23-08-2024, 16:57
(19-08-2024, 23:31)Ekkard schrieb: Du kannst ja mal in meinen Gedanken zu diesem speziellen Thema nachlesen: "Auferstehung und das Leben danach" (klick!) , ein so genannter Grundsatzartikel, bei dem leider die Bilder nicht mehr funktionieren.
Zunächst: Götter, Engel, Dämonen, höhere Dimensionen, Himmelssphären, Höllenkreise gehören zu den mythischen Entitäten (Dingen, Orten und Personen). Diese wurden von Menschen mit dem gleichen Problem erdacht, teilweise aus erzieherischen Gründen (Drohbotschaften). Antike Priester spielen als Autoren eine durchaus beklagenswerte Rolle, weil sie eigentlich politische Botschaften zu Papyros brachten.
Alsdann: Im Tode gehen nicht die Lichter aus, wie du schreibst. Sondern deine im Leben stets zirkulierende Ich-Tradition hört einfach auf. Das ist wie der letzte Ton eines Konzerts, der verklingt. Jegliches Bedürfnis und jegliche Gefühle wie Schmerz, Freude, Angst erlöschen. Das sind die einfachen Folgen von Bewusstlosikgkeit, dem Einstellen der Informationsflüsse im lebenden Hirngewebe.
Die Religionen täten gut daran, fehlende Informationsflüsse nicht durch Mythen zu ersetzen! Die o. g. Mythen zeichnen jedoch ein widerwärtiges Bild, das nicht zutrifft. Danach gehen in der Tat "die Lichter" aus und der ehemalige Mensch, die Seele, tritt in ein Jenseits ein, das vielfach durch Hölle und Qualen gekennzeichnet ist oder zumindest gekennzeichnet sein könnte.
Das ist selbst nach moderner Religionspädagogik als Drohkulisse enttarnt, um im Diesseits Wohlverhalten zu erzwingen.
Es ist an der Zeit, dass wir lernen, Informationslosigkeit nicht durch etwas Ausgedachtes, Mystisches zu ersetzen. Das macht unglücklich, wenn man sich die Details dieser Mythen genauer ansieht. Du hast das schon ganz richtig erkannt. Dir fehlt nur noch die innere Akzeptanz:
Was ist denn das Wesentliche am Christentum? M. E. ist es der philosophische Gedanke, dass der Mitmensch genauso ist, wie man selbst, also im Wesentlichen der Inhalt der so genannten "Bergpredigt". Es wird Manchen überraschen: Ich habe in meiner (protestantischen) Gemeinde in einem Bibelkreis mitgearbeitet. Und ich bin dort genauso wie hier gegen die Mythologie zu Felde gezogen - im Beisein unserer Religionspädagogen und dem Pfarrer. Ich erzähle auch nichts Neues, wenn mir Leute gestanden haben, dass sie sich befreit gefühlt haben.
Nur, wenn es im Ältestenrat zur Abstimmung kommt, zieht jemand wie ich den Kürzeren. Die Traditionalisten stellen einfach die Mehrheit. Andererseits: Was soll ein Prediger sagen, wenn er nicht mehr an der Mythologie entlang predigen soll?
@ Ekkard,
auch ich habe meinen Dorfpfarrer (per Mail!) sehr "verstimmt", als ich das Verhalten von M. Luther während der berechtigten Bauernkriege kritisierte und u.a. auf seine >Hetzschrift gegen die Juden< hinwies, auf die sich manche Nazis während der Nürnberger Prozesse zu berufen versuchten.-
Dass die Traditionalisten oft die Mehrheit stellen, ist leider nicht nur in der Kirche ein Fakt.
An deiner Stelle hätte ich den Predigern das Bibel-Zitat (Spruch des Herrn) vorgelegt, wie es in Jesaja 55, 8 steht: "Meine Wege sind nicht eure Wege und meine Gedanken sind nicht eure Gedanken."
Auch das Jesus-Zitat finde ich passend, weil es den Graben zwischen Mensch und "Gott" andeutet: "Was nennst Du mich gut? Niemand ist gut, als Gott allein."
Meine Erfahrung ist, dass viele der Kirchenbesucher den Text der Bibel nicht gut kennen, geschweige denn, ihn historisch, psychologisch oder philosophisch einordnen können - oder wollen. (?)

Ich hatte meine speziellen Gründe, warum ich schon früh (mit etwa 27 Jahren) aus der ev. Kirche austrat.
Gruß von Reklov