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Ideologie - Fluch oder notwendig?
#1
Die Suche nach dem Stichwort "Ideologie" im Threadtitel zeigt, dass wir schon mehrfach damit zu tun hatten.
Nach der 20-bändigen Brockhaus-Enzyklopädie, Wiesbaden 1969, Bd. 8 ist Ideologie ein von der französischen Aufklärung geprägtes Kunstwort: Die Gesamtheit der von einer Bewegung, einer Gesellschaftsgruppe oder einer Kultur hervorgebrachten Denksysteme, Wertungen, geistigen Grundeinstellungen (öfter auch in formulierter Form als >Lehre< überliefert); im spezifischen Sinne: künstlich geschaffene Ideensysteme.
Das Philosophielexikon (Anton Huegli, Poul Lübke, Rowohlt 2005) merkt dazu an: Die Autoren zur Zeit der französischen Revolution versuchen, ausgehend von Psychologie und Anthropologie, die Entstehung und Entwicklung von Ideen zu erklären.
Nach Karl Marx gilt jede Theorie oder Weltanschauung als Ideologie, die als Teil des kulturellen Überbaus von ökonomischen, materiellen oder sozialen Grundlagen bestimmt wird.
Karl Marx erkennt auch, dass eine einmal festgelegte Lehre zu "falschem Bewusstsein" führen kann, weil sich die Grundlagen unweigerlich im Zeitverlauf ändern, die Wirklichkeit also verfälscht wird.
Dies wird bei Marx verallgemeinert. "Falsches Bewusstsein" ist immer dann gegeben, wenn die Wirklichkeit so verfälscht wird, dass Partikularinteressen als Interesse der Allgemeinheit erscheinen.
Bei Marx ist nun viel von Wissenschaft und Wissenschaftlichkeit die Rede, die zu "begründetem Handeln" führen soll.

Ich persönlich fürchte Ideologien, weil ihr Nutzen oft auf einige wenige Nutznießer oder Gruppen beschränkt ist. Es ist die Frage, ob es (gesellschaftliche) Lehren gibt, die kein "falsches Bewusstsein" auslösen, oder ob wir im Dauerclinch mit dem stehen müssen, was uns als "Denke" aus den verschiedenen Partialgesellschaften (die Religionen eingeschlossen) entgegen tritt?
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#2
(01-11-2024, 21:20)Ekkard schrieb: Ich persönlich fürchte Ideologien, weil ihr Nutzen oft auf einige wenige Nutznießer oder Gruppen beschränkt ist. Es ist die Frage, ob es (gesellschaftliche) Lehren gibt, die kein "falsches Bewusstsein" auslösen, oder ob wir im Dauerclinch mit dem stehen müssen, was uns als "Denke" aus den verschiedenen Partialgesellschaften (die Religionen eingeschlossen) entgegen tritt?


Ideologien beherrschen leider auch heutzutage noch viele Menschen. Man sagt ja so schön, dass es nicht so ist, dass Menschen Ideen haben, sondern Ideen haben Menschen. Das kann man metaphysisch oder auch ganz reduktionistisch deuten, es kommt auf das selbe hinaus. 

Man erkennt meines Erachtens Ideologen vor allem daran, dass sie ihren Gegnern unterstellen (und das oftmals zurecht), einer Ideologie anzuhängen, während sie selber aber davon überzeugt sind, keiner Ideologie anzugehören, sondern einfach die "normal denkenden Menschen" zu sein. Klassisches Beispiel: Rechtsextremisten weisen Linksextremisten zurecht darauf hin, dass sie Linksextremisten sind, erkennen aber nicht und streiten vehement ab, selber Rechtsextremisten zu sein - und natürlich auch umgekehrt.

Man muss auch selber immer aufpassen, nicht in diese Denkfalle zu geraten. In diesem Themenbereich bin ich, was manche hier vielleicht überraschen wird, ein Anhänger der wissenschaftlichen Methode. Wer wissenschaftliche Fakten eindeutig leugnet, hängt ziemlich sicher einer Ideologie an. 

