27-11-2024, 13:08
(26-11-2024, 17:24)subdil schrieb: Wenn man an Wahrheitssuche interessiert ist, fällt einem irgendwann auf, dass es so viele verschiedene Ansätze für die Erklärung und Beschreibung der Wirklichkeit gibt, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Es gibt die großen Weltreligionen (innerhalb deren es dann noch mal unzählige Subströmungen und Sekten gibt), die spirituellen Traditionen wie Zen und Advaita Vedanta, die esoterischen Systeme wie die Theosophie und die Anthroposophie, die Mystiker aller Traditionen, moderne spirituelle Lehren wie die Nondualität (Neo-Advaita) und als Bonus unzählige individuelle Philosophen, Gurus und Lehrer aller Art, die zu all dem dazu dann noch ihr eigenes Süppchen kochen
gibt es. hat aber nichts mit einer "Erklärung und Beschreibung der Wirklichkeit" zu tun
Zitat:Zu guter Letzt sei noch die Wissenschaft erwähnt, die alle zuvor genannten Ansätze verwirft und ihre Weltanschauung einzig und allein auf messbaren Daten und Fakten aufbaut
wissenschaft ist keine weltanschauung. kategorienfehler!
Zitat:Was aber haben nun alle genannten Denksysteme gemeinsam?
nichts
Zitat:Tatsächlich dürfte die einzige Antwort auf diese Frage lauten: Gemeinsam ist allen Systemen, dass sie die Welt grundsätzlich für erklärbar halten, dass sie davon ausgehen, die Antworten gefunden zu haben, mit Hilfe des menschlichen Verstandes
was meinst du mit "die welt erklären"?
die wissenschaft bemüht dich um die erklärung dessen, was wissenschaftlich erklärt werden - nicht mehr und nicht weniger
spekulationen über mystische weltzusammenhänge und jenseitliches gehören ebenso wenig dazu wie etwa moralfragen
Zitat:Natürlich trifft dies nicht im gleichen Maße auf alle genannten Strömungen zu. Am ehesten trifft es auf die Wissenschaft und auf die dogmatischen Systeme, also die eher fundamentalistischen religiösen Strömungen zu
was jetzt?
Zitat:Was ist nun der im Titel angesprochene Irrationalismus. Wikipedia sagt:
"Mit dem Begriff Irrationalismus bezeichnet man eine Lehre oder Weltanschauung, die die Überzeugung ablehnt, dass die menschliche Vernunft eine hinreichende Erkenntnis der Welt erwerben kann. (...) Je nachdem, in welchem Bereich Thesen zum Irrationalismus vertreten werden, lassen sich erkenntnistheoretische und metaphysische Positionen des Irrationalismus unterscheiden. Für erstere sind die Unzulänglichkeiten des menschlichen Erkenntnisvermögens, für letztere die irrationale Struktur der Wirklichkeit selbst für die rationale Unerkennbarkeit der Welt verantwortlich. Die Ablehnung der Rationalität als einzige Quelle sinnvoller Erkenntnis hat dabei weitreichende Auswirkungen auf die Einschätzung wissenschaftlicher Methodik. Daher richten sich irrationalistische Positionen oft gegen ausschließlich rationale wissenschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungs-und-Fortschrittsgedanken. Auch Traditionen der Philosophie werden diesen Voraussetzungen entsprechend spezifisch beurteilt".
Also, was denkt ihr darüber? Kann der menschliche Verstand die Wirklichkeit erfassen und erklären?
ja sicher. tut er doch auch, und sehr erfolgreich
ob dir die erklärungen gefallen, ist eine andere baustelle. und natürlich darf man nicht erwarten, daß die erklärungen in jedem fall und für immer umfassend, vollständig und unveränderlich sind. kein wissenschaftler wird solches behaupten - das ist das vorrecht deiner so hoch gepriesenen esoterischen fantasiegebäude
Zitat:Ist das aus der Evolution hervorgegangene menschliche Gehirn überhaupt dafür konzipiert, "das große Ganze" zu verstehen
was soll dieses "große Ganze" überhaupt sein? ohne das zu wissen, ist dazu keine aussage möglich
Zitat:oder ist diese Aufgabe nicht vielleicht doch eine Nummer zu groß dafür?
ja und wenn - wen juckts?
übrigens behauptet insbesondere die wissenschaft ja keineswegs, irgendein mysteriöses bis mystisches "großes Ganzes" zu verstehen. das ist ebenfalls das vorrecht deiner so hoch gepriesenen esoterischen fantasiegebäude
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)