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öffentliche schreine/ältäre für götter eine provokation???
#58
Ahriman schrieb:Versucht man, ihn festzunageln, wird er sich "auf das große Geheimnis um Gott" zurückziehen.

Wusstest du Ahriman, dass Meister Eckhardt einmal genau in diesem kontext folgenden Satz sagte: "Etliche Leute wollen Gott mit Augen schauen, so wie sie eine Kuh betrachten, und wollen Gott genauso lieben, wie sie eine Kuh lieben."

Mir scheint dies ist dein Grundproblem. Du argumentiert im Zusammenhang von Gott als wäre er eine Kuh, derren Größe und Gewicht man messen und derren Existenz man evident beweisen kann.
Dir kommt gar nicht in den Sinn, dass Gott eben kein Sachverhalt unserer sinnlichen Wirklichkeit ist, wie eben eine Kuh, und das man deswegen auch Gott nicht festnageln kann. Alles reden, und jedes Reden von Gott ist Theologie (Rede/Lehre von Gott), ist und bleibt endlich, unvolkommen, ungenau und unzureichend. Daher verwenden viele Menschen, Philosophen wie Theologen, Physiker und Mathematiker, Bauern und Farmer, Könige und Politiker die einfachsten oder kompliziertesten Satzkonstruktionen um das eine Wesen zu umschreiben von dem niemand eine umfassende Erkenntnis hat.

Und genau dessen ist sich Paulus auch bewusst, wenn er in Anlehnung an Jesaja und Hiob fragt: "Wie unergründlich sind seine (Gottes) Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Denn wer hat die Gedanken des Herrn erkannt? Oder wer ist sein Ratgeber gewesen?" (Röm 11, 33f)

Ahriman schrieb:So hat es schon der sexfeindliche Paulus gemacht, der von dem ihm peinlichen Jesus-Wort, Mann und Frau werden ein Fleisch sein, dann sagte, dies sei ein großes Geheimnis bei Gott.

Ersteinmal war Paulus wohl kaum sexualfeindlich, auch wenn du das immer wieder behauptest. Im schlimmsten Falle kann man ihm eine antikes, vor allem jüdisches, sexualempfinden bzw. Gesellschaftsbild vorwerfen, welches von vielen urchristlichen Gemeinden, besonders in Syrien keinesfalls zu 100% geteilt wurde!

Weiterhin möchte ich zu deiner Aufklärung beitragen, indem ich dir kurz erläutere was es mit dem Wort Mysterium im biblischen, christlich und kirchlichen Kontext wirklich bedeutet.
Denn das was du so unwissend als ein Ausweichen auf unbetretbares Gebiet, auf Geheimniswäscherei abstempelst ist in Wahrheit ein zentraler biblischer Begriff mit eminenter Aussagekraft. Den das Wort Mysterium, das unzureichend in diesem Kontext mit Geheimnis überstzt wird, meint nicht etwas was niemand wissen darf, sondern viel mehr etwas, dass zu unserem Heil geoffenbart wurde.

Kurz zusammenfassen könnte man es so (Vorsicht!!! theologisches Gewäsch):
1. Das Mysterium als Offenbarung des Heilswillen Gottes und seiner Wirklichkeit in unserer (Heils-)Geschichte.
2. Das Myterium der Liturgie als einen ausserordentlichen Ort und Moment der Heilsanamnese und Vergegenwärtigung der Heilstaten Gottes, sodass der Gegenwärtige in einen realen Vollzug eingebunden ist.

