24-09-2007, 12:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-09-2007, 18:55 von Alanus ab Insulis.)
vates schrieb:Nur mal so, das Universum ist sehr alt, die Erde ein wenig jünger, die Menschheit extrem jung und die Vorstellung von Religion noch viel jünger und der Glaube an Götter noch viel jünger. Das heißt der ganze Theismus ist extrem jung, was heißt Götter sind eine Erfindung des Menschen und nur diese Erklärung gibt Göttern einen Sinn und eine sehr illusionäre Existenzberechtigung.
Falsch!
Du übersiehst in deiner rein quantitativen Aufzählung, das das einzige Wesen, welches überhaupt rational fähig ist einen Gott zu erkennen, der Mensch ist. Ein Universum oder ein Planetoid oder ein Pantoffeltierchen oder ein Spinosaurus sind dazu nicht in der Lage. Folglich ist es auch nicht möglich nur auf Grund eines Fehlens von Religion, in einem Teil unseres Universums oder zu einer gewissen Periode unserer Zeitrechnung, auf ein nicht-existieren von Gott zu schließen.
Weiterhin ist deine Behauptung, dass der Theismus jünger ist als die Menschheit ungenau. Zwar magst du damit recht haben, wenn du eine konkreten Theismus meinst, aber viele Verhaltensmuster oder erhaltene kulturelle Objekte aus der Frühzeit des Menschen lassen auf eine religöse Sittlichkeit schließen. Mir scheint es daher evident zu sein, das homo sapiens immer auch mit dem Beginn seiner kulturschaffenden Leistung homo religiosus ist.
vates schrieb:llerdings zeigt die Erfindung der Götter durch den Menschen, auch nur den Unwillen vieler Menschen sich nicht hinter einer rosa Brille zu verstecken, Verantwortung zu akzeptieren und sich einen Platz im Leben oder einen Sinn zu suchen, Schuld und die Sinnlosigkeit
von Kathastrophen zu akzeptieren, Ideale zu vertreten, weil sie es
wollen nicht, weil es etwas erfundenes ihnen vorschreibt, mutig einem eigenen Weg zu fogen ...
Ich sehe das anders.
Denn gerade weil der Mensch sein Handeln in der Letztverantwortung vor Gott sieht, wird er Katastrophen, Unheil und Schuld akzeptieren. Warum wird denn immer gleich das Vorhandensein von Wehklagen und Unverständis als ein fundametaler Zweifel an dieser Überzeugung gesehen. Ich möchte den Atheisten und Agnostiker sehen, der nicht einmal in seinem Leben fundametale Zweifel an seiner Weltanschauung, politschen Überzeugung und Kulturidealen hat. Im Gegenteil, ich bin der Überzeugung, wenn all das nur Konvention ist und Ideale wie Freiheit, Selbstbestimmung, Würde und Menschenrechte abhänig sind vom Willen des Menschen, dann kann es keine un-bedingte Verantwortung geben. Denn jede Konvention, jeder Contract, jeder Vertrag und jeder Übereinkunft ist kündbar, sie sind weder ewig noch sind sie unbedingt, sondern durch Bedinungen notwendig. Und genau deshalb hat der Glaube an die Verantwortung vor Gott, dem jeder Mensch als Richter Rechnung zu geben hat und der Urgrund und Urbedingung aller menschlichen Würde ist und somit unbedingter Garant seiner Rechte und Pflichten ist, keinen gesellschaftlichen Nihilismus zur Folge, wie du vates in beschrieben hast, sondern einen ausgeprägten Sinn für Moral, Ethik und Verantwortung (Das es in jeder Zivilisation und Kultur Menschen gibt, die sich, trotz Glaube, dieser Verantwortung entziehen ist unbestritten).
vates schrieb:Außerdem ignoriert sie und kann nicht erklären, weshalb, wenn was dran wäre, es viele Religionen ohne Götter gibt,...
Warum sollte soetwas nicht erklärt werden können. Frag doch einmal ein paar gelehrte Gläubige der verschiedenen Religonen und du wirst je eine andere Antwort hören und dennoch jeweils einen Funken Wahrheit.
Die Katholische Kirche erkärt es z.B ihrerseit so:
"Die innere Überzeugung in den anderen Religionen ist hingegen jene Gesamtheit an Erfahrungen und Einsichten, welche die menschlichen Schätze der Weisheit und Religiosität ausmachen, die der Mensch auf seiner Suche nach der Wahrheit in seiner Beziehung zum Göttlichen und Absoluten ersonnen und verwirklicht hat." (vgl. Erklärung "Dominus Jesus")
vates schrieb:Zudem die Existenz von etwas zu beweisen in dem man als Beweis, die Leute anführt die daran glauben möchten, ist kein Beweis oder eine Theorie, sondern eine bloße Illusion, weil man verkrampft nach einem Beweis sucht. [...] Der Glaube an Götter hingegen kennt keine Beweise ...
Immerhin sind wir uns einig, dass es keinen Beweis, und schon gar keinen im naturwissenschaftlichen Sinne, für Gott und jede andere transzendentale Wirklichkeit gibt. Aber das braucht es ja auch nicht, sondern nur den Glauben, an die in ihm verwirklichte Wahrheit und diese vermag der Mensch sehr wohl zu erkennen.
Phil Bosmans hat es, in einem Bild, so ausgedrückt:"Ich glaube an Gott, so wie ein Blinder an die Sonne glaubt, nicht weil er sie sieht, sondern weil er sie fühlt."
vates schrieb:immerhin sollte sich da einem Gläubigen die Frage stellen,
wieso ist der oben so grausam, erst schafft er was und dann hat er keine Lust mehr und läßt es kaputt gehen, statt dem Universum eine Form zu geben, die unkaputtbar ist.
Wer verliert sich jetzt in Illusionen und nimmt seine Verantwortung nicht an und schiebt sie auf Gott ab? Ich halte es für müsig darüber zu spekulieren warum Gott nicht eine perfekte Welt geschaffen hat, sie ist wie sie ist! Wenn Gott sie schuf, dann weil es sein Wille war, dass sie genauso sei...bis zum dem Punkt, dass er auch meine klägliche Existenz wollte. Hat er sie nicht geschaffen, dann erübrigt sich alles spekulieren, warum etwas ist wie es ist und nicht anders ist als es ist in mehr oder weniger evidenten philosophischen Meinungen.
Übrigens gerade der erste Schöpfungsbericht, lässt uns da auf mythologische Weise einen anderen Blickwinkel einsehen. Gen 1, 27 beschreibt die Welt als sehr gut, als das paradeison. Vlt. ist einzig und allein die menschliche Selbstsucht, die seine enormen Kulturleistungen immer wieder auch zum "Tyrannisierenden Gesellschafts-Etwas" (vgl. Fontanes "Effi Briest") werden lassen.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)

