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Warum gibt es Leid und das Böse in unserer Welt?
Übergross war die Freude, unwidersprochen zu erfahren, dass es weder das Böse noch das Leid gibt. Diese Freude musste erst gründlich verdaut werden.

Wieso hat das denn nicht schon Leibnitz erkannt, der den Begriff der Theodizee - Frage schuf: wie kann ein guter Gott das Böse zulassen? Wie kann er all die Schmerzen und Schrecken seiner Welt vor sich rechtfertigen?

Gott jedoch hat seine Schöpfung offenbar gut befunden (1 Moses 1.3ff) und Papst Clemens I. um 90 - 101 dachte, dass sowohl das Gute wie das Böse in Gott seinen Anfang genommen habe. Gott jedoch ist Licht und keine Finsternis ist in ihm (1 Jh 1,5). Auch Sokrates und Platon vertraten den Grundsatz, dass alles, was ist, an sich gut ist. Schlecht oder böse ist immer nur ein Mangel an Gutem. Deshalb gibt es das Böse als eigenständiges Prinzip nicht.

Nach dem apokryphen Henoch - Buch soll das Böse in die Welt gekommen sein, indem die zu Dämonen gefallenen Engel "die Seelen der Menschen vergifteten". Die Gnosis sah den Ursprung des Bösen in der zweigeteilten Schöpfung, wonach die unsichtbare, geistige Schöpfung gut ist, die materielle, sichtbare Welt aber böse.

Paulus erklärt das Böse mit dem Sündenfall im Paradies (1 Rö 5,12ff) und begründet damit die Erbsündenlehre, die dann vom Konzil von Trient zum Dogma erkoren wurde.

Als erster Theologe hat Justinus der Märtyrer (gest. um 165) die Dämonen für gefallene Engel erklärt, die das Böse in die Welt gebracht haben. Gleicher Ansicht waren die frühchristlichen Schriftsteller Tatian (110-172), Clemens von Alexandria (150-220), Tertullian (160-230) und Lactentius (250-325). Auch der berühmteste christliche Theologe des Altertums, der Kirchenvater Origenes, hat den Ursprung des Bösen auf die gefallenen Engel zurückgeführt. In seiner Lehre von der Präexistenz der menschlichen Seele vertritt er die platonische Idee, dass wir Menschen ursprünglich Engel waren, die sich gegen Gott verfehlt haben. Diese Lehre wurde auf dem Konzil von Konstantinopel im Jahre 553, nach heftigen Streitereien und unter zweifelhaften Umständen durch Mehrheitsbeschluss verurteilt.

Alle, die die Präexistenz der Seele annehmen und glauben, sie seien einstmals Vernunftwesen gewesen und hätten heiligen Mächten angehört und hätten sich dann von Gott abgewandt .... seien verflucht.

Mit diesem Anathema begann eine Entwicklung, bei der der Engelsturz und deren Rückkehr über die Erde kein Thema mehr war und wird auch heute nicht oder kaum von Theologen in Erwägung gezogen. Auch nach Thomas von Aquin gibt es das Böse an sich nicht, es ist lediglich ein Fehlen von Gutem. Die Theologie jedoch sieht sich ausserstande dieses Fehlen des Guten resp. das Böse zu begründen, sie befindet sich im Zustand der Hilflosigkeit, meint Richard Swinburne. Selbst Hans Küng bekennt: "Seit Jahrzehnten habe ich mich mit all den Versuchen der Theodizee immer wieder beschäftigt und bin zu der klaren Überzeugung gekommen, dass es keine theoretische Antwort auf das Theodizee-Problem gibt.

Dies ist eindeutig die Folge des verfehlten Konzilsbeschlusses von 553 in Konstantinopel, mit dem die Lehre des Origenes vom Geisterfall als Irrlehre verurteilt wurde. Dadurch hat sich die christliche Kirche den Zugang zur Lösung der Frage nach der Herkunft des Bösen verbaut. Sog. fortschrittliche Theologen versuchen heute, die Existenz des ersten Verursachers des Bösen überhaupt zu leugnen, indem sie behaupten, das Böse gebe es als diabolische Geistesmacht gar nicht.
Dem ist zu erwidern: Die List des Gegensatzes besteht darin, uns davon zu überzeugen, dass es ihn gar nicht gibt.

Es erstaunt sehr, mit welcher Leichtigkeit die Gerechtigkeit, Liebe und Allmacht Gottes mit Füssen getreten wird, um ja nicht auf einen äusserst dubiosen Konzilsbeschluss zurückgreifen zu müssen!


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RE: Warum gibt es Leid und das Böse in unserer Welt? - von Farius - 27-12-2023, 10:22

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