Aber Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass metaphysische Spekulationen oder Glaubensinhalte automatisch eine Ideologie sein müssen. Man kann durchaus gläubig und interessiert an spirituellen Themen sein, ohne deshalb die Naturwissenschaft leugnen zu müssen. Metaphysik ist eben eine Ergänzung der normalen Physik, sofern sie nicht im Widerspruch zu dieser steht, sondern diese ergänzt.
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#3
Was wäre ein Glaube ohne Ideologie, also ohne Lehre? Der Titel verrät schon, dass solche Konstrukte unmöglich sein können.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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#4
ideologie im ursprünglichen sinn ist nicht zwingend etwas schlechtes - kommt halt auf den inhalt an

heute aber wird dieser begriff nur noch in dem von marx beschriebenen sinn von "falschem bewußtsein" verwendet, also als starre haltung, an der festgehalten wird, auch wenn reale gegebenheiten und notwendigkeiten dagegen sprechen. und dieses festhalten und damit beharren darauf, (als einziger) immer recht zu haben - das ist in der tat brandgefährlich
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#5
(01-11-2024, 22:38)subdil schrieb: Man erkennt meines Erachtens Ideologen vor allem daran, dass sie ihren Gegnern unterstellen (und das oftmals zurecht), einer Ideologie anzuhängen, während sie selber aber davon überzeugt sind, keiner Ideologie anzugehören, sondern einfach die "normal denkenden Menschen" zu sein

das ist mir zu kurz gesprungen. anderen ideologisches verhalten vorzuwerfen ist natürlich noch kein zwingendes anzeichen dafür, selber ideologisch zu sein. aber klar werden auch ideologen andersdenkenden vor, welche zu sein

Zitat:Man muss auch selber immer aufpassen, nicht in diese Denkfalle zu geraten. In diesem Themenbereich bin ich, was manche hier vielleicht überraschen wird, ein Anhänger der wissenschaftlichen Methode

in welchem themenbereich?

Zitat:Metaphysik ist eben eine Ergänzung der normalen Physik, sofern sie nicht im Widerspruch zu dieser steht, sondern diese ergänzt

ergänzung wobei bzw. wofür?

unter einer ideologie im modernen, pejorativen sinn verstehe ich die unmöglichkeit, sich in seinem denken von starren mustern zu befreien. daß nicht sein kann, was nicht sein darf, ist sicher kennzeichnend für eine ideologie - aber eine todsünde in der wissenschaft
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#6
(01-11-2024, 22:38)subdil schrieb: Ideologien beherrschen leider auch heutzutage noch viele Menschen. Man sagt ja so schön, dass es nicht so ist, dass Menschen Ideen haben, sondern Ideen haben Menschen. Das kann man metaphysisch oder auch ganz reduktionistisch deuten, es kommt auf das selbe hinaus.

Ideale, Idealismus, Ideologie....  alles geschmackliche Präferenzen mit Soll-Erwartung... 
Und nein, es kommt dabei nie das selbe heraus. Auch der Vergleich zwischen "metaphysisch" oder "ganz reduktionistisch" ist eine Frage des Geschmacks.
Gerade Anhänger der metaphysischen Weltanschauung pflegen häufig einen radikalen Reduktionismus... (auf ein Ideal nach ihren eigenen Vorstellung reduziert)
Also sprach der Herr: "Seid furchtbar und vermehret euch".........
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#7
(01-11-2024, 23:07)Ekkard schrieb: Was wäre ein Glaube ohne Ideologie, also ohne Lehre? Der Titel verrät schon, dass solche Konstrukte unmöglich sein können.


Ich zum Beispiel habe einen Glauben ohne Ideologie, ohne Lehre. Ich glaube, dass es im Universum mehr gibt, als die Wissenschaft messen und der menschliche Verstand erfassen kann. Genauer würde ich meinen Glauben grundsätzlich gar nicht definieren. Alles was darüber hinaus geht, also meine Überlegungen zur geistigen Welt und geistigen Wesenheiten würde ich dann schon nicht mehr unter Glauben einordnen, sondern unter metaphysische Spekulationen. Deshalb "predige" ich hier auch nicht, wie es bei einem ideologisch Gläubigen der Fall wäre, sondern ich stelle einfach nur meine Ansichten zur Diskussion. 


