07-05-2007, 02:33
Hallo!
Sippenhaft ist laut Definition das Einstehenmüssen einer ganzen Gruppe für die Tat eines Einzelnen. Genau das findet in dem äthiopischen Beispiel statt: Weil ein Einzelner aus einer Gruppe etwas Verwerfliches begangen hat und dafür nicht haftbar gemacht werden kann, muss die Gruppe in toto zur Straffestlegung herangezogen werden. Ob dann die Gruppe insgesamt die Strafe trägt (etwa durch Zusammenlegen einer Geldsumme) oder eine beliebiges Mitglied der Gruppe zur Bestrafung bestimmt wird, erfüllt die Definition der Sippenhaft.
Auch da muss ich widersprechen.
Gemäß der Definition der Menschenrechte gibt es unveräußerliche Rechte, die jedem Menschen durch Geburt zustehen und unabhängig vom Bewusstseinsstand der Bevölkerung oder dem Willen der Gemeinschaft sind.
Im vorliegenden Fall gelten im islamischen Raum solche Menschenrechte nicht, sondern sind abhängig von der Rechtgläubigkeit. Die Rechtsansprüche eines Menschen verhalten sich proportional zum Konsens des betroffenen Individuums zur Auslegung des islamischen Rechts.
Für eine entsprechende Weiterentwicklung sind Einflüsse von außen notwendig. Solche Einflüsse werden in islamischen Staaten in vielfältiger Form bekämpft (nicht ohne Grund ist selbst heutzutage der Analphabetismus in islamischen Ländern erschreckend hoch - das Lesen scheint ohnehin keinen großen Stellenwert in der muslimischen Bevölkerung zu haben. Wer viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, möge mal darauf achten, wer in der Straßenbahn ein Buch liest - ein entsprechender Kommentar stammt auch von einen populären arabischen Autor, der auf genau diesen Unterschied zwischen Muslime und Nicht-Muslime hinwies).
Grüße
Moski
WiTaimre schrieb:Das aethiopische Verfahren, um des Rechts als solchen willen und fuer den guten Ruf des Ganzen der Gemeinschaft einen halb-freiwilligen Taeter "auszugucken" ist keine "Sippenhaft", denn unter der verstehe ich, dass man eine ganze "Sippe" oder Gruppe ergreift und wahllos alle oder Beliebige dafuer "bestraft",
Sippenhaft ist laut Definition das Einstehenmüssen einer ganzen Gruppe für die Tat eines Einzelnen. Genau das findet in dem äthiopischen Beispiel statt: Weil ein Einzelner aus einer Gruppe etwas Verwerfliches begangen hat und dafür nicht haftbar gemacht werden kann, muss die Gruppe in toto zur Straffestlegung herangezogen werden. Ob dann die Gruppe insgesamt die Strafe trägt (etwa durch Zusammenlegen einer Geldsumme) oder eine beliebiges Mitglied der Gruppe zur Bestrafung bestimmt wird, erfüllt die Definition der Sippenhaft.
WiTaimre schrieb:Der Bewusstseinsstand einer Bevoelkerung, vor Ort erstmal selbst zu waehlen, was sie wie gesetzlich geregelt haben moechte, ist ein Recht der Menschenrechte, das sie wahrnehmen.
Auch da muss ich widersprechen.
Gemäß der Definition der Menschenrechte gibt es unveräußerliche Rechte, die jedem Menschen durch Geburt zustehen und unabhängig vom Bewusstseinsstand der Bevölkerung oder dem Willen der Gemeinschaft sind.
Im vorliegenden Fall gelten im islamischen Raum solche Menschenrechte nicht, sondern sind abhängig von der Rechtgläubigkeit. Die Rechtsansprüche eines Menschen verhalten sich proportional zum Konsens des betroffenen Individuums zur Auslegung des islamischen Rechts.
WiTaimre schrieb:Systeme, die ueberhaupt eine Rechtsprechung anerkennen, sind doch gerade generell dazu imstande, inhaltliche Fragen weiterzuentwickeln.
Für eine entsprechende Weiterentwicklung sind Einflüsse von außen notwendig. Solche Einflüsse werden in islamischen Staaten in vielfältiger Form bekämpft (nicht ohne Grund ist selbst heutzutage der Analphabetismus in islamischen Ländern erschreckend hoch - das Lesen scheint ohnehin keinen großen Stellenwert in der muslimischen Bevölkerung zu haben. Wer viel mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, möge mal darauf achten, wer in der Straßenbahn ein Buch liest - ein entsprechender Kommentar stammt auch von einen populären arabischen Autor, der auf genau diesen Unterschied zwischen Muslime und Nicht-Muslime hinwies).
Grüße
Moski
Ich bin gegen Religion weil sie uns lehrt, damit zufrieden zu sein, dass wir die Welt nicht verstehen (Richard Dawkins)