13-12-2023, 16:41
(13-12-2023, 10:13)Rex schrieb: Bezugnehmend auf die Frage zur Existenz Gottes noch eine kurze Anmerkung. Im Thomas Evangelium steht beispielsweise sinngemäß, dass wenn man nicht den Sabbat zum Sabbat macht, dann wird man den Vater, also Gott, nicht sehen. Das erklärt für mich den Unterschied, weshalb einem Gläubigen warm ums Herz werden kann, wenn er fest glaubt, ein Atheist aber nichts verspüren wird und weshalb ich es nun mal so sehe, dass Gott zugleich existieren kann und auch nicht sein kann. Die Frage dabei ist zum einen die der Realität und inwieweit die Perspektive oder der Standpunkt die Realität beeinflusst. Das ist ja nicht nur bei religiösen Menschen so, dass sie Dinge verklärt oder voreingenommen,... betrachten können.
Hallo Rex,
nicht nur das mit dem "Sehen von Gott" ist so eine Sache! Laut Bibel zeigte sich dieser dem Moses auch nur in Form eines "brennenden Dornbuschs".
Und ob der jüd. Glaube, den Sabbat zum Sabbat zu machen, solches bereits ermöglicht, darf und sollte ebenfalls skeptisch betrachtet werden dürfen.
Atheisten und Gläubige stehen aber seit jeher vor dem gleichen Erkenntnisproblem:
Der Hintergrund des Daseins im Sein ist nicht erkannt! Was auch immer an Materiellem (ob lebendig oder nicht!) vom Menschen erforscht wurde/wird, zeigt sich uns wie in einem Spiegel, wird aber aus sich selbst nie zureichend "begriffen".
So wird auch der unzugängliche "Gottesgedanke" nur in Gleichnissen vorgestellt. Die sich dabei aufdrängenden Vorstellungen sind aber noch keine "Erkenntnis". Ihr besonderes Merkmal ist, dass sie einen abschließenden Sinn haben, als ob das GANZE mit ihnen schon überblickt wäre.
Fehlt ihnen aber auch der Erkenntniswert im Sinne der Forschung, so waren und sind sie doch sinnvoll als "Zeiger" auf richtungsgebende Ideen, wie z.B.:
Das Leben ist ein einziges, ganzes. Seine Wirklichkeit in der Welt, wie wir sie kennen, ist die Verzweigung des einen Lebensbaumes in die unendliche Mannigfaltigkeit seiner Gestalten, welche entstehen und vergehen. Es zeigen sich dem Menschen also Grundmodi des Lebendigen, die Urverzweigungen des Einen.
Dasjenige, was die Forschung dem Lebensganzen abringen kann, wird als Physik und Chemie für uns "wahr", wie z.B. die biologisch fassbare Besonderheit von Mensch, Tier und Pflanze, obwohl dies alles niemals zur abschließenden Erkenntnis dieser Grundmodi führt. Die "Ideen der Forschung" sind wahr, solange sie Richtung geben und Hintergrund bleiben. Sie werden unwahr, wenn ihr Inhalt zu abschließender, bestimmter Erkenntnis des GANZEN wird, dasjenige als verloren aufgegeben wird, was uns Religionen eben auch nur als Gleichnisse anbieten können und an seine Stelle ein rein objektives, durchschaubares gegenständliches Geschehen tritt.
Auch mit den Mitteln der Philosophie konnte das DASEIN nur "erhellt" werden. Man versuchte das unmittelbare gegenwärtige Dasein mit den Mitteln der Sprache, als Gleichnisse vom Ganzen in gedanklichen Bewegungen zu halten. Vieles konnte als Wissen eingeordnet und geklärt werden, Gleichnisse aufgehoben werden. Doch der Ursprung wurde immer wieder von neuem inne, bereichert in Anschauungen, Erfahrung, Klarheit, - jedoch ohne dabei an ein Ende zu kommen. (Wen aber sollte dies auch schon groß wundern?)

Um eine Zeile von Dir aufzugreifen: "Gott" kann wohl schlecht existieren und zugleich nicht sein, denn Existenz aus sich heraus, ist nun mal eine der Haupteigenschaften, welche diesem Wesen zugedacht/zugesprochen werden. Vergänglichkeit (Kommen und Gehen) ist jedoch typisch für gegenständliche Erscheinungen. Dieses von Menschen so benannte Schöpferwesen ist wohl auch besser völlig unabhängig von unseren Meinungen und Ansichten zu denken, - ähnlich wie die gesamte "Himmelsmechanik".
Bereits aber dasjenige, was der Mensch unter dem Begriff "Glück" eingeordnet hat, ist in Wahrheit nicht anschaulich vorzustellen und unter nur zeitlich begrenzten Bedingungen erkennbar und wirksam. Denn was auch immer Menschen als das Glück denken, es zeigt sich als unhaltbar, weil es in sich Widersprüche birgt, auch der Ursprung seines eigenen Untergangs ist - und nicht selten die Quelle neuen Übels.
Gruß von Reklov