(02-11-2024, 00:02)petronius schrieb: das ist mir zu kurz gesprungen. anderen ideologisches verhalten vorzuwerfen ist natürlich noch kein zwingendes anzeichen dafür, selber ideologisch zu sein.


Nein, kein zwingendes Anzeichen, aber doch ein starkes Indiz. Wenn jemand immer gleich mit den handelsüblichen Keulen hantiert (egal ob von linker oder rechter, von atheistischer oder gläubiger Seite), dann nährt das schon den Verdacht, dass hier jemand seine eigene Ideologie verteidigen will, indem er eine andere Ideologie beim Namen nennt, ohne sich aber einzugestehen, dass er damit seine eigene Ideologie verteidigen will. Wie gesagt müssen wir da alle aufpassen, denn Ideen haben Menschen, nicht Menschen haben Ideen. 


(02-11-2024, 00:02)petronius schrieb: in welchem themenbereich?


Im Themenbereich der Ideologien. Wer zum Beispiel im Jahr 2024 noch eine flache Erde predigt, muss ja tonnenweise wissenschaftliche Beweise ignorieren oder per Verschwörungstheorie als nichtig definieren, um weiterhin seine flache Erde predigen zu können. Deshalb ist die wissenschaftliche Methode hilfreich, um Ideologien als solche zu entlarven. 


(02-11-2024, 00:02)petronius schrieb: unter einer ideologie im modernen, pejorativen sinn verstehe ich die unmöglichkeit, sich in seinem denken von starren mustern zu befreien.

Nun, diese Steilvorlage muss ich nutzen: Genau diesen Eindruck habe ich von "euch" hier ("ihr" werdet euch schon angesprochen fühlen). Euer Denken geht schon stark in die Richtung des Szientismus, ohne aber ganz die Grenze dazu zu überschreiten. Der Szientismus ist auch eine Ideologie, weil er besagt, dass jenseits des wissenschaftlich Messbaren nichts existieren kann. Wie gesagt, will ich euch jetzt nicht unterstellen, dieser Ideologie anzugehören, aber manche eurer Positionen geht schon in diese Richtung. Also man kann euch wirklich erzählen, was man will und sich dabei auch auf prominente Wissenschaftler beziehen, ihr rückt trotzdem keinen Millimeter von eurem starren Muster des Reduktionismus ab.
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#8
(02-11-2024, 14:01)subdil schrieb: Ich zum Beispiel habe einen Glauben ohne Ideologie, ohne Lehre. Ich glaube, dass es im Universum mehr gibt, als die Wissenschaft messen und der menschliche Verstand erfassen kann. Genauer würde ich meinen Glauben grundsätzlich gar nicht definieren. Alles was darüber hinaus geht, also meine Überlegungen zur geistigen Welt und geistigen Wesenheiten würde ich dann schon nicht mehr unter Glauben einordnen, sondern unter metaphysische Spekulationen. Deshalb "predige" ich hier auch nicht, wie es bei einem ideologisch Gläubigen der Fall wäre, sondern ich stelle einfach nur meine Ansichten zur Diskussion. 

Im Themenbereich der Ideologien. Wer zum Beispiel im Jahr 2024 noch eine flache Erde predigt, muss ja tonnenweise wissenschaftliche Beweise ignorieren oder per Verschwörungstheorie als nichtig definieren, um weiterhin seine flache Erde predigen zu können. Deshalb ist die wissenschaftliche Methode hilfreich, um Ideologien als solche zu entlarven. 

(02-11-2024, 00:02)petronius schrieb: unter einer ideologie im modernen, pejorativen sinn verstehe ich die unmöglichkeit, sich in seinem denken von starren mustern zu befreien.

