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Die Energieblindheit der Menschheit und die Zukunft der Zivilisation
#14
(18-11-2024, 23:33)Ulan schrieb: Ist zwar schade, dass ich nicht mehr erleben werde, was passiert, aber man kennt ja den alten chinesischen Fluch: Moegest Du in interessanten Zeiten leben!


In interessanten Zeiten leben wir auf jeden Fall. Und darüber, dass du persönlich die vielleicht noch interessantere Zukunft nicht mehr miterleben wirst, brauchst du dir in dem Sinne keine Gedanken zu machen, dass Bewusstsein als solches, also die Grundlage des Daseins, von jedem Menschen gleich erlebt wird. Schopenhauer hat es sinngemäß so formuliert, dass alles, was jemals "Ich" gesagt hat, sagt, und sagen wird, das selbe Erleben hat, wie du es derzeit als "Ulan" hast. Sollte es in Millionen von Jahren noch Menschen geben, wirst "du" in diesem Sinne genau so dabei sein, wie heute. Du siehst also, dass wir in gewissem Sinne unsterblich sind, selbst wenn unsere individuelle Existenz mit dem Tod enden sollte.  


(19-11-2024, 15:21)petronius schrieb: ich finde max. 200 jahre für die totale regression schon rasant. und denke nicht, daß ein zurück zum vorindustriellen, vorhumanistischen, vorwissenschaftlichen mittelalter wahrscheinlich oder überhaupt möglich ist


Da du mir an anderer Stelle eine Literaturempfehlung gegeben hast, auf die ich noch eingehen werde, gebe ich dir und allen Mitlesern an dieser Stelle ebenfalls eine Empfehlung, was das Thema postapokalyptische Fiktion betrifft, nämlich die TV-Serie The Walking Dead. Vordergründig und an der Oberfläche handelt es sich hierbei um eine Horrorserie, in der durch den Ausbruch einer Seuche der Großteil der Menschen in Zombies verwandelt wurde. Doch das ist nur der Aufhänger für die bisher detaillierteste realistische Darstellung einer Welt nach dem Zusammenbruch der kritischen Infrastruktur. 

Da die Serie sage und schreibe elf Staffeln hat, hat sie alle Zeit der Welt, dieses Thema so erschöpfend und ausgiebig zu behandeln, wie man es nirgendwo anders finden kann. Hier wird relativ glaubhaft dargestellt, wie die Überlebenden sogar schon nach etwa zehn Jahren im "Mittelalter" ankommen, wobei es natürlich ein Mittelalter ist, in dem immer noch die verlassenen, modernen Städte und alle sonstigen Überbleibsel der Zivilisation existieren. 

Es ist natürlich nicht 1:1 das Original Mittelalter, das wir aus der Geschichte kennen, sondern ein postapokalyptisches, modernes Mittelalter 2.0. . Das ganze wird recht pragmatisch und realistisch dargestellt: In den ersten paar Jahren nach dem Kollaps gibt es noch Lebensmittelvorräte aus der Zivilisation, also Supermärkte, Vorräte in Häusern, lang haltbares "Dosenfutter" und ähnliches - nachdem all dies aufgebraucht ist, müssen die Menschen wieder den eigenständigen Anbau von Lebensmitteln und die Haltung von Nutztieren erlernen. In den ersten 8 bis 9 Jahren nach dem Kollaps gibt es noch fahrtüchtige Fahrzeuge und Benzinvorräte. Nachdem diese alle verbraucht sind, stellen sich die Menschen wieder auf das Reiten von Pferden um. 

Und so wird nach und nach gezeigt, wie die Menschen wieder ins "Mittelalter" zurück kehren, einfach aus Notwendigkeit. Vielleicht ist "Mittelalter" hier auch ein bisschen übertrieben, aber jedenfalls ins vorindustrielle Zeitalter mit ein paar Überresten aus der Zivilisation. Du sagst, dass du ein solches Szenario für unwahrscheinlich oder gar unmöglich hältst, aber ich denke vielmehr, dass es unter gewissen Umständen vielleicht sogar unumgänglich sein wird. Was sollen die Menschen denn machen, wenn es keine Lebensmittel, keine Fahrzeuge, keine modernen Kleidungsstücke usw. mehr gibt - dann werden sie eben wieder auf simplere, natürlichere Ressourcen zurückgreifen müssen. 


