15-09-2024, 16:33
(14-09-2024, 23:30)Ekkard schrieb: Ich verstehe bisweilen nicht, was hier diskutiert wird.
Ich auch nicht.

Es ist ganz speziell bei diesem Thema manchmal schwierig festzustellen, ob man überhaupt über die gleiche Sache spricht oder aneinander vorbei redet. Und dann stellt sich natürlich auch die Frage: Wozu überhaupt diese Diskussion? Wozu führt sie? Meines Erachtens führt die Erkenntnis der Unfreiheit des Willens, in dem Sinne, wie ich diese Erkenntnis empfinde, schon zu einer Art ganz praktischer Befreiung und Erleichterung im Seelenleben, aber auch im Alltagsleben.
Beispielsweise ist eine gewisse Gemütsruhe die Folge. Man kann wirklich kaum mehr etwas persönlich nehmen, was von anderen Menschen kommt. Zum Beispiel: Man spürt in einer Diskussion, dass vom Gegenüber eine gewisse Verachtung ausgeht. Wie sollte man dies persönlich nehmen, wenn man doch weiß, dass diese Verachtung im Gegenüber mit der selben Notwendigkeit entstehen musste, wie ein Stein auf die Erde fällt, wenn man ihn loslässt?
Oder im Alltag: Es kommt zu einer Diskussion mit einem Mitarbeiter oder Vorgesetzten. Man bleibt wirklich wesentlich ruhiger, wenn man im Hinterkopf hat, dass dies alles von so vielen Faktoren beeinflusst ist, die rein gar nichts mit der gegenwärtigen Situation und schon gar nichts mit dem jeweils spezifischen Gegenstand der Diskussion zu tun haben.
Allerdings bedeutet dies natürlich nicht, dass man durch diese Erkenntnis augenblicklich zum Buddha wird. Nur, auch wenn in einem selber negative Gefühle aufsteigen und man über irgend etwas wütend wird, so kann man sich auch dann wieder vor Augen halten, dass dies nichts oder nur sehr wenig "mit einem selbst" zu tun hat, sondern eben ein unausweichlicher Teil der Weltentwicklung ist.
Letztlich ist dies vielleicht einfach eine spezielle Form der Mindfulness/Achtsamkeitsübung. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass diese Vorgänge nichts mit dem freien Willen zu tun haben, wie es ja von vielen Leuten immer wieder gesagt wird. Deshalb sagte ich ja anfangs, dass ich mir selber nicht ganz sicher bin, über was wir hier eigentlich diskutieren. Aber "irgend etwas" von Substanz ist es schon.