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(27-11-2009, 22:06)Gitarrus schrieb: Hi
ich weiss sehr wenig über buddhismus und wolte fragen ob es eine art buddhistische "Bibel" gibt, also was einhaltliches.
Vielleicht hast Du Dir sowas vorgestellt:
https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/He...HNofK01ZZ6 (das ist ein Neudruck von 1902)
Ich fand dieses Buch mal auf einem Flohmarkt, traute meinen Augen nicht.
Hier hat doch tatsächlich der Autor, Henry Olcott, zur vorletzten Jahrhundertwende den Versuch unternommen, die Grundprinzipien der Lehre des Buddhismus, und dessen Ausgestaltung, in ein kathechismusartiges Gerüst zu pressen - da wir Westler es so gewohnt sind. Eigentlich sehr erstaunlich, denn die östliche Denkweise geht anders! Und wir sind heute noch so, wir wollen alles in ein Gerüst pressen; das gibt uns Sicherheit.... Und es erinnert mich auch irgendwie an einen katholischen Katechismus aus Vorzeiten, den man als Leitfaden zu Hilfe nahm, wenn man nicht wusste, was man beichten sollte.
Trotzdem finde ich das Buch im Nachhinein ganz nützlich, gerade für unsere westliche Denkweise, wenn ein völlig Unbedarfter fragt.
Nichtsdestotrotz sind die Grundwahrheiten und -prinzipien des Buddhismus diese:
1. Die Vier Edlen Wahrheiten – Die Kernlehre des Buddha:
- Leiden existiert – Das Leben bringt unvermeidlich Leiden mit sich (Alter, Krankheit, Tod, Enttäuschung).
- Ursache des Leidens – Begierden, Anhaftung und Unwissenheit erzeugen Leid.
- Beendigung des Leidens – Es gibt einen Weg, dieses Leiden zu überwinden.
- Der Achtfache Pfad – Ein Weg, um das Leiden zu überwinden und inneren Frieden zu finden.
- Rechte Ansicht – Die Welt realistisch und mit Weisheit sehen.
- Rechtes Denken – Gutes, friedliches Denken kultivieren.
- Rechte Rede – Auf ehrliche und freundliche Weise sprechen.
- Rechtes Handeln – Ethisch und mitfühlend handeln.
- Rechter Lebensunterhalt – Einen Beruf ausüben, der anderen nicht schadet.
- Rechtes Streben – Sich bewusst in eine gute Richtung entwickeln.
- Rechte Achtsamkeit – Bewusst im Hier und Jetzt leben.
- Rechte Konzentration – Meditation zur geistigen Klarheit.
- Karma – Die eigenen Handlungen haben Konsequenzen.
- Wiedergeburt – Das Leben ist ein Kreislauf ständiger Veränderung.
- Leerheit – Alles existiert in Abhängigkeit von anderen Dingen.
- Meditation – Ein Weg zu innerer Ruhe und Klarheit.
Überdies ist jemand ein Buddhist, wenn er/sie die folgenden vier Wahrheiten akzeptiert (nicht zu verwechseln mit den Vier Edlen Wahrheiten, siehe oben):
Alle zusammengesetzten Dinge sind vergänglich.
Alle Gefühle sind Schmerz.
Alle Dinge haben keine eigenständige Existenz.
Nirvâna ist jenseits von Konzepten.
Das ist so außerordentlich tiefgründig, dass sich in Jahrhunderten schon etliche Philosophen daran die Zähne ausgebissen haben (auch wenn's einfach klingt).
Insbesondere möchte ich noch das für das Mahayana/Vajrayana maßgebliche Herz-Sutra nennen:
Das Herz der vollkommenen Weisheit Sutra
Das im Theravada nicht benutzt wird, da hier der Schwerpunkt in der Praxis anders liegt. Dennoch haben Theravada und Mahayana mehr gemeinsam als man denkt, und die Grundlagen ja sowieso.
Bitte beim Herz-Sutra nicht über die vielen speziellen Begriffe und Namen erschrecken! Alles lässt sich herausfinden, mit ein bisschen Geduld.