Nun, diese Steilvorlage muss ich nutzen: Genau diesen Eindruck habe ich von "euch" hier ("ihr" werdet euch schon angesprochen fühlen). Euer Denken geht schon stark in die Richtung des Szientismus, ohne aber ganz die Grenze dazu zu überschreiten. Der Szientismus ist auch eine Ideologie, weil er besagt, dass jenseits des wissenschaftlich Messbaren nichts existieren kann. Wie gesagt, will ich euch jetzt nicht unterstellen, dieser Ideologie anzugehören, aber manche eurer Positionen geht schon in diese Richtung. Also man kann euch wirklich erzählen, was man will und sich dabei auch auf prominente Wissenschaftler beziehen, ihr rückt trotzdem keinen Millimeter von eurem starren Muster des Reduktionismus ab.

@ subdil,

... nun, - auf manche hier im Forum trifft das zu, was einst Goethe auf seine Weise andeutete: "Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen."   Icon_frown

Der Logik von Zahlen vertrauen manche Menschen "blind", der sprachlichen Logik verweigern sie sich dagegen schon eher, bezeichnen diese z.B. gerne gar als "Taschenspielertrick".   Icon_rolleyes

Mancher wird wohl deswegen "starr", weil er sein "Blickfeld" äußerst verengt, indem er z.B. alles nur durch die Linse eines Mikroskops "betrachtet".

Mir ist u.a. aufgefallen, dass, wenn man hier die Meinungen von führenden Wissenschaftlern anführt, sofort der unpassende Begriff "Strohmann" aus der Schublade herausgeholt wird. Denn es gibt ja nur 2 Arten von "Strohmännern": eine Art steht als Vogelscheuche auf dem Acker und die andere ist eine Person, welche bei Rechtsgeschäften für eine andere Person auftritt, weil diese im Hintergrund bleiben möchte.

Manche Forum-user sind sogar so geizig mit Argumenten, dass sie, (hilflos oder bequem ?), nur mit "nö" oder "falsch" antworten!
Manche user verweisen auch gerne auf links zu Fachberichten. Was aber können schon Fachberichte zu Themen der Transzendenz groß beitragen(?), außer, dass sie mit Berichten über das Vermessen der materiellen Welt daher kommen und dabei auch nur das wiederkäuen, was als "korrekt/richtig" gelehrt und vermittelt wurde/wird, deshalb auch nur so für die menschliche Vernunft akzeptabel "erscheint".   Icon_rolleyes

Eine "flache Erde" zu predigen ist sicher Unsinn, aber zu "glauben", alles im Kosmos sei ohne Grund, Zweck und Ziel aus dem NICHTS entstanden, kann und darf unschwer vorläufig auch unter "Unsinn" abgeheftet werden.   Icon_razz

Gruß von Reklov
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#9
(01-11-2024, 23:07)Ekkard schrieb: Was wäre ein Glaube ohne Ideologie, also ohne Lehre? Der Titel verrät schon, dass solche Konstrukte unmöglich sein können.

@ Ekkard,

nun, da verrätst Du uns ja nichts Neues! Warum denkst Du wohl, rät bereits 2.Mose, 20.4: Du sollst dir kein Bildnis machen und keine Gestalt von irgendetwas am Himmel droben, auf der Erde unten oder im Wasser unter der Erde ...

Man könnte dies sogar auch auf Menschen übertragen. Denn, wenn sich einer ein Bild vom Mitmenschen macht, legt er sich fest, wie dieser aus seiner Sicht zu beurteilen sei, zu wissen, wie dieser ist.   Icon_rolleyes

Gruß von Reklov
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#10
(02-11-2024, 14:44)Reklov schrieb: Mancher wird wohl deswegen "starr", weil er sein "Blickfeld" äußerst verengt, indem er z.B. alles nur durch die Linse eines Mikroskops "betrachtet".

"Starr" wird man vor allem dann, wenn das eigene Denken zum geschlossenen System wird. Ideologien sind geschlossene Systeme - das heißt, man gehört entweder zur In-Group oder zur Out-Group. Die In-Group, das sind die Leute, die aufgewacht sind, die endlich die Wahrheit erkannt haben und die somit nun nicht nur die Gelegenheit sondern sogar die Pflicht haben, die Out-Group zu erleuchten. Denn die Out-Group, das sind diejenigen, die "noch nicht" erkannt haben, was die In-Group sicher weiß und deshalb ist es ja sogar eine moralische Pflicht und nur zum Besten der Out-Group, wenn man diese bekehren will. 

