08-10-2007, 18:37
Presbyter schrieb:vates schrieb:Nur mal so, das Universum ist sehr alt, die Erde ein wenig jünger, die Menschheit extrem jung und die Vorstellung von Religion noch viel jünger und der Glaube an Götter noch viel jünger. Das heißt der ganze Theismus ist extrem jung, was heißt Götter sind eine Erfindung des Menschen und nur diese Erklärung gibt Göttern einen Sinn und eine sehr illusionäre Existenzberechtigung.
Falsch!
Du übersiehst in deiner rein quantitativen Aufzählung, das das einzige Wesen, welches überhaupt rational fähig ist einen Gott zu erkennen, der Mensch ist. Ein Universum oder ein Planetoid oder ein Pantoffeltierchen oder ein Spinosaurus sind dazu nicht in der Lage. Folglich ist es auch nicht möglich nur auf Grund eines Fehlens von Religion, in einem Teil unseres Universums oder zu einer gewissen Periode unserer Zeitrechnung, auf ein nicht-existieren von Gott zu schließen.
Weiterhin ist deine Behauptung, dass der Theismus jünger ist als die Menschheit ungenau. Zwar magst du damit recht haben, wenn du eine konkreten Theismus meinst, aber viele Verhaltensmuster oder erhaltene kulturelle Objekte aus der Frühzeit des Menschen lassen auf eine religöse Sittlichkeit schließen. Mir scheint es daher evident zu sein, das homo sapiens immer auch mit dem Beginn seiner kulturschaffenden Leistung homo religiosus ist.
Genau das ist ja das was gegen einen Gott spricht und überhaupt gegen
Götter, daß erst der Mensch so dumm war sich zum Sklaven seiner eigenen Erfindung bzw. Ängste zu machen. Oder aber die besondere Dummheit oder Arroganz des Menschen ist zu meinen als einziges das zu haben.
Diese Religiösität war aber, sofern es eine gab, immerhin wissen wir nicht ob die Steinzeit-Veni nicht Spielzeug waren, geprägt von Umgang mit der Angst vor der Natur und der Natur. Die Menschen mußten überleben und waren in einer tödlichen Welt zu hause, hatten keine Ahnung, was Blitze sind, das Überleben mußte erkämpft werden, ob man nun Jäger war oder Bauer, und selbst das Fortpflanzen war ein Abenteuer für sich, das nicht selten mit dem Tod der Nachkommenschaft und der Mutter endete. In einem Bottich aus Angst und Kampf kommen Menschen nicht gerade selten
auf extrem dumme Ideen und Vorstellungen.
Die Religion war am Anfang vermutlich von Geisterwesen bestimmt und dem Schamanismus ähnlich, erst mit der Zeit gab Naturprinzipien die Göttergestalt. Jedes Polytheistische Pantheon ist geprägt von den Nöten, Ängsten und Bedürfnissen seiner Gläubigen, die antiken vorderasiatischen
Zivilisationen von der Sicherheit der Herden, dem Wassermangel und dem
Abringen des Lebensnotwendigen einer teils lebensfeindlichen Gegend, das Pantheon der Wikinger von Herrn über Kampfglück, Seefahrt und Bedrohungen der Seefahrt. Die alten Religionen hatten Beweise für Götter nicht nötig, da die Götter gleich mit Erscheinungen in der Natur waren, also
greifbar waren, daher auch bei Griechen und Römern die Glorifizierung des Hirtenlebens, eines Lebens unter den Götterkräften, -mächten und -wesen.
Das Christentum ist Glaube ohne Grund und Glaube um des Glaubens willen.
Der Hinduismus glaube an ein Ende der Wiedergeburt der Seele, dem auch die Götter unterworfen sind, da jede Seele, das Potential in sich trägt, das entsprechende Karma vorausgesetzt, Gott oder Dämon zu werden.
