29-09-2025, 22:21
(28-09-2025, 21:21)Ulan schrieb: Je aelter die Menschen und je naeher der Tod kommt, desto geringer ist der Glaube an irgendeinen Gott. Die Konfrontation mit dem Verfall vieler Menschen, gerade auch in geistiger Hinsicht, und der verbreiteten Ungerechtigkeit in der Welt bringt gerade alte Leute dazu, ihren Glauben endgueltig zu verlieren.
Wer in schwierigen Zeiten seinen Glauben verliert, war wahrscheinlich nie wirklich gläubig. Im Glauben enthalten ist schon die Erkenntnis, dass diese materielle Welt eine gefallene Welt ist, voller Probleme und Schwierigkeiten. Wer nur deshalb an Gott glaubt, weil es ihm gerade gut geht und nicht mehr an ihn glaubt, wenn es ihm nicht mehr gut geht, kann ja nur komplett egoistisch eingestellt sein. Das Leiden in der Welt ist so offensichtlich, dass man sich - gerade in Zeiten des Internets - bewusst davor verstecken muss, um es nicht zu erkennen. Wer nur darauf achtet, wie es ihm selber und seinem unmittelbaren Umfeld geht, kann nicht viel von Nächstenliebe wissen. Das hat mit dem Alter nichts zu tun, weil diese Zustände immer gleich sind. Im Alter wird höchstens das eigene Befinden und das der gleichaltrigen Freunde schlechter, aber das sollte man nicht zum Anlass nehmen, einen echten Glauben zu verlieren, weil all das auch schon zuvor aktuell war - nur eben nicht im eigenen unmittelbaren Umfeld.
Allerdings hat jeder Mensch seine Schwächen, so auch ich. Meine Stärke gerade im spirituellen Bereich liegt eben darin, schon eher ein Übermaß ein Empathie zu haben - ich leide am Leiden der Welt, auch wenn es mich selber gerade nicht trifft. Das ist ein Segen und ein Fluch zugleich, aber ganz bestimmt ist es eine Tugend. Dafür habe ich andere Schwächen, die empathielose Menschen wiederum nicht haben. Ein Beispiel: Ich bin so sehr im Spirituellen verankert, dass ich mit dem alltäglichen irdischen Leben und insbesondere unserer kapitalistischen Leistungsgesellschaft wesentlich mehr Probleme habe als weniger spirituelle Menschen.
Kein Mensch ist wirklich rein (und dazu werde ich weiter unten in meiner Antwort an Petronius noch etwas sagen) und keinem steht ein finales Urteil über den anderen zu.
(28-09-2025, 21:39)Ekkard schrieb:(28-09-2025, 19:12)subdil schrieb: Und selbstverständlich hat man sich dieser obersten Instanz unterzuordnen. Das, was du als kriecherische Sklavenmentalität bezeichnest ist realistisch betrachtet nichts anderes als Vernunft, eben Meta-Vernunft.Warum? Außerdem ist das keine zwingende Folgerung!
Meines Erachtens ist es selbsterklärend, warum man sich als kleines, sterbliches Menschlein dem ewigen, allgegenwärtigen Schöpfer des Universums unterzuordnen hat. Aber wie kann man das jetzt einem Materialisten und Wissenschaftler erklären? Vielleicht so: Ich ordne mich so der höchsten Instanz im Universum unter, wie ich mich der Schwerkraft unterordne. Welche Aussichten hättest du denn, wenn du gegen die Schwerkraft rebellieren würdest? So sehe ich es auch in Bezug auf Gott - es ist einfach eine Anerkennung der objektiven Gegebenheiten.
(28-09-2025, 21:39)Ekkard schrieb: Könntest du bitte darauf verzichten, private Ansichten, mit der "großen Bekehrungskeule" durchzudrücken. Das ist Frommsprech vom Feinsten.
Das war nicht meine private Ansicht, sondern die Essenz dessen, was in den Freikirchen gelehrt wird. Du bist selber in einer Gemeinde aktiv und das schon lange, wie konnte das an dir vorbei gehen?
