Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Wissenschaftliche oder gar historische Beweisführung
(21-08-2025, 14:51)Sinai schrieb: Zur Frage nach Gott
Es ist verständlich, dass viele einen wissenschaftlichen Beweis wünschen. Allerdings sind Fragen nach Gott per Definition nicht empirisch überprüfbar. Wissenschaftliche Methoden erklären Naturphänomene, sind aber nicht dafür ausgelegt, außerhalb der empirisch überprüfbaren Naturphänomene zu messen. Wir sprechen hier also über verschiedene Bereiche von Erkenntnis, nicht über einen Mangel an Belegen. Philosophische, historische und persönliche Argumente können dennoch sinnvoll in diese Diskussion einfließen.

 Lieber Sinai,

hierzu Folgendes:

Historischer Beweis: Aus der ganzen Menschheitsgeschichte wird ersichtlich, dass es zu allen Zeiten und bei allen Völkern ein religiöses Bewusstsein gab, das die Existenz eines Gottes oder mehrerer Götter annahm. Die römische Philosophie der Stoa leitete ihren Gottesbeweis von der Tatsache ab, dass es kein Volk in der Geschichte der Menschheit ohne eine Gottesvorstellung gegeben habe. Sie schliesst auf eine in der Natur des Menschen verankerte Gottesidee. Daher gehört es zur Natur des Menschen, dass er fähig ist, im Gegensatz zum Tier, über sich selbst hinaus zu denken und sein Streben auf etwas zu richten, das grösser ist als er selbst. Dadurch ist er in der Lage, an einer überirdischen, geistigen Welt teilzunehmen und zur Überzeugung zu gelangen, dass es ein höheres Wesen geben muss, dem er göttliche Eigenschften zuschreibt.

Autoritätsbeweis: Als Autorität bezeichnen wir wissende und weise Menschen, die aufgrund ihrer Erfahrungen und Leistungen beweisen, dass sie auf der Suche nach der Wahrheit bereits ein gutes Stück vorangekommen sind. Daher können sie mit ihrem Wissensvorsprung für andere Wegweiser und Wegbereiter sein. Seit den antiken Hochkulturen nahmen die grossen Denker der Weltgeschichte aus Gründen der Vernunft und der höheren Einsicht die Existenz einer geistigen Macht an, die sie einer höheren Gottheit zuschrieben. Es ist daher nicht denkbar, dass so viele der intelligentesten Menschen über alle Generationen hinweg sich in dieser Annahme geirrt haben könnten.

Kausalitätsbeweis: Nach dem allgemeinen Kausalitätsgesetz hat jede Wirkung ihre entsprechende Ursache. Wenn wir die Ursachenkette zurückverfolgen bis zum Anfang, kommen wir zu einer Erstursache, die selber nicht verursacht wurde. Diese erste Ursache bleibt uns unbegreiflich, dennoch muss es sie gegeben haben, sonst gäbe es auch keinerlei nachfolgende Wirkungen. Aus allen Wirkungen lässt sich auf die Existenz einer Erstursache schliessen, die wir Gott nennen.

Kosmologischer Beweis: Unser Universum entstand nicht aus einem uranfänglichen Chaos, nicht aus einem wirren Durcheinander. Aus einem Chaos kann kaum etwas anderes entstehen als Chaos, wenn da nicht ein ordnender Geist eingreift. Daraus folgert Richard Swinburne: "Die Ordnung in der Welt ist demnach ein Hinweis auf die Existenz Gottes." Wie jeder Baumeister einen Bau nach einem vorgegebenen Plan errichtet, so muss auch der grosse Weltenbaumeister unseren Kosmos nach Ordnung und Gesetz entworfen haben. Von selbst oder zufällig hätte sich diese wunderbare Weltenordnung nicht einstellen können. Wir stellen ein wunderbares Ordnungsprinzip fest, das von einem ersten Ordner stammen muss. Dieser wird Gott genannt. 

