20-11-2024, 18:20
(20-11-2024, 00:51)petronius schrieb: du siehst aber schon selbst, daß das ein völlig anderes szenario ist?
die (langsam wirksam werdende) endlichkeit fossiler energien ist eben keine plötzlich ausbrechende zombieseuche
Okay, das stimmt natürlich. Ein plötzlich eintretendes Katastrophenszenario ist etwas anderes als ein schleichendes Ausgehen der fossilen Brennstoffe.
(20-11-2024, 00:51)petronius schrieb: auch wenn es bei utube zu finden sein mag, ist es doch unsinn
Kennst du die Schaubilder und Diagramme, die die Zunahme der globalen Durchschnittstemperatur zeigen? Die Jahre 2023 und 2024 sind etwas nie Dagewesenes, was das betrifft. Wir befinden uns da jetzt in unkartographiertem Territorium. Die Auswirkungen der Erderwärmung sind rapider und schwerwiegender als ein Asteroideneinschlag - aus menschlicher Sicht läuft das Ganze trotzdem in Zeitlupe ab, weil wir etwas, das einige Jahre dauert, nicht als "schnell" wahrnehmen können. Das ist auch ein Grund, warum viele Leute das nicht wirklich ernst nehmen. Ich war selber einer davon, bevor ich die besagte Vortragsreihe von Dr. Mark Benecke gesehen habe. Er präsentiert nur und ausschließlich Messungen und Daten - nichts anderes und keine Panikmache, aber auch keine Ausreden und falschen Hoffnungen. Er beschreibt einfach nur das Problem, ganz sachlich und im Detail. Das hat mich überzeugt. Ich rede eigentlich mit niemandem mehr über dieses Thema, der diese Vorträge nicht kennt.
(20-11-2024, 00:51)petronius schrieb: "20 bis 30 Ernten" sind maximal 20-30 jahre. ganz abgesehen davon, daß die (zunehmend angewendete) bio-landwirtschaft boden aufbauen kann
Boden aufbauen bringt nichts, wenn die Organismen und Mikroorganismen im Boden aufgrund der Erderwärmung nicht mehr in genügender Anzahl vorhanden sind. Ein Beispiel: Regenwürmer. Diese durchpflügen den Boden, damit Pflanzen und Nahrungsmittel gedeihen können. Jedoch werden Regenwürmer immer seltener und die noch vorhandenen werden immer kleiner und dünner - was das Durchpflügen des Erdbodens zunehmend schwieriger macht. Keine Technologie kann diese Tierart ersetzen - und das finde ich im positiven Sinne sehr demütigend. Ja, die Krone der Schöpfung kann ohne die Regenwürmer (!) nicht überleben. Solche Fakten lernt man in den Vorträgen von Dr. Benecke. Ich wusste zuvor nichts davon.
(20-11-2024, 00:51)petronius schrieb:Zitat:Die Menschen werden nach einer Phase des Chaos wieder konstruktiv zusammen arbeiten, weil das immer eine Win/Win Situation für alle Beteiligten ist
den menschen in seinem egoismus interessieren aber nicht langfristige win-win-situationen für alle, sondern der persönliche vorteil. sonst hätten wir ja nicht diese kognitive dissonanz hinsichtlich der klimakatastrophe
Das kann man nicht vergleichen. Die Klimakatastrophe, was eigentlich der passendere Titel dafür ist als "Wandel", kann man - aber auch nur in der nördlichen Hemisphäre - (noch) ausblenden, indem man sich einfach nicht damit beschäftigt. Natürlich muss der Wille zur Ausblendung immer größer werden, je größer die eindeutigen globalen Indizien und Beweise dafür werden. Ja, es reicht ja schon, wenn man sich vor Augen hält, wie die Winter unserer Kindheit ausgesehen haben und wie die heutigen Winter aussehen. Man muss also nicht nur den Rest des Planeten ausblenden, sondern sogar die selber erlebte Vergangenheit. Aber möglich ist die Verdrängung noch, mit ganz viel Ignoranz und dem Aufsetzen einer extra dicken rosaroten Brille.
Ganz anders jedoch in einem Szenario des gesellschaftlichen Zerfalls. Dort wird jeder die negativen Folgen des eigenen Egoismus auf Dauer direkt erleben. Du raubst andere aus. Andere rauben dich aus. Du verlässt dich nur auf dich selbst und verkriechst dich mit deinen Vorräten in irgendeinem Bunker - was ist, wenn du krank wirst und wenn irgendwann die Vorräte ausgehen? Auf Dauer wird den Menschen klar werden, dass der persönliche Vorteil jedes Einzelnen eher gewährleistet ist, wenn alle konstruktiv zusammenarbeiten. Ich habe das jetzt unterstrichen, weil es enorm wichtig ist.
Du hattest mir ein naives Menschenbild unterstellt, aber das habe ich gar nicht. Der Mensch strebt natürlich immer nach seinem persönlichem Vorteil - aber der persönliche Vorteil lässt dich durch konstruktive Zusammenarbeit besser sichern als durch egoistische Alleingänge. Was glaubst du denn, warum die Zivilisation überhaupt funktioniert und jemals funktioniert hat? Genau deshalb! Das persönliche Vorteilsstreben jedes Einzelnen wird durch die Erkenntnis gezügelt, dass der Vorteil des anderen auch der eigene Vorteil ist. Soziopathen, Psychopathen und Kriminelle sind die Ausnahme, aber dafür gibt es dann ja das Strafrecht. Und irgendeine Form der Justiz müsste es natürlich auch in einem solchen Krisenszenario geben (auch hier wieder: The Walking Dead. Ich kann euch diese Serie gar nicht genug ans Herz legen, man lernt dort so viel über das menschliche Wesen, die menschliche Moral usw... ).
(20-11-2024, 00:51)petronius schrieb:Zitat:weshalb man in einem solchen Szenario verhindern müsste, dass diese Machtpositionen bekommen
und zwar wie? dazu müßte man ja irgendeine art von macht aufbauen. und macht wird immer auch mißbraucht
Natürlich müsste man irgendeine Art von Macht aufbauen, ansonsten herrscht die Anarchie. Und Macht wird ja auch heutzutage schon missbraucht. Du kannst den Menschen nicht besser machen, als er ist.
(20-11-2024, 01:00)petronius schrieb: interessante sichtweise. ich wüßte jetzt nicht, wo ich "die positiven Aspekte einer globalisierten Zivilisation überbetont" hätte
Damit bezog ich mich auf deinen und Ulans reflexartigen Verweis auf die medizinische Versorgung, Hygiene, Wohnkomfort usw. die wir in der Zivilisation haben - was garantiert immer als erstes kommt, wenn irgendjemand ein "zurück zur Natur" auch nur andeutet, nicht mal befürwortend, sondern auch nur beschreibend.

