04-12-2024, 17:41
(04-12-2024, 00:33)Ekkard schrieb:(02-12-2024, 21:45)subdil schrieb:(01-12-2024, 15:39)petronius schrieb: was???
gegenstände und gehirne bilden sich durch quantenfluktuationen???
Ja, in der unvorstellbar weit entfernten Zukunft - weil solche Vorgänge von der Quantenmechanik nicht ausdrücklich verboten, sondern nur für nahezu unmöglich gehalten werden. Die Betonung liegt auf nahezu - wenn eine fast unendliche Zeit vergeht, werden auch Ereignisse mit einer Wahrscheinlichkeit von quasi Null - aber eben nicht ganz null - eintreten.
Da muss ich @petronius Recht geben. Dass komplexe Gebilde aller Art in einem Schritt entstehen, ist ausgeschlossen. Dass im Laufe mehrerer Milliarden Jahre Entwicklung komplexe Systeme heranreifen, ist allerdings Erfahrung.
Also, ich versuche das jetzt nochmal so wiederzugeben, wie ich es verstanden habe. Meine Quellen sind dabei immer noch die beiden genannten und zitierten Bücher.
Es geht darum, dass manche Prozesse und Teilchenanordnungen zwar von der Quantenmechanik nicht ausdrücklich verboten werden, aber so ungeheuerlich unwahrscheinlich sind, dass sie im bisher verstrichenen Zeitraum der Existenz unseres Universums praktisch nicht vorkommen können. Anders jedoch in der sehr fernen Zukunft. Wie fern? Brian Greene beschreibt die Anzahl der Jahre, die verstreichen werden, bis solche Quanteneffekte eintreten so: Man muss sich eine Zahl vorstellen, die so viele Nullen hat, dass jeder Buchstabe jedes Buches, das jemals geschrieben wurde, durch eine Null ersetzt werden müsste und selbst dann hätte man erst einen Bruchteil dieser Zahl geschrieben (siehe: Bis ans Ende der Zeit, Seite 329). Wie das Forumsmitglied "exkath" kürzlich so treffend sagte, sind Ereignisse, die sich in einer so weit entfernten Zukunft abspielen, für uns tatsächlich in etwa so relevant wie der Speiseplan einer VW-Kantine in 100 Jahren. Dennoch finde ich solche Überlegungen interessant.
Nehmen wir mal ein anderes Beispiel: Wenn wir eine Colaflasche öffnen, gehen wir in aller Regel davon aus, dass sich die Kohlensäuremoleküle mit einem Zischen aus der Flasche verabschieden und sich dann in etwa gleichmäßig auf den Raum verteilen. Jedoch verbieten es die Gesetze der Quantenmechanik nicht ausdrücklich, dass sich sämtliche Moleküle dafür entscheiden, sich wieder zu einer verdichteten Wolke zusammenzuschließen und mit einem Zischen in die Flasche zurückzufliegen. Ein solches Ereignis ist allerdings so unwahrscheinlich, dass es statistisch betrachtet in der bisherigen Existenzzeit des Universums praktisch keine Chance hatte, aufzutreten. Sollte es allerdings in der sehr fernen Zukunft noch Lebewesen geben, die Colaflaschen öffnen, müssen rein statistisch betrachtet irgendwann genau solche höchst unwahrscheinlichen Effekte eintreten und dann tatsächlich die Moleküle wieder in die Flasche zurückkehren.
Genau so ist es eben auch mit dem spontanen Entstehen von allerlei Gegenständen und Gehirnen, auch wenn sich dies noch so absurd anhört. Im übrigen müsst ihr euch das aber nicht unbedingt als ein Entstehen "in einem Schritt" vorstellen, wie du gesagt hattest. Lass es ruhig mehrere Schritte sein, vielleicht sogar ziemlich viele Schritte, aber im Vergleich zur uns vertrauten, historischen Entwicklung des Universums, immer noch rasend schnell. (Wenn euch das interessiert, dann lest mal den Wikipedia-Artikel zu "Boltzmann-Gehirn").
Hier kommt nun aber der eigentliche Clou: Wenn wir uns die enormen Zeiträume anschauen, in denen solche Effekte dann auftreten werden, dann überschreiten diese ganz wesentlich unseren derzeitigen kurzen Zeitabschnitt, in dem sich ganz regulär und historisch Planeten, Lebewesen und schließlich menschliche Gehirne bilden. Und daraus folgt, dass es ganz wesentlich, sogar geradezu astronomisch viel wahrscheinlicher ist, dass ein existentes Gehirn mit all seinen scheinbaren Erinnerungen erst vor Kurzem durch eine Quantenfluktuation am Ende der Zeit entstanden ist, als dass es sich um ein Gehirn aus der kurzen Zeitepoche handelt, in der wir hier scheinbar gerade existieren. Und plötzlich ist der Speiseplan in der VW-Kantine in 100 Jahren topaktuell und hoch relevant.
Aber zugegeben: Diese ganze These ist ein totaler Mindfuck. Mich betreffen solche Thesen ja auch gar nicht, da ich kein Materialist bin. Denn dies alles funktioniert ja nur dann, wenn tatsächlich jeder Bewusstseinszustand nichts weiter ist als eine spezifische Teilchenanordnung. Bitte verinnerlicht euch das, liebe Materialisten, es sind eure eigenen Thesen, konsequent zu Ende gedacht, die solche absurden Möglichkeiten eröffnen. Da ich an ein Bewusstsein glaube, dass ganz unabhängig von Gehirnen und Teilchenanordnungen existieren kann, muss ich mich auch nicht mit solchen absurden Ergebnissen befassen, was ich aber paradoxerweise dennoch (sogar gerne) tue.
(04-12-2024, 00:33)Ekkard schrieb:(02-12-2024, 21:45)subdil schrieb: Und mein Glaube ist eben, dass diese Quelle im Unterbewusstsein, die uns allen gegeben ist, die selbe oben genannte Quelle aller Religionen ist.
Das kann schon sein. Wir müssen bei Ideen aber immer den Faktor "Beeinflussung" oder "Machtausübung" berücksichtigen. Da Ideen aus sich heraus unbeschränkt sind, im Gegensatz zum empirischen Beleg, ist halt die Frage: Wo hat die Idee ihre sinnvolle Grenzen?
Wo überhaupt sinnvolle Anwendung von spirituellen Lehren möglich ist, ist tatsächlich eine gute Frage. Ich denke am ehesten sollte man die Befassung mit solchen Themen als eine Vorbereitung auf den Tod betrachten. Speziell das tibetische Totenbuch wurde ja zum Beispiel zu diesem Zweck geschrieben. Im Grunde sind spirituelle Lehren ein Anknüpfungspunkt an "die Ewigkeit" - also den Zeitraum, der laut Materialismus als "nichts" erlebt wird.
(04-12-2024, 00:33)Ekkard schrieb:(02-12-2024, 21:45)subdil schrieb: Es ist zwar "von dieser Seite aus" schwer vorstellbar, aber vielleicht, nachdem man ein langes und ausgiebiges Bad in jener Quelle genommen hat, sehnt man sich dann sogar wieder nach einer "Außenmission", um es mal im Star Trek Jargon zu sagen.
Dieses Bild verstehe ich jetzt nicht.
Nun, vielleicht etwas eindrücklicher formuliert: Nachdem man aus einer stinkenden Kloake entkommen und hundert Jahre in einem beheizten Luxuspool herum gehangen ist, sehnt man sich vielleicht wieder mal nach der Kloake.