Schon mal "Der Herr der Fliegen" gelesen. Darin sieht man wie aus Ängsten und Konfrontation mit dem Unbekannten Religion entsteht, wie die Überreste eines Fallschirmspringers zum bösen Monster werden, das man mit Gaben besänftigen muß.
vates schrieb:llerdings zeigt die Erfindung der Götter durch den Menschen, auch nur den Unwillen vieler Menschen sich nicht hinter einer rosa Brille zu verstecken, Verantwortung zu akzeptieren und sich einen Platz im Leben oder einen Sinn zu suchen, Schuld und die Sinnlosigkeit
von Kathastrophen zu akzeptieren, Ideale zu vertreten, weil sie es
wollen nicht, weil es etwas erfundenes ihnen vorschreibt, mutig einem eigenen Weg zu fogen ...
Ich sehe das anders.
Denn gerade weil der Mensch sein Handeln in der Letztverantwortung vor Gott sieht, wird er Katastrophen, Unheil und Schuld akzeptieren. Warum wird denn immer gleich das Vorhandensein von Wehklagen und Unverständis als ein fundametaler Zweifel an dieser Überzeugung gesehen. Ich möchte den Atheisten und Agnostiker sehen, der nicht einmal in seinem Leben fundametale Zweifel an seiner Weltanschauung, politschen Überzeugung und Kulturidealen hat. Im Gegenteil, ich bin der Überzeugung, wenn all das nur Konvention ist und Ideale wie Freiheit, Selbstbestimmung, Würde und Menschenrechte abhänig sind vom Willen des Menschen, dann kann es keine un-bedingte Verantwortung geben. Denn jede Konvention, jeder Contract, jeder Vertrag und jeder Übereinkunft ist kündbar, sie sind weder ewig noch sind sie unbedingt, sondern durch Bedinungen notwendig. Und genau deshalb hat der Glaube an die Verantwortung vor Gott, dem jeder Mensch als Richter Rechnung zu geben hat und der Urgrund und Urbedingung aller menschlichen Würde ist und somit unbedingter Garant seiner Rechte und Pflichten ist, keinen gesellschaftlichen Nihilismus zur Folge, wie du vates in beschrieben hast, sondern einen ausgeprägten Sinn für Moral, Ethik und Verantwortung (Das es in jeder Zivilisation und Kultur Menschen gibt, die sich, trotz Glaube, dieser Verantwortung entziehen ist unbestritten).
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Moral, Werte, Ehrvorstellung und alles andere sind beliebig definierbar und jede Religion legt das ganze anders fest, für die einen waren Menschenopfer eine Strafe, für andere etwas ganz besonderes, während im Christentum allein das Opfern schon etwas Böses ist. Genauso ist es der Gott, das Christentum hat einen, die meisten ausgelöschten und wiederbelebten sehr viele, im Hinduismus gibt es so viele Götter, daß ganze
unübersichtlich wird, und vor allem, die Möglichkeit selbst einer zu werden.
Wer einen Gottglauben beweisen will, muß alle Gottesvorstellung unter einem Hut bringen und dabei die Hürde die Naturfaktoren und Gesellschaftlichen Einflüsse und Hinterlassenschaften auszuklammern.
vates schrieb:Außerdem ignoriert sie und kann nicht erklären, weshalb, wenn was dran wäre, es viele Religionen ohne Götter gibt,...Warum sollte soetwas nicht erklärt werden können. Frag doch einmal ein paar gelehrte Gläubige der verschiedenen Religonen und du wirst je eine andere Antwort hören und dennoch jeweils einen Funken Wahrheit.
Die Katholische Kirche erkärt es z.B ihrerseit so:
"Die innere Überzeugung in den anderen Religionen ist hingegen jene Gesamtheit an Erfahrungen und Einsichten, welche die menschlichen Schätze der Weisheit und Religiosität ausmachen, die der Mensch auf seiner Suche nach der Wahrheit in seiner Beziehung zum Göttlichen und Absoluten ersonnen und verwirklicht hat." (vgl. Erklärung "Dominus Jesus")
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Hier zu argumentieren ist sinnlos. Da das ebenso wie das untere auf das
physikalische Potential als Gottesbeweis gerichtet war.
vates schrieb:Zudem die Existenz von etwas zu beweisen in dem man als Beweis, die Leute anführt die daran glauben möchten, ist kein Beweis oder eine Theorie, sondern eine bloße Illusion, weil man verkrampft nach einem Beweis sucht. [...] Der Glaube an Götter hingegen kennt keine Beweise ...
