(08-12-2024, 22:08)Ekkard schrieb:(08-12-2024, 17:23)subdil schrieb: Es gibt ja dieses alte Sprichwort: "Gerufen oder ungerufen - Gott wird da sein". Insofern kann es sicherlich nicht schaden, sich mit göttlichen Offenbarungen zu befassen, denn wir können ja nie wissen, ob uns nicht vielleicht doch in solchen Texten eine helfende Hand "von oben" ausgestreckt wird.
Wenn du schon nicht müde wirst, in Reklovs Horn zu tuten, dann bemerke wenigstens den logischen Widerspruch in deinen Ausführungen!
Wir wissen etwas nicht, schön! Wir können etwas (was eigentliche genau?) nicht wissen, weil unsere Welterkenntnis angeblich nicht vollständig ist. Gleichwohl wird im Anschluss eine Glaubensgewissheit verkündet als wüssten wir doch etwas. Da wird Ahnen zum Faktum!
An welcher Stelle habe ich eine Glaubensgewissheit verkündet? Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass es dieses alte Sprichwort gibt, welches übrigens C.G. Jung im lateinischen Original über der Eingangstüre seines Hauses stehen hatte.
(08-12-2024, 22:08)Ekkard schrieb:(08-12-2024, 17:23)subdil schrieb: Und natürlich beinhaltet dies auch, dass im Grunde das ganze Leben eine Vorbereitung auf den Tod ist.
Nein, ist es nicht! Denn unser individueller Tod ist nur insofern interessant, dass unsere Gesellschaft Maßnahmen ergreift, dass im Katastrophenfall ausreichend viele Leute überleben, dass die Schäden langfristig ausgeglichen werden können.
Du bist mit deiner Analyse wie immer ganz im Außen. Ich habe natürlich davon gesprochen, was der individuelle Tod für das davon betroffene Individuum bedeutet und über nichts anderes.
Im tibetischen Totenbuch wird es so dargestellt, dass es unmittelbar nach Eintritt des Todes einen ganz kurzen Moment gibt, in dem die Möglichkeit besteht, dem Rad der Wiedergeburten zu entkommen und somit aus Samsara, also der materiellen Welt, für immer auszusteigen. Jedoch ist dieser Moment so kurz und instabil, dass man sich das ganze Leben lang darauf vorbereiten muss, diese Gelegenheit nicht zu verpassen.
(09-12-2024, 15:35)petronius schrieb:Zitat:also eine Weltwahrnehmung, die ganz spezifisch auf den menschlichen Körper und die Erhaltung desselben ausgelegt ist
ich verstehe jetzt leider weder, was du damit konkret meinst, noch, was das problem daran wäre
Unsere fünf Sinne sind gerade so gut, wie es die Evolution für nötig gehalten hat, unser Überleben mehr oder weniger zu sichern. Wir sehen gerade so viel, wie wir sehen müssen, hören gerade so viel, wie wir hören müssen usw... um uns einen evolutionären Vorteil zu verschaffen - nicht mehr und nicht weniger. Ein Problem ist das nur dann, wenn man daran interessiert ist, was der menschliche Geist bzw. die Seele eigentlich hier zu suchen hat. Dann erkennt man die Limitationen des menschlichen Körpers. Eine ganz entscheidende Gemeinsamkeit unzähliger Nahtoderfahrungen ist folgender Gedanke bei der Rückkehr in den Körper: "Wie kann etwas so Großes, Unbegrenztes (also die Seele) in etwas so Kleines, Beschränktes (also den Körper) passen"?
(09-12-2024, 15:35)petronius schrieb: ja, die todesorientierung ist wohl der morbide kern religiösen glaubes. lebensfeindlichkeit inklusive
Lebensfeindlichkeit nur insofern, dass erkannt wird, dass das irdische Leben voller Leiden ist und dass der menschliche Körper mehr oder weniger ein Gefängnis für die Seele ist. Daraus entsteht dann aber auch ein enormes Maß an Mitleid, weil man erkennt, dass alle Menschen im Innern die selben sind. Solche Einstellungen wie Rassismus, Sexismus, Hass in jeglicher Form usw. werden dadurch eigentlich unmöglich - es sei denn das Fleischliche ist doch noch stärker als das Seelische, obwohl man dies erkannt hat.
Also insofern macht eine gewisse Lebensverachtung den Menschen sogar menschlicher und damit auf eine andere Art, über einen Umweg, auch wieder lebensfreundlicher, weil das Hauptinteresse nun darin besteht, so wenig Leiden wie möglich zu verursachen. Ein Hauptgrund für die Askese und somit auch die sexuelle Enthaltsamkeit war in den alten Zeiten der, dass man auf gar keinen Fall riskieren wollte, neues Leben in diese gefallene Welt zu setzen.
(09-12-2024, 15:35)petronius schrieb: er hat seine grundlage verloren und hört daher auf, zu existieren
worin ich aber auch kein prolem sehe - für andere dagegen ist das natürlich die ultimate narzißtische kränkung
Sollte der menschliche Geist mit dem Ableben des Körpers seine Grundlage verlieren und aufhören zu existieren, wäre dies die Lösung aller metaphysischen Probleme. Insofern kann da niemand ein Problem damit haben, der ernsthaft darüber nachdenkt. Wer nicht (mehr) existiert, kann keine Probleme (mehr) haben und vor allem kann er nichts vermissen. Wer in der Nichtexistenz ein Problem sieht, hat die Nichtexistenz nicht verstanden. Im Gegenteil, haben diejenigen die Nichtexistenz verstanden, die sie aktiv anstreben, also vor allem die Buddhisten.
Aber ich bin mir eben überhaupt nicht sicher, ob die individuelle, bewusste Existenz tatsächlich mit dem Tod des Körpers endet. Hier kann ich nur immer wieder auf die unzähligen Berichte von Nahtoderfahrungen und deren inhaltliche Überschneidungen mit alten spirituellen Texten verweisen.