Dieses Schema kann nun mit allen denkbaren Inhalten gefüllt werden: Nationalismus, Kommunismus, religiöser Glaube, Atheismus, philosophischer Optimismus, philosophischer Pessimismus, Transhumanismus, ja sogar Nihilismus. So entstehen eben die zahllosen Echokammern, die es gerade heutzutage im Internet gibt, aber im kleineren Maßstab auch schon früher gegeben hat. 

Dieses ironischerweise Religionsforum genannte Forum ist nun allerdings keine Echokammer im ganz präzisen Sinne, weil ja hier durchaus auch Stimmen, die vom reduktionistischen Konsens abweichen, geduldet werden. Aber eben nur das: geduldet. Nicht gemocht, nicht respektiert, nur geduldet. Aber immerhin. 

Deshalb sagte ich ja zuvor, dass ich Petronius und co. nicht als Szientisten betiteln will, denn immerhin besteht eine gewisse Toleranz gegen abweichende Positionen, so lange man mehr oder weniger deutlich macht, dass es sich um subjektive Ansichten handelt und nicht um wissenschaftlich nachprüfbare Thesen (was aber ja eigentlich in einem Religions-Forum nicht besonders erwähnenswert sein sollte).
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#11
(02-11-2024, 14:01)subdil schrieb: meine Überlegungen zur geistigen Welt und geistigen Wesenheiten würde ich dann schon nicht mehr unter Glauben einordnen, sondern unter metaphysische Spekulationen. Deshalb "predige" ich hier auch nicht, wie es bei einem ideologisch Gläubigen der Fall wäre, sondern ich stelle einfach nur meine Ansichten zur Diskussion

was du aber nicht tätest, würdest du sie nicht glauben

Zitat:
(02-11-2024, 00:02)petronius schrieb: in welchem themenbereich?

Im Themenbereich der Ideologien. Wer zum Beispiel im Jahr 2024 noch eine flache Erde predigt, muss ja tonnenweise wissenschaftliche Beweise ignorieren oder per Verschwörungstheorie als nichtig definieren, um weiterhin seine flache Erde predigen zu können. Deshalb ist die wissenschaftliche Methode hilfreich, um Ideologien als solche zu entlarven

die wenigsten ideologien befassen sich mit fragen der wissenschaft

Zitat:
(02-11-2024, 00:02)petronius schrieb: unter einer ideologie im modernen, pejorativen sinn verstehe ich die unmöglichkeit, sich in seinem denken von starren mustern zu befreien.

Nun, diese Steilvorlage muss ich nutzen: Genau diesen Eindruck habe ich von "euch" hier

das haben wir, glaube ich, alle schon verstanden

Zitat:("ihr" werdet euch schon angesprochen fühlen). Euer Denken geht schon stark in die Richtung des Szientismus, ohne aber ganz die Grenze dazu zu überschreiten. Der Szientismus ist auch eine Ideologie, weil er besagt, dass jenseits des wissenschaftlich Messbaren nichts existieren kann

niemand hier vertritt eine solche position. was wir sagen, ist, daß für uns nicht existiert, was nicht interagiert, daher nicht wahrnehmbar ist

Zitat:Wie gesagt, will ich euch jetzt nicht unterstellen, dieser Ideologie anzugehören, aber manche eurer Positionen geht schon in diese Richtung. Also man kann euch wirklich erzählen, was man will und sich dabei auch auf prominente Wissenschaftler beziehen, ihr rückt trotzdem keinen Millimeter von eurem starren Muster des Reduktionismus ab.

zum argumentum ad verecundiam wurde bereits alles und genug gesagt
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#12
(02-11-2024, 14:44)Reklov schrieb: nun, - auf manche hier im Forum trifft das zu, was einst Goethe auf seine Weise andeutete: "Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen." 