Immerhin sind wir uns einig, dass es keinen Beweis, und schon gar keinen im naturwissenschaftlichen Sinne, für Gott und jede andere transzendentale Wirklichkeit gibt. Aber das braucht es ja auch nicht, sondern nur den Glauben, an die in ihm verwirklichte Wahrheit und diese vermag der Mensch sehr wohl zu erkennen.
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Würde ich nicht sagen, mir geht es dabei um folgendes, wer mit dem Spielzeug der Naturwissenschaft seinen Gottesglauben rechtfertigen will, sollte die Regeln und Grundsätze der Naturwissenschaft befolgen und das
funktioniert nicht. Allerdings wenn es einen Gott oder Götter gebe, wären deren Wirken in Form von Wundern wohl nachweißbar, auch naturwissenschaftlich. Da Götter aber wie Vorstellungen von Ehre, Moral oder vom idealen Staat funktionieren, also vom Menschen geschaffene Einbildungen oder Vorstellungen sind, geht das nicht, man kann nur die Abwesenheit oder die Nichtexistenz von etwas, wenn es existiert. Bei der Beweissuche für einen Gott in der Naturwissenschaft muß der Gläubige scheitern, genauso wie jemand der nach Beweisen für seine Moralvorstellung sucht.
beweisen
Phil Bosmans hat es, in einem Bild, so ausgedrückt:"Ich glaube an Gott, so wie ein Blinder an die Sonne glaubt, nicht weil er sie sieht, sondern weil er sie fühlt."
Tja und da kommen wir zu den Dingen, die Religion früher prägte, die Leute hatten
vates schrieb:immerhin sollte sich da einem Gläubigen die Frage stellen,
wieso ist der oben so grausam, erst schafft er was und dann hat er keine Lust mehr und läßt es kaputt gehen, statt dem Universum eine Form zu geben, die unkaputtbar ist.
Wer verliert sich jetzt in Illusionen und nimmt seine Verantwortung nicht an und schiebt sie auf Gott ab? Ich halte es für müsig darüber zu spekulieren warum Gott nicht eine perfekte Welt geschaffen hat, sie ist wie sie ist! Wenn Gott sie schuf, dann weil es sein Wille war, dass sie genauso sei...bis zum dem Punkt, dass er auch meine klägliche Existenz wollte. Hat er sie nicht geschaffen, dann erübrigt sich alles spekulieren, warum etwas ist wie es ist und nicht anders ist als es ist in mehr oder weniger evidenten philosophischen Meinungen.
Übrigens gerade der erste Schöpfungsbericht, lässt uns da auf mythologische Weise einen anderen Blickwinkel einsehen. Gen 1, 27 beschreibt die Welt als sehr gut, als das paradeison. Vlt. ist einzig und allein die menschliche Selbstsucht, die seine enormen Kulturleistungen immer wieder auch zum "Tyrannisierenden Gesellschafts-Etwas" (vgl. Fontanes "Effi Briest") werden lassen.
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Der Gott des Christentums ist im Grunde die Inkarnation der Perfektion, also ist die Hauptfrage, wie kann etwas perfektes, allwissendes etwas fehlerhaftes schaffen. Ein Meisterschmied schmiedet außer sein Körper und Geisteszustand sind gegen ihn eine perfekte Klinge aus dem gegebenen Metall, ein wirklicher Meister der Archäologie kann ein Bauwerk so perfekt
rekonstruieren, wie es der Befund zu läßt. Ein Mensch baut Mist, wenn er
a) keine Ahnung b) keine Erfahrung c) Mist bauen muß, will oder kann d)
die Voraussetzungen nicht mehr hergeben kann, während ein Gott, im christlichen Sinne nur mit voller Absicht Mist bauen kann. Ein Gott im antiken griechischen Sinne, ist ebenso unvollkommen, wie ein Mensch und hat im Gegensatz zum Menschen auf keinem Fall etwas mit der Beschaffenheit des Universums zu tun, während der Mensch in der Theorie in der lage sein kann ein perfektes Universum zu schaffen oder einen biologisch perfekten Menschen.