt nicht, was Du hier genau meinst. Andere Planeten mit lebensfoerderlichen Bedingungen sind sicherlich im All irgendwo zu finden. Ansonsten bezeichnen solche Ideen meist nur "Molekuele des Lebens", also die Bausteine, aus denen Leben entstehen koennte. Der Weltraum sterilisiert ganz schnell ihm ausgesetzte Lebewesen, es sei denn, sie sind vor ihm geschuetzt. Das ist auch ein Problem, mit dem sich z.B. Marsexpeditionen noch herumschlagen werden muessen.
(12-12-2023, 19:54)Rex schrieb: In etwa könnte man da argumentieren, dass die Evolutionstheorie leider noch auf einem Stand einer geozentrischen Weltsicht ist, während sich die Wissenschaft bis dato doch schon zu einem azentrischen Weltbild entwickelt hat und bei der Evolutionstheorie daher noch erheblicher Forschungsrückstand herrscht. Aber das ist meine persönliche Meinung.
Vom Mechanismus her ist die Theorie eigentlich klar. Die allerersten Anfaenge sind schwer zu fassen, aber halt auch nicht Teil der heutigen Evolutionstheorie, aber was nach unserem ersten gemeinsamen Vorfahren, einer einzelnen Zelle, passierte, ist uns weitgehend klar, wenn auch hin und wieder Details der Reise fehlen.
Ansonsten, wenn's Dich interessiert, schaue Dir das aelteste laufende Evolutionsexperiment an. Das ist sehr simpel, mit immer gleichen Bedingungen, nur einer Art, keiner Nahrungsknappheit, mit Coli-Bakterien. Die aufregendste Veraenderung - ausser, dass sie mit der Zeit immer groesser wurden - war, dass ein Zweig der Nachfahren eine neue Nahrungsquelle erschloss. Die Kultur, mit der gestartet wurde, konnte nur Glukose (Traubenzucker) nutzen. aber nach wer weiss wieviel Jahren konnte eine Kultur zusaetzlich von Zitronensaeure leben und wuchs deshalb schneller. In diesem Fall haette sie das fast umgebracht, da sie alle "normalen" Colibakterien ueberwuchsen, und die Zitronensaeure war als Puffer in der Loesung, also um den pH stabil zu halten, da das System ja geschlossen war. Aber klar, auch so etwas passiert in einem vollkommen langweiligen System.

