04-11-2024, 23:18
(04-11-2024, 15:21)petronius schrieb:Zitat:Für jemanden, der wirklich an ein Jenseits glaubt, ist dieses Jenseits eben nicht fiktiv, sondern sehr real
ich rede natürlich - wie immer - von intersubjektiver realität, nicht von persönlichen wunschvorstellungen
Wieso gehst du/geht ihr eigentlich immer davon aus, dass es sich bei Jenseitsvorstellungen unbedingt um Wunschvorstellungen handeln muss? Meine Wunschvorstellung für ein Jenseits wäre die absolute Nichtexistenz, meinetwegen auch das Nirvana, wobei das ja schon wieder mit einer Art transpersonalem, unpersönlichem Rest-Bewusstsein beschrieben wird. Meine Begründung für diese Wunschvorstellung ist ganz einfach: Wer nicht (mehr) existiert, kann auch nichts positives vermissen. Ein Jenseits, welches andersgeartet ist als die Nichtexistenz oder das Nirvana enthält hingegen immer das Risiko für negative Empfindungen - sei dies nun ein geistiges Erleben oder weitere Inkarnationen mit potentiell leidvollen Erfahrungen.
Die Lehren der Anthroposophie zum Beispiel finde ich gleichzeitig faszinierend und abschreckend. Es ist sicher interessant, sich vorzustellen, dass man vielleicht schon im alten Griechenland und im Mittelalter und dann nach der aktuellen Inkarnation vielleicht in weiteren 1.000, dann in weiteren 5.000 Jahren noch mal auf die Erde kommt usw... Gleichzeitig ist der Gedanke aber auch beängstigend, weil laut Steiner nach jedem Leben in der geistigen Welt zunächst einmal die von der vorherigen Inkarnation noch übrig gebliebenen Begierden geläutert werden müssen - und dies soll ein schrecklicher Prozess sein.
Außerdem birgt jede weitere Inkarnation nicht nur irdische Risiken, sondern auch das Risiko, vielleicht wieder vom spirituellen Pfad abzukommen und somit viele Fortschritte aus vergangenen Inkarnationen wieder verloren gehen könnten usw... Wer sich ernsthaft, und nicht nur oberflächlich, mit dem Thema des Jenseits befasst, der merkt schnell, dass da mindestens genau so viel Anlass zu Bedenken und Angst gegeben ist wie zu Hoffnung und Zuversicht.
(04-11-2024, 15:21)petronius schrieb:Zitat:Entscheidend bleibt, dass die Wissenschaft niemals die ganze Wirklichkeit beschreiben kann
entscheidend wofür?
Entscheidend für unsere ganze Diskussion hier im Forum - denn das ist der Dreh und Angelpunkt derselben.
(04-11-2024, 15:21)petronius schrieb:Zitat:Wie kommt ihr eigentlich auf sowas?
wer soll das denn behauptt haben? wer sind "ihr"?
Ich dachte mir schon, dass du das abstreiten würdest und das sogar zum Teil zurecht, aber eben nur zum Teil. Ihr seid keine expliziten Szientisten, das muss man fairerweise sagen, aber trotzdem läuft eure Einstellung auf eine Art indirekten Quasi-Szientismus hinaus.
Mit "Ihr" meine ich übrigens im Wesentlichen dich und Ekkard. Ulan scheint mir etwas moderater zu sein.
Die wissenschaftliche Methode ist sicherlich sehr wichtig und unverzichtbar für die Menschheit. Aber ihr macht mit der wissenschaftlichen Methode (fast) das selbe, was die christlichen Fundamentalisten mit der Bibel machen. Auch die Bibel ist sicherlich ein wichtiges Buch in unserer Kultur und Gesellschaft, aber die Fundamentalisten erheben es zum Maß aller Dinge, egal um was es geht. Das selbe macht ihr mit der wissenschaftlichen Methode. Auch ihr nehmt etwas tatsächlich Wertvolles und übertreibt dann aber die Wichtigkeit und Bedeutung dieses Wertvollen.

