12-01-2025, 17:38
(10-01-2025, 21:28)Ekkard schrieb: Sind die sozialen Medien bzw. was dort verzapft wird wirklich "Verirrungen"? Meines Erachtens manifestiert sich dort, im Wahlverhalten, im Konsum- und Drogenrausch die Sehnsucht vom menschlichen Dasein erlöst zu werden. Die Welt erscheint zu komplex, um sie auszuhalten oder gar sich darin einzufügen.
Ich sehe in diesem Hineinsteigern in politische Ideologien definitiv eine Verirrung. Und zwar deshalb, weil es sich dabei um Ersatzreligionen handelt. Nietzsche hatte ja vorhergesagt, dass der "Tod Gottes", also das Ende der Vorherrschaft der tiefen religiösen Gläubigkeit, ein Vakuum hinterlassen würde, das im 20. Jahrhundert mit politischen Ideologien gefüllt werden wird. Und wie er damit recht hatte, zeigte ja die Geschichte.
Und das, was wir heutzutage erleben, ist ein Revival der politischen Ideologien über die neue Bühne der sozialen Medien. In der Weimarer Republik fanden die Auseinandersetzungen zwischen den politischen Rändern auf der Straße statt - im postmodernen Deutschland des 21. Jahrhunderts werden diese Konflikte in den virtuellen Raum verlegt.
Das mit Abstand bemerkenswerteste daran ist für mich das Folgende: Beide Seiten erkennen ganz klar, dass die jeweils andere Seite einer Ideologie verfallen ist - bei sich selber jedoch können sie dieses ideologische Verfallen sein nicht erkennen. Wie das möglich ist, und das über so lange Zeiträume hinweg, das ist für mich eines der größten Rätsel unserer Zeit.
(11-01-2025, 14:10)petronius schrieb: so, denkst du dir das halt mal so
ja dann...
ich gebe mich der überzeugungskraft deiner argumente geschlagen
Ich muss zugeben, dass ich mich manchmal schlecht erkläre. Das liegt daran, dass ich vieles schon so lange so klar sehe, dass ich manchmal vergesse, das andere Leute die Dinge gar nicht so oder ganz anders sehen. Mein spiritueller Lehrer hat mir vor kurzem gesagt, dass er nach langen Gesprächen mit mir zu der Erkenntnis gelangt ist, dass meine Seele nicht ganz inkarniert ist, dass ich mich also mit einem wesentlichen Anteil meines Selbst noch in der geistigen Welt befinde und nicht hier im materiellen Bereich der Wirklichkeit. Deshalb fühle ich mich fremd in dieser Welt und nicht wirklich der Welt zugehörig.
Das hat aber gleichzeitig auch den Vorteil, dass es mir durch diese Distanziertheit von der Welt möglich ist, die Welt ganz anders zu betrachten als diejenigen, die sich voll inkarniert haben und, wie man so schön sagt, "mit beiden Beinen im Leben stehen". Ich sehe also eher grobe Muster, allgemeine Sachverhalte, aber wenig Details.
Wenn ich also sage, dass die frühen Menschen eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und dadurch auch eine tiefe Verbundenheit mit der geistigen Welt hatten, dann ist dies eben so eine Wahrnehmung, die ich aus meiner Distanziertheit zur Welt gewinne. Ich kann natürlich nicht in die Vergangenheit sehen, aber ich kann aus dem Mangel, aus dem Fehlen von etwas in der heutigen Welt, auf etwas Rückschlüsse ziehen, was früher da gewesen sein muss. Vielleicht sind dir meine dahingehenden Aussagen durch diese Erläuterung etwas verständlicher geworden.
(11-01-2025, 19:00)Reklov schrieb:(11-01-2025, 10:14)Geobacter schrieb:(10-01-2025, 17:55)subdil schrieb: Diese ganze künstliche und seelenfeindliche Plastikwelt würde dann wieder einem natürlicheren, einfacheren Leben weichen. Und meine Vermutung ist eben, dass dadurch auch der Kontakt zur geistigen Welt eine Wiederbelebung erfahren würde....
Von wegen einer Wiederbelebung unserer Kontakte zur geistigen Welt der Magie und Zauberei.
... ich nehme mal an, dass subdil damit die Rückkehr zum metaphysischen Denken gemeint haben könnte und dieses hat ja nun nichts mit Magie und Zauberei zu tun!
Nein, mit einer Wiederbelebung des Kontaktes zur geistigen Welt meine ich viel mehr als nur die Rückkehr zum metaphysischen Denken. Auch hierzu muss ich mich vielleicht mal etwas genauer erklären:
Ich gehe in meinen Überlegungen zu diesen Themen immer davon aus, dass wir tatsächlich geistige Wesen sind, die sich hier temporär auf der Erde inkarnieren. Nun war es bis etwa ins späte Mittelalter hinein noch so, dass die Menschen auch während ihrer Inkarnation noch direkten Kontakt zur geistigen Welt hatten. Ein prominentes Beispiel dafür ist Martin Luther, der sich noch ganz real - und nicht metaphorisch - mit "dem Teufel" gestritten hat, also jedenfalls mit einer dunklen geistigen Wesenheit. Erst seit der Zeit der Aufklärung hat dieser Kontakt zur geistigen Welt rapide nachgelassen, C.G. Jung hat zu seiner Zeit bereits davon gesprochen, dass wir 90% von dem verdrängen, was uns zu Menschen macht und heutzutage dürften es wohl annähernd 100% sein.
Eine Wiederbelebung des Kontaktes zur geistigen Welt würde also viel mehr beinhalten als nur metaphysisches Denken. Es würde bedeuten, dass die Menschen wieder nicht nur zwischen den Inkarnationen, sondern auch während der Inkarnation Kontakt zu geistigen Wesenheiten haben könnten.
In der Anthroposophie wird es so dargestellt, dass diese Trennung seit dem Mittelalter eine notwendige Entwicklung ist, damit der Mensch sein Ich unabhängig von der geistigen Welt stärken und dann mit einem gestärkten Ich den Kontakt wieder aufnehmen kann. Ob dies nun so stimmt, weiß ich nicht, aber es ist eine Möglichkeit.
Ob eine Rückkehr zur Natur, die nach dem rapiden Aufbrauchen der fossilen Brennstoffe aufgrund der anfangs beschriebenen Energieblindheit der Menschheit eintreten würde, für eine solche Wiederaufnahme des Kontaktes zur geistigen Welt unbedingt nötig wäre, weiß ich nicht. Es wäre allerdings ein ziemlich folgerichtiger, intuitiv Sinn machender Ablauf der Dinge. Denn die Menschen haben sich im gleichen Maße von der geistigen Welt wie auch von der Natur entfernt - eigentlich kann dies fast kein Zufall sein. Deshalb ist ganz logisch anzunehmen, dass hier ein kausaler Zusammenhang besteht.