04-10-2024, 15:24
(03-10-2024, 19:15)Thomas B. Reichert schrieb: Im Judentum wird statt JHWH auch oft stattdessen oft das Wort "Adonai" (Herr) verwendet, wenn der Name Gottes in der Bibel gelesen oder rezitiert wird. Und so kann man davon ausgehen, dass der Vorgängergott von JHWH „Aton“, der Herr war, dies passt sowohl vom Namen als auch von der Region, da Israel bekanntlicherweise an Ägypten grenzt, in dem es den Atonkult gab.
→ Aton (Herr) → Adonai (Herr) = JH (Herr) HWH (des Lebens) = JHWH (Herr des Lebens)
*Formatierung entfernt/Bion
Weil wir das in der Unterabteilung Judentum diskutieren:
Die jüdische Sicht der Dinge ist eine andere. Jüdischerseits wird überwiegend angenommen, dass in nachexilischer Zeit Adonai (mein Herr) Jhwh vorangesetzt (oder Jhwh ganz durch Adonai ersetzt) wurde, um das Aussprechen des Gottesnamen zu vermeiden.
Adonai wird im Alten Testament 315mal in Verbindung mit JHWH gebracht. 134mal steht es als alleinige Gottesbezeichnung.
Weil in den Chroniken Jhwh immer alleine steht wird angenommen, dass ab 300 vC, auch wenn in Texten Jhwh steht, immer Adonai gelesen wurde.
Die Frage, ob denn Aton und Adonis [Adonai] nicht derselbe Name sei, hat am Beginn des vorherigen Jahrhunderts schon Arthur Weigall, ein Ägyptologe mit geringer philologischer Grundbildung gestellt.
Die fehlende Vokalisierung der Hieroglyphenschrift ließ es nicht zu, ägyptische Eigennamen umschriftlich exakt wiederzugeben. Wir wissen heute, dass es im Neuen Reich in der ägyptischen Sprache keinen O-Laut gab. Die umschriftliche Wiedergabe "Aton" entspricht jedenfalls nicht der von Amenophis IV. (Echnaton) erfundenen Gottesbezeichnung.
Es ist kaum hilfreich, Eigennamen aus verschiedenen Sprachen, miteinander in Beziehung zu bringen und Schlüsse zu ziehen. Ganz besonders gilt das für Vergleiche von Namen oder Bezeichnungen, die zunächst umschriftlich entstellt und danach gräzisiert oder latinisiert wurden.
Weigall schreibt:
…, and there, as the sun, he daily sailed in his boat from horizon to horizon. At dawn he was called Khepera, and had the form of a beetle ; at noon he was Ra ; and at sunset he took the name of Atum, a word probably connected with the Syrian Adon, 'Lord', better known to us in its Greek translation 'Adonis'. As the rising and the setting sun - that is to say, the sun near the horizon - he was called Ra-Horakhti, a name which the reader must bear in mind.
…
The name Aton perhaps had some remote Syrian connection. The setting sun, as we have seen, was called in Egypt Atum, which was perhaps connected with the Asiatic Adon or Adonis; and it is now that we first find the word Aton introduced into Egypt as a synonym of Ra-Horakhti-Khepera-Atum of Heliopolis, though it had been used for long by the Egyptians as the name of the actual orb or disc of the sun. Presently we find that one of the Pharaoh’s regiments of soldiers is named after this god Aton, and here and there the word now occurs upon the monuments.
…
Here we have simply the old religion of Heliopolis, to which has been grafted something of the doctrines of the Syrian Adonis or Aton.
Arthur Weigall. THE LIFE AND TIMES OF AKHNATON. Pharaoh of Egypt. New and revised edition. 1922 London, 4. Aufl. Thornton Butterworth Verl. Seiten 12, 32 u. 75.
Jan Assmann bezeichnet derlei Spekulationen als "auf die Vergangenheit bezogene Science-Fiction".
MfG B.