(30-12-2023, 11:16)Farius schrieb: Lieber Ulan,
vorab möchte ich bemerken, dass ich in früher Primarschule - allerdings schon einige Jahrzehte her - im katholischen Religionsunterricht, über den Engelsturz unterrichtet wurde.
Viele katholische Traditionen, die Teil der Lehre ausmachen, haben ihren Ursprung in ausserbiblischen Vorstellungen. Hier gibt es zwar im Prinzip einen Hinweis in der Bibel, aber katholische Interpretation geht weit darueber hinaus (im Normalfall wird hier eine Stelle verwendet, die weder irgendetwas mit Engeln noch deren Sturz zu tun hat).
(30-12-2023, 11:16)Farius schrieb: Gott als absoluter Herrscher ist jedoch ein Herrscher der Liebe, denn er ist allmächtig und vollkommen. Die riesige Anzahl an Engel bedingt natürlich die Einhaltung einer Ordnung, ansonsten ist die göttliche Harmonie gestört. Es wurde damals schon erzählt, dass Gott Christus, seinen einzigen Sohn als König über alle Engel eingesetzt hatte und Luzifer, das erste Geschöpf nach Christus, irgendwann, als es schon riesige Engelscharen gab, neidisch wurde und den Thron Christi beanspruchte.
Ja, das sind solche ausserbiblischen Traditionen.
(30-12-2023, 11:16)Farius schrieb: Gott wusste von allem Anfang an, dass der freie Wille seiner Kinder auch ein Verhalten und Entscheiden gegen seine Gesetze möglich macht - und so geschah es auch. Der Rauswurf aus dem Himmel beendete das dortige Chaos und stellte die himmlische Harmonie wieder her.
Da Gott allmaechtig und vollkommen ist, wollte er das so und ist dafuer verantwortlich.
(30-12-2023, 11:16)Farius schrieb: Dass die Geschichte des Engelsturzes nicht als Hinweis verwendet werden darf, sich nicht gegen die eigene Obrigkeit zu wenden, geht daraus hervor, dass diese eben weder vollkommen noch allmächtig ist. Die hiesigen Obrigkeiten müssen oder müssten sich das Vertrauen des Volkes verdienen - zum Beispiel indem Wahlversprechen eingehalten werden -um nur die geringste aller Forderungen zu erwähnen.
Man vergisst gerne, dass die Kirche ueber mehr als ein Jahrtausend Teil dieser Obrigkeit war, sogar der "erste Stand", und es natuerlich in erster Linie um den Erhalt der eigenen Weisungsbefugnis ging.
Wie auch immer, was Obrigkeiten angeht, so wird die Bibel doch deutlich (Roemer 13, EU):
"1 Jeder ordne sich den Trägern der staatlichen Gewalt unter. Denn es gibt keine staatliche Gewalt außer von Gott; die jetzt bestehen, sind von Gott eingesetzt. 2 Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen. 3 Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, sodass du ihre Anerkennung findest! 4 Denn sie steht im Dienst Gottes für dich zum Guten. Wenn du aber das Böse tust, fürchte dich! Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert. Sie steht nämlich im Dienst Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der das Böse tut. 5 Deshalb ist es notwendig, sich unterzuordnen, nicht allein um der Strafe, sondern auch um des Gewissens willen. 6 Das ist auch der Grund, weshalb ihr Steuern zahlt; denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben."
Gehorche der weltlichen Obrigkeit und zahle Deine Steuern. Das ist so Gottes Wille.
Solche Erzaehlungen wie die ueber den Engelsturz zu versuchen zu transzendieren, ist im Prinzip der Versuch, deren Aussagen nachtraeglich zu modernisieren, auch wenn sie nie so gemeint waren. Es ist der Versuch, damit umzugehen, dass die Bibel ein strikt autoritaeres und undemokratisches Gesellschaftsbild vertritt. Das ist nicht ihr, also der Bibel, Problem, da sie ein Kind ihrer jeweiligen Zeit ist. Das Problem entsteht heute, wo solche Passagen als autoritativ verkauft werden.