13-11-2024, 23:32
(12-11-2024, 23:38)Ulan schrieb: Ich denke, es wird gerne vergessen, dass die meisten Atheisten auf diesem Forum christlich sozialisiert sind und zu ihrem jetzigen Standpunkt nicht aus Gleichgueltigkeit gekommen sind...
Außer bei Ekkard war das für mich bisher bei keinem hier offensichtlich.
Wobei man aber sagen muss, dass wir, die wir noch im vergangenen Jahrhundert (gar Jahrtausend - da fühlt man sich gleich noch älter...

Man könnte sogar darüber diskutieren, ob nicht unsere gesamte humanistische Moral implizit christlich ist, also sehr viele Menschen Christen sind, ohne es zu wissen, weil es uns hier einfach in die Wiege gelegt wurde, selbst wenn wir eher weltlich erzogen wurden.
(12-11-2024, 23:38)Ulan schrieb: Aber, wie auch immer, die buddhistische Jenseitsvorstellung ist doch von einem Erloeschen gar nicht so weit entfernt.
Allerdings findet dieses Erlöschen im Nirvana erst nach vielen Inkarnationen statt. Wobei ich gerade erst gestern auf einen sehr interessanten YouTube-Beitrag gestoßen bin, in dem erklärt wurde, dass Buddha gar keine individuelle Seele gelehrt hat, die sich immer weiter inkarniert bis sie im Nirvana erlischt, sondern dass lediglich bestimmte Karma-Muster sich über verschiedene Inkarnationen erstrecken. Also es wären dann keine Individuen, die wieder geboren werden, sondern karmische Muster.
(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb:Zitat:Ich bin in dieser Frage für mich selber zu folgendem Ergebnis gekommen: Am sichersten ist es, wenn man Gott und dem Universum in möglichst klaren, unmissverständlichen Worten mitteilt, dass man nach diesem irdischen Leben in die absolute Nichtexistenz kommen möchte
origineller gedanke.
Ich habe mir auch schon mal überlegt, dass man auf diesem Gedanken schon beinahe eine neue Religion aufbauen könnte. Jedoch wäre diese sehr nahe am Buddhismus angesiedelt. Der Buddhismus ist im Grunde die einzige mir bekannte Religion, die genau das anstrebt, was alle anderen so überhaupt nicht haben wollen, nämlich das Verschwinden in der Nichtexistenz. In meinen Überlegungen spielt aber eher die klare Intention eine Rolle, während es im Buddhismus ja eher darauf hinaus läuft, dass man durch Meditation und Abkehr von der Welt das Karma abbaut, um sein Ziel zu erreichen. Dennoch halte auch ich ein moralisch möglichst integres Leben für ein erstrebenswertes Ideal - denn ein solcher "Deal mit Gott" bzw. dem Universum hat ja immer zwei Seiten: Man muss selber ja auch etwas dafür leisten, damit man das bekommt, was man sich wünscht.
(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb: aber wäre es nicht noch sicherer, "Gott und das Universum" würden "in möglichst klaren, unmissverständlichen Worten mitteilen", was sache ist?
Das wäre das ideale Universum, in dem es keine philosophischen Fragen mehr gibt, weil alles ganz offensichtlich ist. Leider leben wir so ziemlich im Gegenteil davon - hier ist gar nichts klar und alles mysteriös und es gibt in metaphysischen Fragen keinerlei Gewissheiten.
(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb: ich hab da schon vor einem halben jahrhundert, nachdem ich eingesehen hatte, daß all das fromme gerede von einem persönlichen jesus, der immer für einen da und ansprechbar sei, nur heiße luft ist, einen deal mit "gott" geschlossen:
wenn es ihn gibt und er was von mir will (z.b. als existent anerkannt werden), soll er es klar und deutlich sagen. bis dahin gibt es ihn nicht für mich. ich habe da keinen widerspruch vernommen, also hat er dem deal zugestimmt durch unterlassung von widerspruch
Wenn man diese Passage jetzt wörtlich nimmt, gehst du aber nach wie vor davon aus, dass es Gott gibt - und er es lediglich unterlässt, deine Anfrage zu beantworten. Vielleicht sind einfach gerade alle Leitungen belegt und Gott muss sich erst ein metaphysisches Call Center suchen, in das er die Masse an Anfragen outsourcen kann.

Ganz ehrlich: Ich kann zum Beispiel nicht richtig beten, weil ich immer das Gefühl habe, hier "jemanden" mit meinen unbedeutenden kleinen Sorgen zu beladen, der nun wirklich schon genug zu tun hat. Ich frage mich manchmal, ob nicht gerade Zurückhaltung, was das betrifft, "da oben" Eindruck macht...
(13-11-2024, 14:23)petronius schrieb: ehrlich gesagt, habe ich keine konkrete vorstellung davon, wie wir uns, meinetwegen auch "im allgemeinen und abstrakten", auf etwas vorbereiten können oder sollen, von dem wir gar nichts wissen - noch nicht mal, ob es überhaupt existiert
Das geht eben nicht mit üblichen Methoden der Vorbereitung, sondern nur über Intuition, Meditation, Kontemplation usw...
Dass du fast jeden Tag ein Religionsforum besuchst, könnte ein Hinweis darauf sein, dass du diese ganze Frage (nach Gott usw...) vielleicht doch noch nicht so eindeutig für dich beantwortet hast, wie du selber meinst.