25-05-2007, 21:16
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 25-05-2007, 21:17 von Alanus ab Insulis.)
Mandingo schrieb:Was Theoretiker wie unser lieber Presbyter
nicht verstanden haben, ist,
dass man sich automatisch auf marxistische Gedanken besinnt, wenn man die Armen in Südamerika aus ihrer Versklavung befreien und zu freien Kindern Gottes machen will...
Ich sage dir Mandingo, sie sind in Jesus Christus schon freie Kinder Gottes. In einer Art und Weise auf der sie keine Macht des Himmels und der Erde herausreißen kann.
"Was kann uns scheiden von der Liebe Christi? Bedrängnis oder Not oder Verfolgung, Hunger oder Kälte, Gefahr oder Schwert? In der Schrift steht: Um deinetwillen sind wir den ganzen Tag dem Tod ausgesetzt; wir werden behandelt wie Schafe, die man zum Schlachten bestimmt hat.
Doch all das überwinden wir durch den, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss: Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn." (Röm 8, 35-39)
Mandingo schrieb:die wenigstens ihre eigenen Kinder ernähren können.
Ich verstehe und anerkenne dein Anliegen Mandingo, aber nicht die Methode.
Ich weiß wie schwer das Leben der Menschen in der Armut von Lateinamerika ist, wie schwer sie unter Repression, Kriminalität, Armut und sozialer Ungerechtigkeit zu leiden haben. Und des ist unsere Verpflichtung als Christen diesen Menschen beizustehen in Gebet und Tat!
Aber nicht in einer Art und Weise die es erlaubt den Glauben an die Heilsbotschaft Christi zu instrumetalisieren, sei es theoretisch theologisch oder praktisch pastoral.
Zwar ist es die prophetische Pflicht und Aufgabe der Kirche und jedes Christen Gewalt, Unterdrückung und verhängnisvolles Leid anzuprangern und daraufhinzuwirken, dass jene Umstände beiseitigt werden, aber darf dies weder zu politischer Gegengewalt noch zu radikaler Revolutuion führen.
Denn eine muss uns klar sein, Gewalt für immer nur zu noch mehr Gewalt und Revolution nur zu Repression.
Daher bin ich weder überzeugt, dass eine sozial(istische) Revolutio (Umdrehung) die angemessene, noch die beste Methode für den sozialen Frieden in Lateinamerika ist.
Und erst recht bin ich überzeugt, dass der Glaube nicht als Anlass für eine solche Revolutio dienen kann. Denn die Verheißungen Jesu, gelten den Freidfertigen:
"Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden.
Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben.
Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden.
Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.
Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen.
Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden.
Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich.
Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet.
Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt." (Mt 5, 3-12)
Mandingo schrieb:Dir geht es zu gut, Presbyter
Es erstaunt mich immer wieder wie du dir anmaßt den Splitter in meinen Auge zu erkennen, aber deinen Balken nicht bemerkst.
Desweiteren kenn ich sehr gut die ärmlich, ja armseligen Zustände in denen viele unserer Mitbrüder und Mitschwestern leben müssen. Ich habe selbst erlebt wie unsere orientalischen Mitchristen in Unterdrückung, Repression, Perspektivlosigkeit, fanatistischer Gewalt und Angst leben. Ich sehe täglich wenn ich die schützenden Mauern unseres Seminars verlasse, die Armut und Verwahrlosung unserer Großstädte. Uns so weiß ich auch und fühle auch das Leid unserer lateinamerikanischen Christen.
Aber anstatt ihnen utopische und verhängnisvolle Versprechungne zu machen. Anstatt sie in ihrem guten Glauben dazu aufzuforden Gegenwehr und -gewalt (sei sie ideell oder tätig) zu leisten. Diene ich ihnen mit meinem Gebet und mit den wenigen Mitteln die ich ihnen geben kann und gerne bereitstelle.
Anstatt sie in einen Kreis proletarischer Umstürzungstheorien zu führen, glaube und hoffe ich, dass die Liebe Chrsit, die in ihnen wirksam ist, die Umgestaltung ihrer Gesellschaft zu Frieden und Freiheit führt.
Mandingo schrieb:"Wir alle stehen mit beiden Beinen fest auf den Schultern von Karl Marx, aber nur seine Fehler nennen wir Marxismus!"
Das mag schon in gewisser Weise stimmen.
Aber genau diese Fehler entdecke ich und andere weit aus bessere und fachkundigere Theologen als ich, in nicht wenigen befreiungstheologischen Schriften.
Als da wären Ansätze des weltanschaulichen Materialismus, sozialistischen Revolutionismus, uvm. Besonders die Deutung der Messianität Jesu und der Verheißung der Nähe des Reiches Gottes als Anlass zu jenen gesellschaftlichen Umdrehungen (revolutio) sind eine Verkehrung des eigentlichen Messiasgedanken, wie ihn Jesu selbst lehrt:
"Jesus antwortete: Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen [...]. Aber mein Königtum ist nicht von hier." (Joh 18, 36)
mandingo schrieb:Blauäugig ist es, mit römischen Blockaden die Entwicklung in anderen Teilen der Welt zu behindern und als "Erlösung" zu verkaufen.
Es ist genauso blauäugig wie die Idee ökonomische und sozialpolitische Veränderungen könnten die Erlösung auf Erden realisieren. Weder die Exodus-Tradition noch die Botschaft des Evangeliums bieten Grundlage dafür, dass der Mensch sein Heil in dieser Welt schaffen oder herbeiführen kann. Weder durch Werke der Gerechtigkeit, noch durch Systeme vermeintlichen sozialen Friedens. Diese pelagianischen Ansätze der Befreiungstheologie sind nicht nur vollkommen vorbei an den Verheißungen des Gottes Reiches, dass in Christus schin begonnen hat, sondern auch vorbei an den Hoffnungen vieler Christen auf wirkliches Heil und Erlösung in Jesus Christus.
Nicht nur temporär durch politischen Aktivismus, sondern ewig durch Gottes Gnade!
Wann verstehen Leute wie du endlich, dass Die Relevanz des Dienstes am Nächsten nicht durch Umwälzung und Umstürzung geschehen kann.
Die falschen Hoffnungen die ihr den Menschen macht, hängt mir zu Hals heraus!
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)