13-09-2024, 19:46
(04-09-2024, 22:12)Ekkard schrieb: 1. Anmerkung: Dass eine Geschehensabfolge determiniert abläuft, heißt nicht, dass sie in allen Fällen "berechenbar" sei. Sondern es kommt sehr darauf an, welche Randbedingungen in jedem Schritt gegeben sind. Und da gibt es durchaus so etwas wie "Störfeuer", was sich zufällig ergibt.
2. Anmerkung: Der Freie Wille wurde hier schon mehrfach diskutiert mit keinem klaren Ergebnis.
Freier Wille und Determinismus haben nicht unmittelbar miteinander zu tun. Unsere Willensbildung hängt, wie zuvor erwähnt, mit den gerade geltenden Randbedingungen zusammen. Der planende Wille richtet sich also nach zufällig gerade vorhandenen Möglichkeiten, gar Zwängen. Er wird daher Folge einer u. U. chaotischen Vorgeschichte. Er entzieht sich damit der Berechenbarkeit. Dabei verwende ich den Begriff "berechenbar" sehr weitgehen auch als "abschätzbar", "feststellbar" und ähnlich.
Meiner Meinung nach ist "freier Wille" nur dann gegeben, wenn kein Zwang aus dem Umfeld vorliegt. Und gesellschaftliche Zwänge liegen praktisch immer vor. Das ist die Crux von Wesen, die stark vergesellschaftet sind, wie wir Menschen. Unser Bewusstsein ist nichts anderes als Ausdruck unserer Anbindung an das gesellschaftliche Umfeld.
@ Ekkard,
... erst in der Erkenntnis entsteht eine Beziehung zur Wirklichkeit und ist selber wirklich allein dadurch, dass ein Individuum etwas will. So will jemand z.B. etwas hervorbringen und das Denken wird Realität als ein Machenkönnen, bei welchem sich dann der Erfolg durchs Herstellen ergibt.
Oder jemand will mit den anderen Menschen in der Welt sein und diese Realität ist so, dass er durch Arbeit und durch Bemächtigung des schicksalhaften Zufalls ein Glied im Ganzen werden möchte. - Ich fragte neulich die Tochter eines Tennispartners, warum sie Medizin studiert? Ihre Antwort: "Ich will Menschen helfen können..."
Angemerkt dazu sei, dass sie selbst nie Not erleiden musste, da sie in einer großen Villa bei sehr wohlhabenden Eltern aufgewachsen war.
Nicht alles ist also determiniert - denn, nicht wenige Menschen denken: Ich will ich selbst werden. Hier ist ein inneres Handeln die Wirklichkeit des Denkens, in dem manche Menschen zu sich kommen und sich somit auch selbst bestimmen - und zwar entgegen allen Trends und anderen bestimmenden Einflüsse aus der Gesellschaft.
Hierbei ist kein Gegenstand oder eine Person, sondern im Denken der Gegenstände und Personen wird der Weg zu sich selbst gesucht, angestrebt.
Nicht jede Person ist also ein fremdgesteuertes Objekt, sondern findet den Weg im Verwirklichen seiner selbst! Nur das ist der Ernst des Denkens in der Wirklichkeit der Freiheit.
Voraussetzung dazu ist u.a., dass man des Seins innewerden will/möchte, das eigentlich ist und nicht den oberflächlichen Verlockungen und Versprechungen auf den Leim geht, welche uns über unzählige Kanäle angeboten werden.-
Vor ein paar Tagen kam ich ins Gespräch mit einem 25jähr. Mann, der beinahe seinen Traum vom Profi-Fußballer verwirklicht hätte, wären bei der strengen Sichtung/Auswahl nicht noch etwas flinkere Anwärter dabei gewesen. Wenn er heute den deutschen Nationalspieler Nico Schlotterbeck im TV mit dem Ball über den Rasen flitzen sieht, so gestand er mir, denke er immer: "Mensch mit dem habe ich früher in der Jugendmannschaft geduscht."
Als ich ihn auf die vielen Verletzungen hinwies, die oft so ernst sind, dass sie eine Sportler-Karriere schnell beenden können, meinte er, das würde er gerne in Kauf nehmen, denn dafür gebe es ja auch reichlich Kohle. Daraufhin sagte ich ihm, dass Geld nicht alles im Leben sei, sah aber an seinem Gesicht, dass er solches noch nicht einsehen, weil eben noch nicht erfahren haben konnte. - Er hatte noch immer mit dem nicht erfüllten Willen aus seiner Kindheit zu ringen. Wille ist hier im weitesten Sinne gemeint. Er ist das Vorandrängen in uns, das wir selber sind, vom unreflektierten Suchen, Begehren, Bedürfen - bis zum zweckhaften Beabsichtigen.
Meine Meinung: Nicht ALLES ist determiniert, sondern es muss uns ja zunächst mal ETWAS ansprechen, bewegen und gefallen können, um uns zur Aktion bringen zu können. Dass bei jeder Aktion aber auch Unerwartetes auf uns wartet, will ich nicht bestreiten - ist aber ein anderes Thema.
Gruß von Reklov