04-06-2024, 22:49
(04-06-2024, 16:37)Reklov schrieb: Der Ausdruck (Schwurbelraum) ist aber durchaus berechtigt, weil sich dasjenige, was von Menschen mit dem Begriff "Gott" belegt wurde/wird, sich jeder sprachlichen Deutung und zudem auch jedem naturwissenschaftlichem Eifer entzieht!Gut, dass du dies geschrieben hast! Denn du bist derjenige, der hinter allem einen Urgrund oder ein Umfassendes postuliert. Gehen wir davon aus, dass du Recht hast. Dann ist doch schon die Unterstellung eines solchen Umfassenden nicht möglich, geschweige denn konkretisierende Aussagen (gut, böse, Himmel, Paradies, Hölle und was dergleichen Begriffe mehr sein mögen.
Es mag ja weh tun, über mythische Figuren, Orte und Zeiten nichts aussagen zu können und keine Gewissheiten zu erlangen. Aber gleichwohl sollte man die Forderung der wissenschaftlichen Methode nach Freiheit von weltanschaulichen Konzepten zu schätzen gelernt haben. Ich hatte vor vielen Monaten mal flapsig den Altmeister der Naturwissenschaften Carl Sagan zitiert mit dem Titel eines seiner Bücher: Der Drache in meiner Garage oder die Kunst der Wissenschaft, Unsinn zu entlarven.
Und Unsinn ergibt sich immer dann, wenn Nichtwissen-können durch weltanschauliche Spekulation ersetzt wird.
(04-06-2024, 16:37)Reklov schrieb: Auch irgendein Beweis ist hierzu leider nicht möglich, weil es dazu nun mal kein naturwissenschaftliches Verfahren gibt; so wenig, wie z.B. LEBEN oder LIEBE im Labor oder industriell herzustellen ist!Du sagst es, ohne mit der Wimper zu zucken und hältst dich im gleichen Atemzug nicht daran!
Mal zum Mitdenken: Was sich nicht beweisen bzw. empirisch nicht nachweisen lässt, hat keine Wirkung und ist mithin ein Hirngespinst (mit allen nur denkbaren Kolorierungen).
Überspitzt ausgedrückt: Du verkaufst uns hier deine Fantasie, deinen Glauben.
(04-06-2024, 16:37)Reklov schrieb: Für Atheisten mag dies auch in Zukunft ein Problem sein.Was? Dass Leben und Liebe nicht herstellbar sind oder ein Gottesbeweis nicht zu erbringen ist?
Gefühle können sehr wohl "hergestellt" werden durch so genannte psychedelische Substanzen und durch Training - das widerspricht schon mal deiner Aussage!
Gottesbeweise gibt es, aber sie sind von Axiomen abhängig. Wer sich mit Axiomatik auskennt, weiß, dass Axiome den Gegenstand der Untersuchung / Überlegung bestimmen. Und Gott soll ja nun nicht durch uns bestimmt werden. Damit beißt sich die Katze in den Schwanz: Man kann Gott oder das Umfassende nur glauben. Aber das ist nur ein Vorschlag zu einer Vereinbarung! Wer dazu gehören will, kann der Vereinbarung beitreten. Von Müssen war nicht die Rede.
(04-06-2024, 16:37)Reklov schrieb: Die Mystiker (zu denen ich mich aber nicht zähle!) haben es da leichter, weil sie selbst spirituelle Erfahrungen gemacht haben und bekanntlich ist Erfahrung durch nichts zu ersetzen!Auch wieder hingeschludert: Es gibt empirische Erfahrungen, die auf konkreten Beobachtungen beruhen und esoterische Erfahrungen, die das Gehirn von Innen heraus produziert.
Von Letzteren halte ich nichts, da abhängig und bestimmt durch Vorurteile aller Art – insbesondere Glaube.
(04-06-2024, 16:37)Reklov schrieb: I. Kant versuchte das Problem des unbekannten X in einem Satz zu sagen: >> Unser Begriff von einem Gegenstande mag also enthalten, was und wie viel er wolle, so müssen wir doch aus ihm herausgehen, um diesem die Existenz zu erteilen. <<Du solltest inzwischen wissen, dass mir Autoritäten gleichgültig sind. Ich kann mir vorstellen, was Kant hier gemeint hat: Wir müssen einem Gegenstand (objektiv, also von Aussen) betrachten. Damit hat er die wissenschaftliche Methode, sogar das Popper-Kriterium gewissermaßen vorweggenommen: Wirf alle Vorurteile, alles Geglaubte weg und beobachte!
(04-06-2024, 16:37)Reklov schrieb: Derjenige ist aber ein Tor, welcher "Gott" lediglich als bloßen Bewusstseinsgegenstand, als bloßen Inhalt seines eigenen Denkens "hervorbringt", (so wie z.B. Geobacter meint, "Gott" wäre unser "innerer Schweinehund"). Das wäre nämlich in sich widersprüchlich, denn ES als bloßen Bewusstseinsgegenstand zu denken, hieße ja, ES menschlichem Erkenntnisvermögen zu unterwerfen! [/qoute]Es ist erstaunlich, dass dir I. Kant, den du unmittelbar vorher zitiert hast, nicht mehr mitgeben konnte. Das ist doch gerade das Problem. Kant verlangt, dass jenes X von außen zu betrachten ist. Also ist seine Wirkung gefragt - und diese Wirkung ist nicht erkennbar.Worin siehst du diese Notwendigkeit? Ich sehe weit und breit keine.
[quote="Reklov" pid="251907" dateline="1717511826"]Die menschliche Logik erlaubt aber zumindest, ein Wesen zu denken, von dem nicht gedacht werden kann, dass es nicht existiert. In unserer Sprache: ein Wesen, dessen Existenz begrifflich notwendig ist ...
(04-06-2024, 16:37)Reklov schrieb: Anstatt nun lediglich den hier bekannten Wettstreit der Worte zu entfachen, sollte jeder zur Abwechslung auch mal in Ruhe für sich alles über- und gründlich durchdenken.Es ist an dir, dich von a priori - Annahmen zu verabschieden und eine entschieden objektive Haltung einzunehmen. Dazu gehört auch gelegentlich das Bekenntnis: Ich weiß das nicht, aber ich unterlasse Spekulationen namentlich dann, wenn sie die traditionelle Mythologie tangieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

