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Wissenschaftslogik und Glaubenslogik
#4
(26-10-2025, 13:55)Ulan schrieb:
(26-10-2025, 13:26)subdil schrieb: 1. Die Logik der Wissenschaft: Hier wird gesetzt, dass es keinen Gott gibt, keinen tieferen Sinn im Dasein, keine Teleologie, keine unsterbliche Seele, kein Jenseits usw...

Diese Aussage ist grundfalsch. Wissenschaft setzt keine dieser Annahmen; im Gegenteil: dies sind Schluesse aus den Beobachtungen der Welt.


Und dies ist eben einer der wesentlichen Unterschiede in unserem Denken. Für mich folgt gar nichts davon aus den Beobachtungen der Welt. Im Gegenteil bin ich der Ansicht, dass man Gott auch aus der Schöpfung ableiten kann. Die unglaubliche Komplexität des organischen Lebens ist ein Beispiel, das Vorhandensein von Bewusstsein ist ein anderes, aber mir persönlich reicht schon eine schöne, naturbelassene Landschaft, um mir ganz sicher zu sein, dass so etwas Geordnetes und Ästhetisches nicht einfach aus Zufall entstehen konnte. 


(26-10-2025, 13:55)Ulan schrieb: Natuerlich werden hier wieder die diversen Alternativen unterschlagen, wie, dass die Welt (also nicht unbedingt das derzeitige "Universum", aber halt alles) ewig ist, etc. Aber auf dem Ohr sind die Religioesen anscheinend taub. 


Die These, dass die Welt an sich ewig ist, ist mir bekannt, aber sie macht rational betrachtet weniger Sinn, als wenn ein ewiger Gott die Welt erschaffen hat. Man könnte meinen, dass diese Lösung das Problem einfach "um eine Station nach hinten verschiebt", was in gewisser Hinsicht stimmt, aber Gott ist eben sowieso so weit jenseits der menschlichen Vorstellungskraft, dass die Eigenschaft "ewig" nur ein weiteres Mysterium darstellt, wie auch seine Allmacht und seine Allwissenheit. Aber die Welt an sich hat ja bereits die Eigenschaften der Materialität und der Zeitlichkeit - daher muss die Welt meines Erachtens einen Anfangspunkt und einen Endpunkt haben. 


(26-10-2025, 13:55)Ulan schrieb: Da das Diesseits nur eine Durchgangsstation ist, ist doch vollkommen egal, was damit passiert. Gott hat die Erde und die Tiere dem Menschen zum Geschenk gemacht, damit dieser sich hemmungslos ausbreiten und die Welt ausbeuten kann. Hoert man immer wieder, zum Teil von Paepsten.


Für mich ist dies nicht so eindeutig zu klären. Zum einen stimmt es, dass man sich nicht an die Welt anhaften soll, da sie hinfällig und vergänglich ist. Aber zum anderen leitet sich aus dem Schöpfungsgedanken auch der Gedanke ab, dass man die Schöpfung schützen sollte. Ich denke, der Mensch sollte anstreben in Harmonie mit der Welt zu leben, ohne aber zu sehr im Materiellen aufzugehen. Das wirklich wichtige ist das Geistige, aber eine schöne Landschaft oder die Tierwelt kann ebenfalls eine Möglichkeit sein, den Schöpfer aus der Schöpfung abzuleiten, was für manche Menschen zunächst ein wesentlich einfacherer Zugang zur Transzendenz ist als der eigentliche Glaube. 


(26-10-2025, 16:15)petronius schrieb:
Zitat:Die Wissenschaftslogiker stellen es gerne so dar, dass nur ihre Logik Gültigkeit hat und das alles, was mit Glauben zu tun hat, irrationaler Natur ist. Dies sehe ich nicht so

es ist halt nur für den objektiven befund höchst irrelevant, wie du persönlich etwas zu sehen beliebst


Im Bereich der Glaubenslogik ist es eben genau umgekehrt. Hier hat subjektives Erleben wesentlich mehr Bedeutung als gemessene Daten. 


(26-10-2025, 16:15)petronius schrieb:
Zitat:Der erste Grundstein dafür ist die bekannte philosophische Feststellung, dass es überhaupt etwas gibt und nicht nichts. Es ist meines Erachtens wesentlich rationaler davon auszugehen, dass Gott die Welt erschaffen hat, als davon auszugehen, dass die Welt einfach so aus dem Nichts heraus entstanden ist

erstens: leite das rational her
zweitens: wer soll denn zweiteres behaupten?


Es ist rationaler, davon auszugehen, dass Gott die Welt erschaffen hat, weil diese unglaubliche Menge an Materie, die das Universum ausmacht, doch irgendwo hergekommen sein muss. Und auch die Zeit, die ja für jeden wahrnehmbar und auch messbar ist, muss doch einen Anfangspunkt gehabt haben.

Das sagen ja auch Wissenschaftler, die die Urknalltheorie vertreten. Sie sagen, es macht keinen Sinn, danach zu fragen, was vor dem Urknall war, weil es vor dem Urknall keine Zeit gab. Materie ist aber direkt an Zeitlichkeit gebunden, deshalb konnte es vor dem Urknall auch keine Materie geben, oder um genauer zu sein: Alle Materie war laut dieser Theorie vor dem Urknall zu einem unendlich dichten und unendlich schweren Punkt zusammengepresst, was nichts ist, was man als einen gewöhnlichen Zustand der Materie bezeichnen könnte, also war es keine eigentliche Materie sondern eben eine Singularität.

Und - sofern diese Theorie überhaupt stimmt, was niemand weiß, denn man kann sie durchaus anzweifeln - dann gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder diese Singularität hat zuvor ewig existiert, was keinen Sinn macht, weil: Wieso sollte eine bereits ewig existierende Singularität sich plötzlich dazu entscheiden, aus einer Laune heraus ein Universum zu erschaffen, das dann auch noch rein zufällig absolut optimiert für organisches Leben ist? Oder die andere Möglichkeit: Diese Singularität ist einfach so aus dem Nichts entstanden, was ebenfalls keinen Sinn macht. 

Deshalb sagte ich ja bereits im Eingangsposting, dass schon hier - bei der grundlegendsten aller Fragen - nämlich der Frage nach dem Ursprung der Welt an sich, die Gotteslogik rationaler und einleuchtender ist als die Wissenschaftslogik.
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RE: Wissenschaftslogik und Glaubenslogik - von subdil - 26-10-2025, 18:05

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