Beispiele:
Ein Loblied auf das Mysterium des Heilsplanes Gottes (1.) findet sich zum Beispiel im Epheserbrief:

"Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus: Er hat uns mit allem Segen seines Geistes gesegnet durch unsere Gemeinschaft mit Christus im Himmel. Denn in ihm hat er uns erwählt vor der Erschaffung der Welt, damit wir heilig und untadelig leben vor Gott; er hat uns aus Liebe im Voraus dazu bestimmt, seine Söhne zu werden durch Jesus Christus und nach seinem gnädigen Willen zu ihm zu gelangen, zum Lob seiner herrlichen Gnade. Er hat sie uns geschenkt in seinem geliebten Sohn; durch sein Blut haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade. Durch sie hat er uns mit aller Weisheit und Einsicht reich beschenkt und hat uns das Geheimnis seines Willens kundgetan, wie er es gnädig im Voraus bestimmt hat: Er hat beschlossen, die Fülle der Zeiten heraufzuführen, in Christus alles zu vereinen, alles, was im Himmel und auf Erden ist. Durch ihn sind wir auch als Erben vorherbestimmt und eingesetzt nach dem Plan dessen, der alles so verwirklicht, wie er es in seinem Willen beschließt; wir sind zum Lob seiner Herrlichkeit bestimmt, die wir schon früher auf Christus gehofft haben. Durch ihn habt auch ihr das Wort der Wahrheit gehört, das Evangelium von eurer Rettung; durch ihn habt ihr das Siegel des verheißenen Heiligen Geistes empfangen, als ihr den Glauben annahmt. Der Geist ist der erste Anteil des Erbes, das wir erhalten sollen, der Erlösung, durch die wir Gottes Eigentum werden, zum Lob seiner Herrlichkeit." (Eph 1, 3-14)

Es geht also nicht um Verschleierung und Geheimniskrämerei wenn vom Mysterium gesprochen wird, sondern um Offenbarung.

Das zweite was in theologische Schriften als Mysterium bzw. als Mysterien bezeichnet wird, sind diejenigen Ritualien in denen das Geheimnis Gottes und seine Offenbarung vergegenwärtigt wird. So beschreibt Ambrosius von Mailand in seiner Schrift de mysteriis die Taufe als Ort und Akt der Erlösung. In ihr wird das Geheimnis (Mysterium) der Erlösung offenbar und wird Wirklichkeit.

"Jetzt mahnt die Zeit zur Besprechung der Mysterien [Taufe, Firmung und Eucharistie] und zur Enthüllung des Wesens der Sakramente selbst. [...] So öffnet denn eure Ohren und kostet des süßen Wohlgeruches des ewigen Lebens, der euch mit der Gabe der Sakramente eingehaucht wurde! Denn das wollten wir euch zu verstehen geben, als wir bei der geheimnisvollen Zeremonie der apertio die Worte sprachen: „Epheta, das heißt öffne dich!“ Jeder, der zum Gnadenborn hinzutreten sich anschickte, sollte wissen, wonach gefragt würde, mußte im Gedächtnis haben, was er zu antworten hätte."

Auch die liturgischen Mysterien sind keine Instrumente der Verschleierung. Im Gegenteil die Bischöfe der alten Kirche (s. Ambrosius) machen in eindringlichen mystagogischen Katechesen auf ihren Inhalt, Ihre Bedeutung aufmerksam und bezeugen, dass die Mysterien ein Eintauchen in die Gegenwart des lebendigen Gottes und die Erfahrung seines Heilswillens sind. Die Neophyten (Neugetauften), denen diese Katechesen gelten, werden hier nicht entmündigt, sondern viel mehr aufgeklärt über die Bedeutung des Glauben und seiner Entfaltungen.
Erstaunlich was man damals Armen und Reichen, Analphabeten und Philosophen zugemutet hat, nämlich Wissen um ihren Glauben. Und ich bin überzeugt, dass nur Wissen und Erkenntnis unseres Glaubens (sprich Theologie) eine geeignete Grundlage für die Zukunft der Kirche bilden können. Aber dazu gehört auch der Wille sich diesen Dingen zu öffnen und sich nicht von vornherein zu verdammen, so wie du es tust Ahriman, ohne Kenntnis der Sachlage.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
-
Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Nachrichten in diesem Thema
vielleicht kann man? - von Gerhard - 19-09-2007, 02:25
RE: öffentliche schreine/ältäre für götter eine provokation??? - von Alanus ab Insulis - 04-10-2007, 00:24

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