20-11-2024, 00:51
(19-11-2024, 18:17)subdil schrieb: dass Bewusstsein als solches, also die Grundlage des Daseins, von jedem Menschen gleich erlebt wird
jetzt würde ich doch wirklich gerne wissen, wie man denn bewußtsein (an sich, nicht etwa dessen inhalte - die ja ohnehin eben nicht gleich, sondern individuell unterschiedlich sind) erlebt
Zitat:Schopenhauer hat es sinngemäß so formuliert, dass alles, was jemals "Ich" gesagt hat, sagt, und sagen wird, das selbe Erleben hat, wie du es derzeit als "Ulan" hast
auch wenn er das gesagt haben sollte - ist es denn so?
das seh ich nicht
Zitat:Da du mir an anderer Stelle eine Literaturempfehlung gegeben hast, auf die ich noch eingehen werde, gebe ich dir und allen Mitlesern an dieser Stelle ebenfalls eine Empfehlung, was das Thema postapokalyptische Fiktion betrifft, nämlich die TV-Serie The Walking Dead. Vordergründig und an der Oberfläche handelt es sich hierbei um eine Horrorserie, in der durch den Ausbruch einer Seuche der Großteil der Menschen in Zombies verwandelt wurde. Doch das ist nur der Aufhänger für die bisher detaillierteste realistische Darstellung einer Welt nach dem Zusammenbruch der kritischen Infrastruktur.
Da die Serie sage und schreibe elf Staffeln hat, hat sie alle Zeit der Welt, dieses Thema so erschöpfend und ausgiebig zu behandeln, wie man es nirgendwo anders finden kann. Hier wird relativ glaubhaft dargestellt, wie die Überlebenden sogar schon nach etwa zehn Jahren im "Mittelalter" ankommen, wobei es natürlich ein Mittelalter ist, in dem immer noch die verlassenen, modernen Städte und alle sonstigen Überbleibsel der Zivilisation existieren
du siehst aber schon selbst, daß das ein völlig anderes szenario ist?
die (langsam wirksam werdende) endlichkeit fossiler energien ist eben keine plötzlich ausbrechende zombieseuche
Zitat:Das ganze wird recht pragmatisch und realistisch dargestellt: In den ersten paar Jahren nach dem Kollaps gibt es noch Lebensmittelvorräte aus der Zivilisation
aber von welchem plötzlichen kollaps reden wir denn bei deiner "Energieblindheit der Menschheit"?
da fehlt mir doch etwas die fantasie
Zitat:Was sollen die Menschen denn machen, wenn es keine Lebensmittel, keine Fahrzeuge, keine modernen Kleidungsstücke usw. mehr gibt
aber warum sollte dem überhaupt so sein? gar so sein müssen?
Zitat:(19-11-2024, 15:21)petronius schrieb:Ich bezog mich dabei auf die Vortragsreihe "Time is up" von Dr. Mark Benecke. Ist bei YouTube zu findenZitat:Hier gibt es ein Szenario, das besagt, dass wir global noch 20 bis 30 Ernten haben, danach ist diese Bodenschicht so zerstört, dass keine Nahrung mehr angebaut werden kanndas ist natürlich unfug. schon gar in dieser pauschalität
ich empfehle, youtube-filmchen mit gesunder skepsis zu begegnen
auch wenn es bei utube zu finden sein mag, ist es doch unsinn
"20 bis 30 Ernten" sind maximal 20-30 jahre. ganz abgesehen davon, daß die (zunehmend angewendete) bio-landwirtschaft boden aufbauen kann
Zitat:(19-11-2024, 15:26)petronius schrieb: subdil empfehle ich hier die lektüre des schmalen bändchens "der untergang der stadt passau" von carl ameryIch kenne dieses Buch zwar noch nicht, habe aber gerade mal die Handlungszusammenfassung bei Wikipedia durchgelesen. Hört sich interessant an - und realistisch. Zitat:
"Auf dem Gebiet des ehemaligen Deutschland sind es nur kleine Gruppen von Bauern oder Nomaden, in der Regel jeweils weniger als 50 Personen. Die Städte sind verwüstet, das Land meist verwildert und unbestellt."