Der Logik von Zahlen vertrauen manche Menschen "blind", der sprachlichen Logik verweigern sie sich dagegen schon eher, bezeichnen diese z.B. gerne gar als "Taschenspielertrick"

was verstehst du unter "sprachlicher logik?

bitte eine klare definition ohne schwurbel

dann werde ich darauf eingehen, ob sich dem irgendjemand "verweigert", und ob das denn überhaupt etwas mit logik zu tun hat

was du lediglich subjektiv fühlst, ist eben allein deshalb noch nicht realität und schon gar nicht wissenschaft

Zitat:Mir ist u.a. aufgefallen, dass, wenn man hier die Meinungen von führenden Wissenschaftlern anführt, sofort der unpassende Begriff "Strohmann" aus der Schublade herausgeholt wird. Denn es gibt ja nur 2 Arten von "Strohmännern": eine Art steht als Vogelscheuche auf dem Acker und die andere ist eine Person, welche bei Rechtsgeschäften für eine andere Person auftritt, weil diese im Hintergrund bleiben möchte

in einer diskussion ist mit "strohmann" kurz das "strohmann-argument" gemeint. also deine ständige selbstgerechte "widerlegung" von etwas, das eh niemand behauptet hat

Zitat:Manche Forum-user sind sogar so geizig mit Argumenten, dass sie, (hilflos oder bequem ?), nur mit "nö" oder "falsch" antworten!

beides. ich bin erstens zu bequem, dir alles zum hundertsten mal zu erklären, zweitens aber auch völlig hilflos angesichts deiner halsstarrigen unbelehrbarkeit

Zitat:Manche user verweisen auch gerne auf links zu Fachberichten. Was aber können schon Fachberichte zu Themen der Transzendenz groß beitragen(?)

von transzendenz schwafelst doch hier sowieso nur du. und zwar völlig unabhängig davon, was eigentlich thema ist

Zitat:Eine "flache Erde" zu predigen ist sicher Unsinn, aber zu "glauben", alles im Kosmos sei ohne Grund, Zweck und Ziel aus dem NICHTS entstanden, kann und darf unschwer vorläufig auch unter "Unsinn" abgeheftet werden

warum? weil du das glaubst?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#13
(02-11-2024, 17:23)subdil schrieb: immerhin besteht eine gewisse Toleranz gegen abweichende Positionen, so lange man mehr oder weniger deutlich macht, dass es sich um subjektive Ansichten handelt und nicht um wissenschaftlich nachprüfbare Thesen (was aber ja eigentlich in einem Religions-Forum nicht besonders erwähnenswert sein sollte)

in einem religionsforum sollte man dann aber vor allem nicht die wissenschaft mißbrauchen, um seinen glauben zu verbreiten

solange du sagst "ich glaube dies und das", hat damit niemand ein problem - muß ja keine außer dir auch glauben. aber wenn du dann meinst, "wissenschaftliche belege" anführen zu müssen (die eh keine sind, weil entweder wissenschaft falsch verstanden oder argumentum ad verecundiam), also den anspruch vertrittst, objektiv faktisches zu referieren - dann wirst du auf widerspruch stoßen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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#14
(02-11-2024, 17:47)petronius schrieb:
(02-11-2024, 14:01)subdil schrieb: meine Überlegungen zur geistigen Welt und geistigen Wesenheiten würde ich dann schon nicht mehr unter Glauben einordnen, sondern unter metaphysische Spekulationen. Deshalb "predige" ich hier auch nicht, wie es bei einem ideologisch Gläubigen der Fall wäre, sondern ich stelle einfach nur meine Ansichten zur Diskussion

was du aber nicht tätest, würdest du sie nicht glauben


Für mich gibt es etwas zwischen Glauben und Wissen, nämlich: für möglich halten. Ich glaube, dass es mehr gibt, als die Wissenschaft messen und der menschliche Verstand begreifen kann, und ich halte es zudem für möglich, dass es eine geistige Welt und geistige Wesenheiten gibt. Das erste ist ein Glaube, eine Überzeugung, das zweite ist eine Ahnung, eine Spekulation. 