(19-11-2024, 15:21)petronius schrieb:
Zitat:Hier gibt es ein Szenario, das besagt, dass wir global noch 20 bis 30 Ernten haben, danach ist diese Bodenschicht so zerstört, dass keine Nahrung mehr angebaut werden kann

das ist natürlich unfug. schon gar in dieser pauschalität
ich empfehle, youtube-filmchen mit gesunder skepsis zu begegnen


Ich bezog mich dabei auf die Vortragsreihe "Time is up" von Dr. Mark Benecke. Ist bei YouTube zu finden. 


(19-11-2024, 15:26)petronius schrieb: subdil empfehle ich hier die lektüre des schmalen bändchens "der untergang der stadt passau" von carl amery


Ich kenne dieses Buch zwar noch nicht, habe aber gerade mal die Handlungszusammenfassung bei Wikipedia durchgelesen. Hört sich interessant an - und realistisch. Zitat:

"Auf dem Gebiet des ehemaligen Deutschland sind es nur kleine Gruppen von Bauern oder Nomaden, in der Regel jeweils weniger als 50 Personen. Die Städte sind verwüstet, das Land meist verwildert und unbestellt."

Ich sagte ja, dass es in einem solchen Szenario darauf hinauslaufen wird, dass alles wieder in kleineren Gruppen und auf kleineren Landflächen stattfinden wird. Erst nach und nach wir es vielleicht auch wieder größere Gruppen geben. Das liegt einfach daran, dass eine Gruppe mit maximal 50 (eher aber sogar nur 30) Leuten noch so strukturiert sein kann, dass wirklich jeder jeden kennt. Alle größeren Gruppen haben schon wieder etwas "zivilisatorisches", weil nicht mehr jeder jeden kennt und somit wieder das nötig wäre, was wir in der Zivilisation als das zivilisatorische Grundvertrauen bezeichnen. Das muss aber dann erst wieder "nachwachsen" - deshalb wird es lange dauern, bis es wieder größere Gruppen geben kann, die funktionieren können. 


(19-11-2024, 15:37)petronius schrieb:
(18-11-2024, 21:48)subdil schrieb: dass es für den flächendeckenden Zusammenbruch einer High-Tech-Gesellschaft keinen historischen Präzedenzfall gibt

...stimmt natürlich nicht. viele hochkulturen sind zusammengebrochen...


Aber bisher keine High-Tech-Zivilisation mit Computern, Handys, Internet, Satelliten usw... Das ist schon noch mal etwas anderes. 


(19-11-2024, 15:37)petronius schrieb:
Zitat:Kurzfristig werden sich vielleicht diejenigen durchsetzen, die auf gewaltsame Unterdrückung setzen. Langfristig aber wird das nicht funktionieren. Dann werden sich neue Strukturen etablieren, die auf konstruktive Zusammenarbeit setzen

wann und wo wäre das je so gewesen?
ich bitte um beispiele


Siehe die TV-Serie The Walking Dead - wie oben beschrieben. Ich halte gute fiktive Werke für genau so interessant wie historische Geschichten - beides zeigt Möglichkeiten. Kein Szenario ist jemals genau gleich wie ein anderes. 

Die Menschen werden nach einer Phase des Chaos wieder konstruktiv zusammen arbeiten, weil das immer eine Win/Win Situation für alle Beteiligten ist. Nur die Soziopathen und Psychopathen werden sich weiterhin egoistisch verhalten - weshalb man in einem solchen Szenario verhindern müsste, dass diese Machtpositionen bekommen. 


(19-11-2024, 15:37)petronius schrieb:
Zitat:Ich sage ja nicht, dass ich mir ein solches Szenario wünsche

aber nein - du idealisierst es ja nur


Sehe ich nicht so. Ich sehe vielmehr beides, die negativen und die positiven Seiten. Kein Szenario ist nur negativ oder nur positiv.
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RE: Die Energieblindheit der Menschheit und die Zukunft der Zivilisation - von subdil - 19-11-2024, 18:17

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