14-02-2025, 01:23
Ich stimme mit einer Reihe von Meinungen des Prof. Herbert Schnädelbach überein. Nun gehöre ich zu einer protestantischen Gemeinde, die ohnehin einige Positionen verschoben hat:
1. Die "Erbsünde" wird im Protestantismus nicht oder nicht mehr gelehrt.
Vor Ort ist Mission bestenfalls Werbung für unsere Gemeinde selbst.
Zu den anderen Punkten komme ich noch zu einer anderem Zeitpunkt, falls der Diskussionsverlauf dies noch zulässt.
1. Die "Erbsünde" wird im Protestantismus nicht oder nicht mehr gelehrt.
(12-02-2025, 15:06)Ulan schrieb: 2. Die Rechtfertigung als blutiger RechtshandelWir haben das im örtlichen Bibelkreis ausführlich diskutiert. Wir haben uns schließlich auf die Lesart einer - soweit ich mich erinnere Bonner - Professorin geeinigt, dass das Opfer Jesu nicht sein Sterben und Tod ist, sondern, dass er sein Leben in den Dienst an Gott und den Menschen gestellt hat - etwas das viele Menschen betrifft, die sich für eine gute Sache - mit Leib und Seele - einsetzen (opfern).
Hier geht es um Christus als Suendenbock, der die Suenden der Menschen auf sich laedt und als Suehneopfer geschlachtet wird. ...
(12-02-2025, 15:06)Ulan schrieb: 3. Der MissionsbefehlZur Mission hat auch meine Kirche ein gespaltenes Verhältnis. Unsere Ortsgemeinde betreibt keine Mission, aber der Kirchenkreis durchaus. Aber wir sehen dies mehr unter dem Blickwinkel der "Hilfe zur Selbsthilfe". Die Weltanschauungen der anderen Kulturen werden respektiert. Wieweit das alles stimmt, entzieht sich der Kenntnis hier vor Ort.
Hier kommen wir zu dem Punkt, der Keiler so beeindruckt hat. Statt Markus wird hier Matthaeus zitiert: "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker, indem Ihr sie taufet..." (Mt 28, 19). Schnädelbach nennt das das christliche Toleranzverbot. Die Missionare sind die rechtmaessigen Vollstrecker aller Gewalt auf Erden, eine Zustimmung der Getauften ist nicht erforderlich. Hier kommen dann Kolonialismus und Mission zur Sprache, die Hand in Hand gingen.
Vor Ort ist Mission bestenfalls Werbung für unsere Gemeinde selbst.
(12-02-2025, 15:06)Ulan schrieb: 4. Der christliche AntijudaismusDass falsch verstandene, ursprünglich innerjüdische Kritik zum christlichen Antijudaismus wurde, ist uns bewusst. Aber die neueren Bekenntnisse in der EKiR (Evangelische Kirche im Rheinland) lauten auf strikter "Geschwisterlichkeit" mit dem Judentum (und bösartiger Verfehlungen im Faschismus).
Er erwaehnt hier, das Mk und Lk lediglich das orthodoxe Judentum (nicht identisch mit dem, was heute darunter verstanden wird) fuer den Tod Jesu verantwortlich machen, waehrend bei Mt dann der Antijudaismus daraus wird: "Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!" Das war bei der Niederschrift wohl als Begruendung fuer den Untergang Jerusalems gemeint, wurde aber im Laufe der Geschichte immer wieder als Rechtfertigung fuer Pogrome benutzt. Hier sieht er eine Mitverantwortung des Christentums an der Entwicklung zum rassistischen Antisemitismus: "Der Holocaust war ohne das Christentum nicht möglich,..."
Zu den anderen Punkten komme ich noch zu einer anderem Zeitpunkt, falls der Diskussionsverlauf dies noch zulässt.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

