(22-04-2024, 13:47)Sinai schrieb: Durch die von Maria Theresia 1774 eingeführte Allgemeine Schulpflicht hatten die Beamten (Lehrer) ...Kinder in ihrem Gewahrsam und erfuhren alles, was daheim geredet wurde...
Damit zur Sache nicht noch mehr Unsinn verbreitet wird, überführe ich das Thema in den Bereich "Geschichte".
Zur Einführung der "Schulpflicht", die übrigens in Österreich auch unter Maria-Theresia nicht mit dem verpflichtenden Besuch einer Schule verbunden, sondern immer vornehmlich Bildungspflicht war (mit staatlicher Überprüfung des Bildungsfortganges bei Privatunterricht, was bis heute seine Gültigkeit hat), folgender Eintrag im Standardwerk zur österreichischen Geschichte:
Maria Theresia selbst erkannte, »daß die Erziehung der Jugend beyderley Geschlechtes als die wichtigste Grundlage der wahren Glückseligkeit der Nationen ein genaueres Einsehen allerdings erfordere«. Zwar atmet dieser Grundsatz den Geist der aufklärerischen Theorie, doch der Reform des Unterrichtswesens lagen auch praktische Gesichtspunkte zugrunde. Einer der Grundgedanken der Aufklärung war die Veränderung der Welt zum Besseren durch Bildung, die den »finsteren Aberglauben« ersetzen sollte. Daher versuchte der Staat des 18. Jahrhunderts in der Bildungspolitik auch den seit langem gefestigten Einfluss der Kirche zu beseitigen oder zumindest zurückzudrängen.
Daneben waren auch wirtschaftliche und staatspolitische Gründe für die Förderung der allgemeinen Bildung maßgeblich. Das Hauptaugenmerk der Reformer galt der Verstaatlichung und Säkularisierung des Schulwesens in Hinblick auf den übergeordneten Gesichtspunkt der Nützlichkeit.
Karl Vocelka. Österreichische Geschichte 1699-1815. Band 9 von 14 Bänden. 2004 Wien. Verlag Carl Ueberreuter. S. 364f.
MfG B.