(20-09-2024, 12:44)subdil schrieb:(19-09-2024, 14:07)petronius schrieb:
Zitat:Im Übrigen schließt ja auch der Determinismus gar nicht aus, dass die Zukunft trotzdem beeinflussbar ist
Das verstehe ich jetzt nicht. Wie kann etwas gleichzeitig determiniert und beeinflußbar sein?
Bitte um ein Beispiel
Nehmen wir als Beispiel einen Fußballspieler, der für den Verein XY spielt. Dieser Spieler hat gewiss den (aus seiner individuellen Sicht 100% freien) Willen, das Fußballspiel für Verein XY zu gewinnen. Doch worauf beruht denn dieser Wille, das Spiel zu gewinnen? Er beruht auf der Entscheidung des Spielers, vor einigen Jahren dem Verein XY beizutreten. Diese Entscheidung damals hat den jetzt aktiven Willen, das Spiel zu gewinnen, determiniert. Siehst du, determinieren ist auch eine Tätigkeit.
Natürlich kann man damit immer weiter zurück gehen. Wie wurde die Entscheidung des Spielers determiniert, dem Verein XY beizutreten? Vielleicht durch die Entscheidung des besten Freundes des Spielers, dem Verein kurz zuvor beizutreten, oder schlicht dadurch, dass Verein XY in Ort XY gegründet wurde, in welchem der Spieler geboren wurde und die Wahl auf diesen Verein somit schlicht durch den Geburtsort determiniert wurde. Der Geburtsort wurde determiniert durch die Entscheidung der Eltern, kurz vor der Geburt des Spielers in diesen Ort zu ziehen usw...
Wie ich schon öfters sagte: Letztlich lässt sich jede noch so hochspezifische (und auch banale) Willensaktivität, wie etwa der Wille eines Fußballspielers, ein Spiel zu gewinnen, bis zum Anfang der Menschheitsgeschichte zurückverfolgen, oder - wenn man die Sache auf die Spitze treiben will - sogar bis zum Urknall.
Die Frage ist jetzt im Grunde hauptsächlich, ob man daraus unbedingt schlussfolgern kann, dass der Wille komplett unfrei ist. Dies hängt wohl im Wesentlichen davon ab, wie man "frei" definiert.
Uli Hoeneß (FC Bayern) äußerte mal vor längerer Zeit gegenüber der Presse, dass sich kein Fußball-Profi diesem starken körperlichen Verschleiß aussetzen würde, bekäme er dafür nicht eine ungewöhnlich hohe Entlohnung. Der Wille, zu gewinnen, unterliegt hier also auch wirtschaftlichen Zwängen, denen Vereinsführung, Trainer und Spieler gleichermaßen ausgesetzt sind und welche oft sehr schnell zu den bekannten Entlassungen im Personalbereich führen.
Ein alles entscheidendes Tor, was z.B. den Abstieg eines Fußballvereins bedeutet, kann noch in der letzten Spielminute passieren, wenn z.B. ein unberechenbarer Schuss des Gegners ans Lattenkreuz knallt, von dort dem Torwart in den Rücken prallt und darauf hinter die Torlinie fliegt.
Ist das nun schon bereits lange vor oder erst seit Spielbeginn determiniert - oder überhaupt nicht?

Gruß von Reklov