(11-06-2024, 23:22)Ekkard schrieb:(11-06-2024, 22:44)Reklov schrieb: ... das einzige Problem dabei ist, dass Du nicht weißt, dass es auch spekulative Philosophie gibt. Auf einem solchen Denkweg geht man über die empirischen, praktischen Erfahrungen hinaus und richtet sich dabei auf das Wesen der Dinge und ihre ersten Prinzipien.Ich habe den Eindruck, dass du uns hier die Philosophie falsch überbringst. Das Wesen der Dinge ist eine menschliche Bewertung und die kann sich schlicht nicht an empirischen, praktischen Erfahrungen vorbei mogeln.
(11-06-2024, 22:44)Reklov schrieb: Unsere Erfahrungen und Wissensinhalte haben sich zwar gewaltig vermehrt - aber wir sitzen dennoch in der Höhle, wenngleich wir nun viele neue "Schattenbilder" an der Wand sehen können!Nein, tun wir nicht! Platons Höhlengleichnis ist obsolet. Uns stehen heute recht einsichtige Prinzipien und Methoden zur Verfügung, unsere Wirklichkeit korrekt zu beschreiben und dabei ideologiebedingte Fehler zu vermeiden. Das geht sogar soweit, dass wir wissen, welchen Mumpitz wir verzapfen z. B. mangelnde Kreislaufwirtschaft, unsinnige Verschwendung, Klimaveränderung. Dass die Beschreibung noch verfeinert werden kann, sei eingeräumt. Aber wir wissen, wie diese Welt im Großen und im Kleinen funktioniert. (Wir müssen diese Kenntnis sorgfältig von politischer Handlung unterscheiden. Politik ist Interessensausgleich und kann durchaus gegen wissenschaftliche Erkenntnis gerichtet sein.)
Wenn du auf dem Höhlengleichnis bestehst, müsstest du genau erklären, was der Unterschied zwischen "Schattenbildern" und physikalischen (oder chemischen/biologischen) Objekten sein soll.
@ Ekkard,
Platons Höhlengleichnis ist nach wie vor aktuell, denn das Erkennen des Menschen ist nun mal begrenzt und an Objekte gebunden.
Wir beziehen uns daher durch Begriffe auf den Gegenstand, von dem her die Anschauung uns erfüllt. Im reinen Denken haben wir keinen Gegenstand - wie z.B. in der Mathematik. So ergreifen wir im Dasein nur eins nach dem anderen, und damit nur einen Teil.
Würden wir in einem zeitlosen Dasein leben, hätten wir reine und vollendete Gegenwärtigkeit, ohne Mühe und Widerstand. Wir bräuchten keine Erinnerung, da wir alles zugleich hätten. Es gäbe kein Begehren, keine Sättigung oder Ermüden.
Alle idealen Konstruktionen und Weltdeutungen sprechen uns dennoch an, als ob mit ihnen etwas getroffen würde, von dem wir einmal einen Schatten erblickt hätten. Das bedeutet für unsere logischen Überlegungen eine neue Aufgabe.
>Gott als Grund< hat sehr viele Aspekte, welche jedoch diesen Rahmen sprengen.
Deswegen hier nur kurz angerissen:
Unser Erkennen ist ein Bestimmen des Gegebenen, ein Berechnen, ein mechanisches Machen. Unser Verstand ist TECHNIKER, eine Art Demiurg.
Gottes Erkennen dagegen ist intuitives Denken: im Erkennen schafft ER seinen Gegenstand selbst. Das Urwesen ist also SCHÖPFER.
Der Gehalt all unserer Erkenntnis war, ist und bleibt gebunden an die Bewusstseinsstufen, die wir erreichen (können).
Wenngleich wir auch an unser biologisches Gefängnis gebunden bleiben, so sind wir doch in unserem Wesen nicht an dieses gefesselt. Platon hat dazu mit seinem Höhlengleichnis eines von vielen Beispielen abgegeben.
Gruß von Reklov