Ontologischer Beweis: Ontologie ist die philosophische Lehre vom Sein. Jedes Sein stellt eine Wirklichkeit dar. Anselm von Canterbury nahm die Existenz eines höchsten Wesens an, aus dem alles Sein kommt. Thomas von Aquin schloss aus der Existenz zahlreicher Seinsformen auf ein erstes und höchstes Seiendes , das er einem göttlichen Wesen zusprach. Gottfried Wilhelm Leibniz erweiterte diesen Gedanken, indem er sich Gott als vollkommenes Wesen vorstellte. Daraus folgerte er: Gott muss als etwas Vollkommenes gedacht werden, denn wäre er nicht vollkommen, wäre er nicht Gott. Zum Wesen der Vollkommenheit gehört unbedingt seine Existenz. 

Metaphysischer Beweis: Neben der erfahrbaren Sinneswelt, die wir das Diesseits nennen, gibt es auch eine spirituelle Jenseitswelt, die uns nicht durch die sinnliche Wahrnehmung zugänglich ist, sondern allein durch unser Denken angenommen werden kann. Diese geistige Welt muss schoin vor der materiellen bestanden haben, denn das Geistige ist das wirkende Prinzip. Diese ursprüngliche geistige Intelligenz und Kraft muss einem Wesen angehören, das die höchste Schöpferkraft besitzt und aus dem alle späteren Dinge hervorgegangen sind. Ohne diesen Urgrund aller Geschöpfe gäbe es überhaupt nichts. Dieses schöpferische Wesen ist Gott.

Kinesiologischer Beweis: Heraklit hat seine Welterklärung aufgebaut auf der Feststellung: "Alles fliesst, alles bewegt sich." Aristoteles hat daraus seinen Bewegungsbeweis für die Existenz Gottes abgeleitet. Er schloss aus den tatsächlichen Bewegungen in der Welt auf einen ersten Beweger, denn jede Bewegung wird durch eine andere Bewegung angestossen und jede Bewegung drängt durch Energieverbrauch zum Stillstand. Überall beobachten wir ein fortwährendes Entstehen und Vergehen. Aber nichts bewegt sich von selbst, aus eigener Kraft. Es ist der Wissenschaft nicht gelungen, eine Maschine zu erfinden, die keines Antriebs bedarf und keine Energie verbraucht. Gott, der Erstbeweger hat die erste Bewegung durch seine Schöpferkraft ausgelöst.

Teleologischer Beweis: Hinter der ganzen Schöpfung muss eine Absicht und ein Ziel liegen, denn ohne Beweggrund und Zielgebung kann sich nichts entwickeln. Die ganze materielle Welt ist nach bestimmten physikalischen und chemischen Gesetzmässigkeiten ausgerichtet, die auf ein Ziel hinweisen. Diese natürlichen Gesetze müssen bereits vor dem Entstehen der Materie und der Energie existiert haben. Diese müssen also von einer höheren Intelligenz entworfen und in Kraft gesetzt worden sein. Stephen Hawking meint dazu: "Das Universum und die Gesetze der Physik scheinen genau auf uns abgestimmt worden zu sein. Wenn nur eine von ca. vierzig verschiedenen physikalischen Eigenschaften geringfügig andere Werte gehabt hätte, gäbe es kein Leben, wie wir es kennen. Entweder wären die Atome instabil oder sie liessen sich nicht zu Molkülen zusammensetzen, oder die Sterne würden die schweren Elemente nicht bilden oder das Universum würde in sich zusammenstürzen. Ein blindes Zufallsgeschehen, wie die Evolutionisten es annehmen, kann hier ausgeschlossen werden. Die zielgerichtete Zweckmässigkeit der ganzen Schöpfung lässt auf die Absicht eines intelligenten Planers, eben Gott, schliessen.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema
RE: Wissenschaftliche oder gar historische Beweisführung - von Farius - 27-08-2025, 12:06

Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  die lange historische Angst vor der Verunreinigung der christlichen Glaubens Kreutzberg 71 41549 24-03-2025, 10:37
Letzter Beitrag: Ulan
  Hat der Mensch eine Seele, oder ist der Mensch eine Seele ? Sinai 19 2997 26-07-2024, 12:34
Letzter Beitrag: Reklov
  Hat Jephte seine Tochter bei lebendigem Leib verbrannt oder davor geschächtet ? Sinai 14 7110 19-02-2023, 12:43
Letzter Beitrag: Bion

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 2 Gast/Gäste