13-12-2024, 21:47
(12-12-2024, 01:11)Ekkard schrieb: Soweit die Kosmologie Wissenschaft ist, sagt sie nichts darüber aus, was durch Ereignishorizonte verdeckt wird. Das sind einfach Informationsdefizite. Was passt dir eigentlich nicht daran, dass es solche Defizite gibt. Dies ist eine Eigenschaft unserer Welt!
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Und wenn wir schon mal so weit gegangen sind, sollten wir uns zufrieden geben, mit dem was sich letztendlich empirisch belegen lässt.
Ich kann mich definitiv nicht mit dem zufrieden geben, was sich empirisch belegen lässt. Ich habe ja nun in verschiedenen Threads schon viele verschiedene Argumente dafür gebracht, warum das Transzendente durchaus real sein könnte - hier will ich nun mal ein etwas ungewöhnliches Zusatzargument anführen: Das Universum, das sich empirisch nachweisen lässt, ist einfach nur langweilig.
Nicht falsch verstehen: Kosmologie ist hochinteressant und es gibt einige wirklich bizarre Phänomene wie Schwarze Löcher. Zudem ist die Quantenphysik ziemlich mysteriös und stellenweise fast schon "spukhaft". Aber sofern es Mittelerde betrifft - hier herrscht doch genau betrachtet einfach nur gähnende Langeweile. Planeten kreisen um Sterne, welche um das Zentrum ihrer Galaxie kreisen, Galaxien bündeln sich zu Galaxienhaufen und Superhaufen und zwischen all dem befinden sich Millionen Lichtjahre des interstellaren Raumes, in denen so wenig "passiert", dass es sich fast schon um ein Nichts handelt.
Und in all diesen unermesslichen Weiten ist die Erde der einzige uns bekannte Planet, auf dem es überhaupt Leben gibt - was für eine astronomische Platzverschwendung. Aber andererseits: Rein reduktionistisch betrachtet ist auch das Leben auf der Erde absolut trivial und langweilig. Insofern "harmoniert" es auf eine sehr seltsame Weise mit dem Rest des Kosmos.
Also insofern ist es kein Wunder, dass Menschen schon immer nach "Höherem" gestrebt haben. Im Vergleich zur gähnenden Leere des materiellen Universums sind ja sogar noch irgendwelche beliebigen Phantasien vorzuziehen.
(12-12-2024, 11:23)petronius schrieb: klar. wo subdil nichts weiß, kommt seine überbordende fantasie zu voller blüte. das ist zwar psychologisch interessant (und für scifi-autoren ergiebig), aber naturwissenschaftlich ohne bedeutung
Zugegeben: Ich habe eine sehr lebhafte Phantasie. Aber da gehts schon los: Wieso wird das eigentlich als etwas Negatives aufgefasst? Das hat sogar im trivial-langweiligen Alltagsleben seine Vorteile, weil man mit einer lebhaften Phantasie verschiedene Szenarien sehr gut durchspielen und sich so auf entsprechende Situationen vorbereiten kann, egal um was es geht.
Aber darüber hinaus ist es vielleicht auch gerade im philosophisch-spirituellen Bereich von Vorteil, wenn man sich gewisse Dinge vorstellen kann, die andere sich nicht vorstellen können. Denn - wie es ja im Threadtitel steht - geht es hier ja um die Frage, ob wir die Welt überhaupt erklären können. Und wenn, wie der Irrationalismus sagt, die Ratio nicht das richtige Instrument für die Erklärung der Welt ist, dann ist gerade eine ausgeprägte Phantasie vielleicht sogar der Schlüssel für eine bessere Erklärung der Welt.
Ich halte dieses "das ist ja nur Phantasie" für einen Fehler - woher kommt eigentlich diese Abwertung einer ausgeprägten Vorstellungskraft?
(12-12-2024, 11:23)petronius schrieb:Zitat:Und sogar zu "Gott" - wie auch immer man sich den vorstellen will, gibt es einen solchen Zugang, nämlich eben über die Urknallsingularität
"häh"?
Ich meinte damit, dass auch Wissenschaftler nicht ausschließen können, dass vor dem Urknall ein Schöpferwesen tätig war - das hat sogar Stephen Hawking einmal gesagt. Allerdings gibt es ab dem Moment des Urknalls keinerlei Anzeichen mehr für ein Eingreifen eines solchen Schöpfers.
(12-12-2024, 11:23)petronius schrieb:Zitat:Die Transzendenz aber kann, sofern man sie nicht mit willkürlichen Inhalten füllen will...
das ist aber nicht möglich. wo erkenntnis notwendigerweise fehlt, bleibt nichts anderes als spekulation - und die ist eben willkürlich
Dieses Problem sehe ich auch. Und das führt eben wieder mal zu der Frage, ob es wohl im Laufe der Menschheitsgeschichte die sogenannten Geistigen Seher gegeben hat, die eben besondere Einblicke in die höheren Sphären gehabt haben, die dem Durchschnittsmenschen nicht gegeben sind. Oder vielleicht hatten diese Leute eben auch einfach eine "zu" lebhafte Phantasie.
Es stellt sich eben die Frage, wozu der Mensch überhaupt Phantasie besitzt. Was ist der Sinn einer hoch entwickelten abstrakten Vorstellungskraft, die über die evolutionär notwendigen Problemlösungs-Mechanismen hinausgehen? Vielleicht eben, dass der Mensch auf diesem Wege Kontakt zu "höheren" Sphären herstellen kann?