Und zum neuen Keulenbegriff "Frommsprech": So etwas geht mittlerweile komplett an mir vorbei. Kategorienfehler, Non Sequitur, Special Pleading, Meme, Zirkelschluss, nun eben Frommsprech - euer Problem ist, dass ihr eure engen Denkgesetze aus eurer wissenschaftlichen Welt an die transzendenten Themen anlegt. Man kann über die transzendenten Themen nicht auf die selbe Weise reden wie über die irdischen Themen, weshalb ich auch - Gruß an unser Forumsmitglied Felix - mittlerweile versuche, Abstand davon zu nehmen, eine wissenschaftliche Erforschung des Transzendenten zu fordern.
Das wiederum ist mir aber nur möglich, weil mein Glaube inzwischen stärker geworden ist, wodurch ich gar nicht mehr so sehr an einer wissenschaftlichen Erforschung des Transzendenten interessiert bin. Mein Glaube wiederum ist nur stärker geworden, weil ich ein direktes Erlebnis hatte - also eine Art Beweis, aber ein subjektiver Beweis. Und so befindet sich bei mir alles in fließender Entwicklung. Ich hoffe für euch und wünsche euch, dass auch ihr euch immer noch weiterentwickelt.
(29-09-2025, 13:30)petronius schrieb: es ging ja aber um etwas ganz anderes: um ein gnadenbedürfnis für eine verurteilung ohne vorheriges verbrechen
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nicht dieses gnadending. aber dazu willst du ja nichts sagen, lieber erst gar nicht darauf eingehen
Du benutzt hier meiner Ansicht nach die falschen Begriffe, also Verbrechen und Verurteilung. Ich sehe es so: Kein Mensch ist rein und vollkommen. Jeder hat irgendwelche Schwächen. Und wer von sich behauptet, keine Schwächen zu haben, leidet einerseits unter der Schwäche des Hochmuts und außerdem lügt er, was ebenfalls eine Schwäche ist. Und da siehst du schon das Problem: Jeder hat irgendwelche Schwächen, jeder hat schon mal gelogen und sei es auch nur eine Notlüge gewesen, was manchmal sogar unbewusst abläuft im stressigen Alltag, wo man sich mal schnell irgendwo rausreden will. "Hab heute keine Zeit" anstatt einfach die Wahrheit zu sagen: "Hab heute keine Lust". Von größeren, tatsächlich bedeutenden Schwächen einmal ganz abgesehen.
In den schönen Teil der geistigen Welt, bekannt als Himmel, kann nun aber nichts Unreines hineinkommen. Die Betonung liegt auf nichts Unreines. Da kein Mensch rein ist, kann auch kein Mensch in den Himmel kommen - jedenfalls nicht aus eigener Kraft. Und genau deshalb hat Gott uns Menschen die Gnade erwiesen durch seine Menschwerdung als Jesus Christus sein Erlösungswerk zu vollbringen und für uns am Kreuz von Golgatha zu sterben, um uns dadurch rein zu waschen von all unseren Unreinheiten und Verfehlungen. Das ist die Gnade und diese dürfen wir dankbar annehmen.
Eigentlich ist das alles sehr klar und verständlich, aber es ist so wie mit manchen anderen Sachen im Leben auch: Es ist ganz offensichtlich und klar, wenn man es erst einmal verstanden hat. Bis man es aber verstanden hat, können viele Jahre und in manchen Fällen gar Jahrzehnte vergehen. Ich wette, sogar viele Christen haben das noch nicht wirklich erfasst, auch wenn sie seit Jahren jeden Sonntag in die Kirche gehen.
Aber auch hier gilt wieder: Keiner ist perfekt, jeder hat Schwächen. Niemandem steht ein Urteil über den anderen zu. Das ist auf der menschlichen Ebene eine der wichtigsten Erkenntnisse überhaupt.