(02-11-2024, 17:47)petronius schrieb: die wenigsten ideologien befassen sich mit fragen der wissenschaft 


Aber viele Ideologien kollidieren mit der Wissenschaft. Auch viele Glaubenssysteme tun dies. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Weltanschauungen, die eher ergänzend zur Wissenschaft sind als mit ihr auf Konfrontationskurs zu gehen. Beispiel: Die Reinkarnationslehre. Man kann es für möglich halten und meinetwegen auch glauben, dass wir als Seelen aus der geistigen Welt kommen und uns mehrmals auf der Erde inkarnieren, ohne dabei auch nur mit einem einzigen Naturgesetz zu kollidieren. Die Seele ist, sobald sie an einen Körper gebunden ist, den Gesetzen der Physik und allen sonstigen wissenschaftlichen Wahrheiten unterworfen. Es kann aber trotzdem sein, dass sie in ihrer reinen, zeitlosen Form eben etwas ist, was über das Physische hinausgeht. Ich sehe hier gar keinen Konflikt zwischen Glauben und Wissenschaft. 


(02-11-2024, 17:47)petronius schrieb: niemand hier vertritt eine solche position. was wir sagen, ist, daß für uns nicht existiert, was nicht interagiert, daher nicht wahrnehmbar ist

Was mit uns interagiert ist auch eine Frage der Genauigkeit unserer Wahrnehmung und Messgeräte. Bis vor ein paar Hundert Jahren haben Elementarteilchen und kosmische Hintergrundstrahlung auch noch nicht mit uns interagieren können, weil wir sie nicht wahrnehmen (messen) konnten. Ich betone es immer wieder: Wer weiß, was heute noch nicht, aber in 500 bis 1.000 Jahren mit uns interagieren wird, weil wir es dann wahrnehmen oder messen können, weil unsere Technologie oder vielleicht auch unsere geistige Entwicklung dann so weit sein wird, dass diese uns heute noch unbekannten Elemente mit uns in Kontakt treten können.
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#15
Kehren wir mal von Details zu den Grundlagen zurück: Ideologie ist die Beschreibung (-logie) von Denkweisen (Idee), die in den verschiedenen Partialgesellschaften kursieren, d. h. diskutiert, anerkannt, abgelehnt, weiterentwickelt oder "auf den Kopf gestellt" werden.
Philosophische oder naturwissenschaftliche Denkweisen sind natürlich "Ideologie", genauso wie @subdils Vorstellung, es gebe im Universum mehr als die Wissenschaft messen und der menschliche Verstand erfassen kann. Im weitesten Sinne gehören religiöse Denkweisen zur Philosophie. Die naturwissenschaftliche Methode ist jedenfalls nicht religiös, weil sie den Bezug zu weltanschaulicher Sichtweise strikt verbietet. Dieses Verbot ist natürlich eine Idee. Sie stammt aus der Antike, wurde aber erst mit der Aufklärung wieder eingeführt.

Hier wird immer mal wieder Kritik an der Institution "Religionsforum" geübt. Die Ideologie unseres Forums ist schriftlich in den "Boardregeln" fixiert. Danach sind u. a. persönliche Angriffe, also das gegenseitige Beurteilen, mindestens unerwünscht. Des weiteren wird als unbequem oder ärgerlich empfunden, wenn sicher geglaubte Ideen beschrieben und durch deutlich abweichende Gegenargumente entkräftet werden. Men merkt als Leser sofort, wenn damit persönliche Vorlieben verbunden sind. In diesen Fällen tritt eine Haltung auf, die man als "beleidigte Leberwurst" beschreiben kann.

Auch diese meist unausgesprochenen Vorlieben (vulgo: Wunschvorstellungen) sind Ideen bzw., wenn sie in Beschreibungen und Erläuterungen auftreten, Ideologien.

Eine weitere Ideologie ist die Forderung nach Wahrheit, Wahrhaftigkeit und wie man das prüfen soll. Hier ecken natürlich alle Behauptung an, die ohne Möglichkeit einer Prüfung geäußert werden. Dann steht sofort der Verdacht im Raum: Wozu die jeweilige These. Wem dient sie? Wen benachteiligt sie?

Und das genau ist die Frage, die man an jede Ideologie richten muss.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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