05-10-2024, 14:00
(05-10-2024, 12:19)Ulan schrieb: Ich habe mit "basisdemokratischen" Strukturen ueber lange Jahre persoenliche Erfahrung gesammelt und dort teilweise auch aktiv mitgemacht. Sie sind langsam und schwerfaellig, Entscheidungen werden auf den St. Nimmerleins-Tag verschoben und in Krisenzeiten versagen sie. Es ist eine Utopie, die vielleicht in Schoenwettersituationen oder als Illusion (es gibt dann eine de facto Hierarchie) funktioniert. In dem Projekt, das ich erlebt hatte, wurde irgendwann einer auswaertige Instanz die Leitung uebertragen, weil der ueber Jahre gewachsene, gegenseitige Hass zu gross geworden war. Na, wenigstens wurden schoene Buechlein ueber die "glorreichen Tage" gedruckt, und zumindest in der Nostalgie lebt der Gedanke fort, obwohl er eigentlich gescheitert war.
meine persönlichen erfahrungen bestätigen das - leider. wie ekkard schon sagt: der mensch ist nicht so "gemacht"
idealiter bedeutet arbeitsteilung, daß jeder das macht, worin er am besten ist (und was er dann erfahrungsgemäß auch am liebsten machen möchte). dazu gehört aber auch, leitungsfunktionen (wo - teils bis oft - auch ungenehme entscheidungen zu treffen sind) entsprechend zu "delegieren". ich z.b. weiß (aus eigener negativer erfahrung), daß mich die aufgaben und tätigkeit einer führungskraft nicht wirklich interessieren, ich sie daher eher schlecht mache. also habe ich im weiteren entsprechende beförderungen abgelehnt und war glücklich "in der zweiten reihe", wo ich aufgaben erfüllen konnt, die meinen interessen und fähigkeiten entsprachen
anders gesagt: ich war meinen chefs dankbar, daß sie die großen entscheidungen getroffen und die linie vorgegeben haben. nicht immer in einklang mit meinen persönlichen vorlieben, gewiß - aber wer die verantwortung nicht zu tragen hat, hat wohlfeil kritisieren...
jeden mitentscheiden zu lassen, ist ineffizient. und auch insofern gefährlich, als verantwortung sich dann verflüchtigt: "iiiich hab damit nichts zu tun - das war doch die mehrheit, die so entschieden hat!"
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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