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Determinismus oder Willensfreiheit?
(21-09-2024, 11:18)petronius schrieb:
(20-09-2024, 20:07)subdil schrieb: ich vertrete hier ja durchweg die Position des Neurowissenschaftlers Sam Harris, weil ich diese sehr überzeugend finde

Das hast du jetzt schon wie oft wiedergekäut, ohne daß es deshalb Sinn ergäbe?


Ich betone das ja nur deshalb so, weil in diesem anti-religiösen und pro-reduktionistischen Umerziehungsforum auf alles, was aus der Richtung Spiritualität und erst recht auf alles, was aus der Richtung Esoterik kommt, mit einer Mischung aus Skepsis, Feindschaft (Original Wortwahl von Ekkard in Bezug auf die Anthroposophie) und stellenweise sogar Hass reagiert wird. Sam Harris als einer der populärsten Vertreter des amerikanischen New Atheism dürfte wohl von jedem Vorwurf der Esoterik meilenweit entfernt sein, weshalb er für eure Ablehnung kein so gefundenes Fressen sein dürfte wie etwa ein Rudolf Steiner, auf den ich mich an anderer Stelle bezog. Zudem ist ein Neurowissenschaftler ja wohl eine ideale Quelle, wenn es um Themen wie Bewusstsein, Wille, Selbst geht. 


(21-09-2024, 11:18)petronius schrieb: 1. Denn weder vermagst du diese Position verständlich wiederzugeben noch sie plausibel zu machen, Argumente dafür vorzubringen
Auf kritische Nachfrage zu deinen vorgetragenen Beispielen gehst du nicht inhaltlich ein, sodass völlig im unklaren bleibt, inwiefern du meinst, sie seien Beleg für - ja, was eigentlich genau?
Führe doch mal im einzelnen aus, was dein Fußballer mit Determinismus zu tun haben soll oder solchen gar beweist



2. Haarspalterisches Wortgeklingel. Wie sähe dein bei der Innenschau erblicktes Selbst denn überhaupt aus, im Unterschied zu deinem Bewusstsein? (Woran) würdest du es überhaupt erkennen?



3. Kein vernünftiger Mensch wird ein Selbst leugnen. Das Bewusstsein eines Selbst (also die eigene Person von anderen auseinander halten zu können) ist für unsere Spezies bezeichnend, wenn auch nicht (mehr, früher dachte man anders) ein Alleinstellungsmerkmal. 



4. Also ist doch nicht alles determiniert - denn woher käme denn deine "Erstursache"?


zu 1: Aus meiner Sicht habe ich bereits alle Argumente verständlich dargelegt. Der Fußballer war eine Antwort auf deine Frage, wie es sein kann, dass etwas gleichzeitig determiniert und dennoch beeinflussbar sein kann. Die Antwort: Menschliche Entscheidungen sind fester Bestandteil der unendlichen und omnipräsenten Kausalkette des Universums. Aber da es menschliche Entscheidungen erst seit maximal ein paar Hunderttausend Jahren und das Universum als ganzes seit ca. 13 Milliarden Jahren gibt, sind alle menschlichen Entscheidungen schon determiniert worden, bevor es die Menschen gab.

Perfektes Beispiel: Wären die Dinosaurier nicht vor 65 Millionen Jahren durch einen Asteroiden ausgelöscht worden, würden sie vermutlich heute noch die Erde besiedeln und es gäbe keine Menschen. Das wir also hier überhaupt dieses Gespräch führen können, wurde determiniert durch eine globale Katastrophe, welche die Erdgeschichte für immer verändert hat. Aber natürlich ist auch dieser Asteroid irgendwo entstanden und so geht die Kausalkette immer weiter zurück bis zum Urknall.

Letztlich ist die Antwort auf alle Fragen bezüglich menschlicher Willensentscheidungen: Weil es den Urknall gegeben hat - oder die philosophische Version davon: Weil es etwas gibt und nicht nichts - oder die religiöse Version: Weil Gott die Welt erschaffen hat. 


zu 2: Wie ein bei der Innenschau erblicktes Selbst überhaupt aussehen würde, müssen diejenigen beantworten, die von der Existenz eines solchen Selbst ausgehen. 


zu 3: Es gibt individuelle Menschen, das streitet niemand ab, aber es gibt kein konstantes Selbst. So wie auch die Atome unseres Körpers sich in ständigem Wechsel befinden und - wenn ich mich recht erinnere - ca. alle sieben Jahre komplett ausgetauscht werden, es also letztlich auch "den Körper" nicht gibt, so gibt es auch "das Selbst" nicht. Es ist ein loses Konstrukt, ständigem Wechsel und ständiger Veränderung unterworfen, von den größten Zufällen beeinflussbar usw... 


zu 4: Was war vor dem Urknall? Wer erschuf Gott? Das sind unbeantwortbare Fragen. Aus unserer Sicht endet dort die Kausalkette, weil wir dort auf eine Singularität treffen. Das muss aber nicht bedeuten, dass die Kausalkette dort objektiv endet. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass sie noch viel weiter zurück geht, aber das liegt eben alles jenseits des Ereignishorizontes der Singularität.


Nachrichten in diesem Thema
RE: Determinismus oder Willensfreiheit? - von subdil - 21-09-2024, 16:02
RE: - von Geobacter - 22-09-2024, 22:28

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