Ich sagte ja, dass es in einem solchen Szenario darauf hinauslaufen wird, dass alles wieder in kleineren Gruppen und auf kleineren Landflächen stattfinden wird. Erst nach und nach wir es vielleicht auch wieder größere Gruppen geben
genau das beschreibt der roman aber nicht. sondern wie die noch über "resttechnologie" von gestern verfügenden damit autokratisch herrschen - während du postulierst, diese würde ja eh keine bedeutung mehr haben, weil sich keiner mehr daran erinnern kann
Zitat:(19-11-2024, 15:37)petronius schrieb:(18-11-2024, 21:48)subdil schrieb: dass es für den flächendeckenden Zusammenbruch einer High-Tech-Gesellschaft keinen historischen Präzedenzfall gibt...stimmt natürlich nicht. viele hochkulturen sind zusammengebrochen...
Aber bisher keine High-Tech-Zivilisation mit Computern, Handys, Internet, Satelliten usw... Das ist schon noch mal etwas anderes
im zeitlichen kontext gesehen war die maya-kultur sehr wohl "eine High-Tech-Zivilisation". daß die aktuell herrschende kultur noch nicht zusammengebrochen ist, ist eine selbstverständlichkeit
Zitat:(19-11-2024, 15:37)petronius schrieb:Zitat:Kurzfristig werden sich vielleicht diejenigen durchsetzen, die auf gewaltsame Unterdrückung setzen. Langfristig aber wird das nicht funktionieren. Dann werden sich neue Strukturen etablieren, die auf konstruktive Zusammenarbeit setzenwann und wo wäre das je so gewesen?
ich bitte um beispiele
Siehe die TV-Serie The Walking Dead
geh bitte... ich rede von realität, nicht von sci-fi
Zitat:Die Menschen werden nach einer Phase des Chaos wieder konstruktiv zusammen arbeiten, weil das immer eine Win/Win Situation für alle Beteiligten ist
den menschen in seinem egoismus interessieren aber nicht langfristige win-win-situationen für alle, sondern der persönliche vorteil. sonst hätten wir ja nicht diese kognitive dissonanz hinsichtlich der klimakatastrophe
Zitat:Nur die Soziopathen und Psychopathen werden sich weiterhin egoistisch verhalten
leider nein
Zitat:weshalb man in einem solchen Szenario verhindern müsste, dass diese Machtpositionen bekommen
und zwar wie? dazu müßte man ja irgendeine art von macht aufbauen. und macht wird immer auch mißbraucht
checks and balances sind ein komplexes system, das immer auch schlupflöcher offen läßt
Zitat:(19-11-2024, 15:37)petronius schrieb:Zitat:Ich sage ja nicht, dass ich mir ein solches Szenario wünscheaber nein - du idealisierst es ja nur
Sehe ich nicht so. Ich sehe vielmehr beides, die negativen und die positiven Seiten. Kein Szenario ist nur negativ oder nur positiv.
naja, das hier
Die Welt würde in diesem Szenario wieder simpler, einfacher, natürlicher werden. Keine absurden gesellschaftlichen und politischen Diskussionen über unbedeutende Kleinigkeiten mehr, keine dekadente Wohlstandsverwahrlosung mehr, keine ausgebuchten Psychotherapeuten mehr usw... Stattdessen echte Probleme, die echte Lösungen erfordern - einfach aus Lebensnotwendigkeit. Ich kann da nicht nur Zerfall erkennen, sondern auch ganz viel neues Aufblühen und neue - auch spirituelle - Chancen für die Menschheit
klingt für mich schon nach idealisierung
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)